UZ 49 Webinar "Transparenz"
© Österreichisches Umweltzeichen

UZ 49 Webinar "Transparenz und wie sie dazu beitragen kann, Greenwashing zu verhindern"

EU Offenlegungs- und Transparenzstandards sollen "Green-Washing" entgegenwirken. Transparenzkriterien sollen Investor:innen helfen, profunde Investionsentscheidungen zu treffen.

Seit grüne und nachhaltige Investitionen am Markt sichtbarer wurden, haben auch die Debatten um das Thema „Greenwashing“ in der Finanzindustrie zugenommen. Umfragen unter Investor:innen zeigen, dass potenzielles Greenwashing für die Investor:innen ein Hinderungsgrund ist, nachhaltig zu investieren. Eine Möglichkeit dagegen vorzugehen ist, konsequent für Transparenz zu sorgen, damit Anleger:innen durch die bereitgestellten Informationen eine profunde Investmententscheidung treffen können. Die EU hat aus diesem Grund mit ihrem Aktionsplan für nachhaltige Finanzen eine Reihe von verbindlichen Offenlegungs- und Transparenzstandards für europäische Finanzmarktteilnehmer und ihre Produkte festgelegt.

Regulatorischen Überblick über die aktuellen EU-Transparenzanforderungen bei nachhaltigen Finanzprodukten

Transparenz allein sagt aber noch nichts über die tatsächliche Nachhaltigkeitsqualität von Finanzprodukten aus. Transparenz ist aber die Basis dafür, die Qualität der Nachhaltigkeit zu bestimmen. Aus diesem Grund setzen qualitative Gütesiegel wie das österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte auf Transparenz. Konkret beurteilt die Prüfstelle des Umweltzeichens anhand der europäischen Transparenzleitlinien für Nachhaltigkeitsfonds von EUROSIF (European Sustainable and Responsible Investment Forum) die Vollständigkeit und Transparenz der Darstellung. Dieser sogenannte Transparenzkodex läuft im Jahr 2023 jedoch aus.

Aus diesem Grund widmete sich das Webinar aus der Reihe „Grünes Geld für grüne Investitionen“ am 14. September 2023 einerseits der Frage, auf welchen Wegen bzw. mit welchen Instrumenten Transparenz bei nachhaltigen Finanzprodukten sichergestellt werden kann. Andererseits beschäftigte sich das Webinar mit der Frage, inwieweit Transparenz allein schon ausreichend ist, um für Nachhaltigkeit am Finanzmarkt zu sorgen.

Den ersten Input lieferte Georg Lehecka, Sustainable Finance Experte in der Finanzmarktaufsicht, mit einem regulatorischen Überblick über die aktuellen EU-Transparenzanforderungen bei nachhaltigen Finanzprodukten wie z.B. die EU-Offenlegungs-VO (SFDR) oder die „Guidelines zu ESG/Nachhaltigkeit in Fondsnamen“ der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA. Für die Offenlegung nach SFDR sind Fonds, die nachhaltigkeitsbezogene Aspekte berücksichtigen, verpflichtend zu klassifizieren (sog. Art. 8 und Art. 9 Fonds). Diese machen aktuell zusammen 43% des Gesamtfondsmarktes in Österreich aus. Nachhaltigkeit ist im Fondsmarkt im Mainstream angekommen, wie diese Zahlen eindrucksvoll belegen. Weiters verwies Georg Lehecka in seinem Vortrag darauf hin, dass die FMA 2023 einen verstärkten Aufsichtsfokus auf Greenwashing legt.

FNG-Fondsprofile

Im zweiten Vortrag des Webinars präsentierte Bernhard Engl, Vorstandsvorsitzender des FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen, die „FNG-Fondsprofile“. Diese Fondsprofile bieten eine gut lesbare Übersicht zu den nachhaltigen Anlagestrategien und relevanten Eckdaten von nachhaltigen Investmentfonds. Mit mittlerweile mehr als 600 Fondsprofilen will das FNG zur Transparenz beitragen und damit Anleger:innen und Finanzberater:innen unterstützen. Bernhard Engl wies explizit darauf hin, dass diese Profile aber keine Investitionsempfehlungen sind und auch keine Bewertung der Nachhaltigkeit eines Fonds.

Einblicke aus (europäischer) Konsument:innenperspektive

Unter dem Titel „Transparenz ist gut. Produktstandards sind besser“ lieferte Julian Müller, Sustainable Finance Officer, BEUC – Die Europäische Verbraucherorganisation, einen Einblick aus (europäischer) Konsument:innenperspektive. Er sieht ein generelles Problem mit der Produktqualität und meint, dass die Produkte weniger nachhaltig als versprochen sind. Er konstatiert der Branche keine bewusste Täuschung oder Gesetzesbruch. Er sieht Schwächen und Vagheiten im Gesetzesrahmen, gekoppelt mit einer hohen Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten.

Er fordert einen „echten Produktstandard für Anlageprodukte mit robusten Definitionen, Labeln, Mindestanforderungen und Pflicht zur unabhängigen Verifizierung von Produkten“.

Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte (VKI)

Einsichten zur Transparenz beim österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte lieferte Raphael Fink vom Umweltzeichenteam des Vereins für Konsumenteninformation. Mit Stand 13. September sind 317 Finanzprodukte mit dem Umweltzeichen zertifiziert. Mit dem Auslaufen des Transparenzkodex von Eurosif und den veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen braucht es Änderungen in den Transparenzverpflichtungen in der Umweltzeichenrichtlinie, die dieses Jahr überarbeitet wird. Raphael Fink sieht in den Labels wichtige Orientierungshilfen für Konsument:innen und Unternehmen und nennt Transparenz, Partizipation und Unabhängigkeit als zentrale Aspekte glaubwürdiger Gütesiegel.

Nach den Präsentationen beantworteten die Referenten die interessierten Fragen der Webinarteilnehmer:innen. Josef Behofsics vom Klimaschutzministerium bedankte sich bei den Referenten für die spannenden Vorträge und allen Teilnehmer:innen für ihre Fragen und Beiträge sehr herzlich. Susanne Hasenhüttl, ÖGUT, die als Moderatorin durch das Webinar führte, beendete die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass im Laufe der Woche die Präsentationen auf der ÖGUT-Website zur Verfügung gestellt werden.

Das Webinar wurde von der ÖGUT im Auftrag des Klimaschutzministeriums und in Kooperation mit dem VKI/Umweltzeichen durchgeführt. Die einzelnen Präsentationen stehen auf der Website der ÖGUT zum Download zur Verfügung: https://www.oegut.at/de/events/2023/09/uz-webinar-mit-transparenz-greenwashing-verhindern.php