Gruppenfoto
© VS St. Stefan am Walde

Insekten-Hotel und Mini-Nationalpark

„Wer hohe Türme bauen will, muss auf ein sicheres, stabiles Fundament achten.“ Wichtige Bausteine dieses „Fundaments“, auf dem das Leben der Kinder aufbaut, sind ökologisches Wissen und entsprechendes Handeln, das in der Volksschule St. Stefan am Walde im umfassend vermittelt wird.

Umweltfragen können nur gemeinsam gelöst werden. Und wo, wenn nicht in der Volksschule, sollte man mit dem Thema Umwelt beginnen? Daher ist es wichtig, dass immer mehr österreichische Schulen einen umweltorientierten Unterricht anbieten – und dafür das prägnante, nach außen „sichtbare“ Österreichische Umweltzeichen erhalten. Eine dieser Schulen ist jene in St. Stefan am Walde in Oberösterreich. Wir haben uns mit der Direktorin dieser Volksschule, Erna Allerstorfer, über den Unterricht an ihrer Schule – an der es auch „Insekten-Hotels“ und bald „Mini-Nationalparks“ geben wird – gesprochen.

Das Fundament legen

Im Oktober 2020 erhielt die Volksschule St. Stefan am Walde im oberösterreichischen Mühlviertel das Österreichische Umweltzeichen. Das pädagogische Konzept der Schule orientiert sich am Motto „Wer hohe Türme bauen will, muss auf ein sicheres, stabiles Fundament achten.“ Wichtige Bausteine dieses „Fundaments“, auf dem das Leben der Kinder aufbaut, sind ökologisches Wissen und entsprechendes Handeln.

Gesunde Jause
© VS St. Stefan am Walde

Gesundheit und Nachhaltigkeit

Die Volksschule St. Stefan am Walde ist zweiklassig: In einer Klasse werden gemeinsam erste und zweite Schulstufe, in der zweiten Klasse dritte und vierte Schulstufe unterrichtet. Dieser sogenannte „Abteilungsunterricht“ wird von 30 Kindern besucht. Geleitet wird die Kleinschule von Direktorin Erna Allerstorfer: „Ich kam im Herbst 2014 an die Schule. Seither steht hier der Umweltgedanke im Zentrum der pädagogischen Arbeit – auch weil er mir persönlich sehr wichtig ist.“ Den Kindern wird daher ganz im Sinne des Hundertwasserzeichens „Umweltbewusstsein“ und „ökologische Nachhaltigkeit“ vermittelt. Dazu wurden mit den SchülerInnen 20 Tipps für ein „grüneres Jahr“ sowie die 17 SDG’s (Nachhaltigkeitsziele) der Agenda 2030, die für alle Staaten der Welt Gültigkeit haben, erarbeitet. Aber auch „gesunde Lebensführung“ und „nachhaltige Gesundheitsförderung“ sind rot markierte Lernziele in den Jahresplanungen der an der Schule tätigen Pädagoginnen.

Kräutergeschenke
© VS St. Stefan am Walde

Warum hat sich die Schule um das Österreichische Umweltzeichen beworben? „Das war einfach die logische Konsequenz unserer jahrelangen, intensiven Beschäftigung mit den Themen ‚Bewegung‘, ‚Ernährung‘, ‚Umwelt‘ und ‚Nachhaltigkeit‘ im Unterricht, erklärt Erna Allerstorfer. Das Umweltzeichen ist eine nicht so leicht zu erreichende Topauszeichnung, die aber nach der Zertifizierung wie „ein Leuchtturm“ wirkt. Das bestätigt auch Schuldirektorin Allerstorfer: „Das Österreichische Umweltzeichen dokumentiert perfekt nach außen, dass Verantwortung gegenüber der Umwelt und nachhaltiges Handeln an unserer Schule tagtäglich praktiziert werden.“ Denn das Hundertwasser-Logo einer Schule ist immer ein Signal: Hier wird innovativ, umweltverantwortlich und nachhaltig unterrichtet!

Im Schulgarten aktiv sein

„Umweltbewusstsein, ökologische Nachhaltigkeit und gesunde Lebensführung werden den Kindern bei uns durch verschiedenste Projekte und Workshops vermittelt. Dabei steht immer das eigene Tun im Zentrum. So wird beispielsweise gemeinsam im Hochbeet Salat angesetzt oder Kapuzinerkresse angebaut. Außerdem verfügt die Schule über einen kleinen Kräutergarten. „Bei der geplanten, heurigen Schulsanierung möchten wir in einem eigenen Schulgarten Obstbäume pflanzen und zusätzliche Hochbeete anlegen.“ Bei Outdoor-Aktivitäten sammelten die Kids schon jetzt Blumen und Kräuter, legten individuelle Herbarien an und bauten „Insekten-Hotels“. Die Kinder lernten aber auch, wie mit dem schuleigenen Dörrex Äpfel, Kräuter und Gemüse getrocknet werden („Wintervorrat“).

Kinder im Kräutergarten
© VS St. Stefan am Walde

Mein Apfelbaum

Ein besonderes Anliegen ist Erna Allerstorfer das geplante Projekt „Mein Apfelbaum im Mini-Nationalpark“: „Sobald wieder Präsenzunterricht möglich ist, werden wir mit seiner Umsetzung starten. Dazu wird jedes Kind einen kleinen Apfelbaum im eigenen Garten – oder im Nachbarsgarten – betreuen und beobachten. Dieser individuelle ‚Mini-Nationalpark‘ – ich denke hier an eine Fläche von einem Quadratmeter – wird mit einem roten Band gut sichtbar abgegrenzt werden. Die kleinen Baum-Betreuer führen ein ‚Apfelbaum-Tagebuch‘, in dem sie die Entwicklung, die Veränderungen des Apfelbaumes und alles, was es in ihrem Mininationalpark rund um den Apfelbaum zu beobachten gibt, dokumentieren. So kann das Kind alle vier Jahreszeiten sehr bewusst miterleben.“ Anregungen dazu liefert das Kinderbilderbuch „Der Apfelbaum“ (1980) von Mira Lobe. Zum Projekt-Abschluss ist geplant, das Musical „Der Apfelbaum“ in der Schule aufzuführen.

Kinder beim Apfelbaum
© VS St. Stefan am Walde

Coole Sachen in der Schule? Ganz klar!

Das Lehrerinnen-Team um Direktorin Allerstorfer lässt im Unterricht „coole Sachen“ zu, auch wenn es darum geht, den Kindern Umweltbewusstsein zu vermitteln und zu verinnerlichen: „Bei der Aktion ‚Luftsprungpass‘ protokollierten wir das Lüftungsverhalten in den Klassen und entwarfen ein Logo, für das wir mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurden. Wir bekamen dafür ein Lüftungsgerät!“, freut sich die Schulleiterin. Mit Hilfe des Obmanns des Elternvereins stellten die Kinder Obst- und Kräutersäfte her. Diese wurden wie Kräutersalz und -tees am Weihnachtsmarkt in St. Stefan am Walde angeboten. Mit dem beachtlichen Erlös wurden neue Geräte für die bewegte Pause angekauft. Auch der Schutz des Wassers ist immer ein wichtiges Thema im Unterricht: Dazu studierten die Kinder das Musical „Die Müllhexe Rosalie und das Element Wasser“ ein. Die zentrale Botschaft der Aufführung war: „Für des Lebens größten Schatz gibt es nirgendwo Ersatz!“. Für dieses Engagement erhielt die Schule 2019 den oberösterreichischen Landespreis für Umwelt und Natur.

Darsteller des Wasser-Musicals
© VS St. Stefan am Walde

Zukunfts-Arbeit

Klar ist, dass die Kinder in St. Stefan am Walde durch diese Aktivitäten nicht nur für ihre eigene Zukunft lernen, sondern auch als wichtige Multiplikatoren für umweltorientiertes Verhalten in der ganzen Ortschaft agieren. Das passiert gerade auch mit Projekten, die sich außerhalb des Klassenzimmers ereignen, wie das Projekt „Mein Apfelbaum im Mini-Nationalpark“!

Informationen zum Österreichischen Umweltzeichen für Schulen und Pädagogische Hochschulen finden Sie hier.