Hände eincremen
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Nanotechnologie

Sie macht Elektronik leistungsfähiger, Beton härter und Fensterscheiben selbstreinigend. Auch in der Kosmetik hat die Nanotechnologie längst Einzug gehalten etwa bei Sonnencremes und Pflegeprodukten. Über Risiken und mögliche unerwünschte Wirkungen weiß man noch wenig.

Das geht unter die Haut

Sie macht Elektronik leistungsfähiger, Beton härter und Fensterscheiben selbstreinigend. Auch in der Kosmetik hat die Nanotechnologie längst Einzug gehalten etwa bei Sonnencremes und Pflegeprodukten. Über Risiken und mögliche unerwünschte Wirkungen weiß man noch wenig.

Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter oder ein Hunderttausendstel eines menschlichen Haares – also unglaublich winzig. Nur einzelne Atome oder Moleküle sind noch kleiner. Im Nanomaßstab herrschen eigene Gesetze. Mitunter entfaltet ein und derselbe Stoff völlig unterschiedliche Wirkung, wenn er statt im „Normalmaßstab“ als Nanopartikel vorliegt. Sich diese speziellen Eigenschaften zunutze zu machen, beflügelt zahlreiche Wissenschaftler und Entwicklungsabteilungen der Industrie. Auch die Natur zeigt uns vor, was mit nanostrukturierten Oberflächen alles möglich ist. An der Lotusblüte perlt Wasser einfach ab und die Geckos „kleben“ dank einzigartigem Fußsohlendesign mühelos an Decken. Eine faszinierende neue Welt tut sich auf.

Wie wirkt Nano auf Mensch und Umwelt?

Grundsätzlich fehlen detaillierte Studien zu Gesundheits- und Umweltaspekten für die verschiedenen Nanomaterialien. Die bisherige Forschung ist Stückwerk. Wenn es um die potenzielle Gefährlichkeit geht, muss man zunächst unterscheiden, um welche Substanz es sich handelt, ob sie fest in eine Struktur eingebunden ist oder in Form von Nanopartikeln an die Umwelt abgegeben werden. „Es steht außer Diskussion, dass man mit lungengängigen Teilchen extrem vorsichtig umgehen muss. Man weiß von Untersuchungen zum Thema Ultrafeinstaub, dass diese winzigen Teilchen eine Gefahr darstellen“, warnt etwa Hans-Peter Hutter, Vorstand der „Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt“.

Nanopartikel gehen allerdings auch unter die Haut. Und das macht sich die Kosmetikindustrie immer öfter zunutze. Sie werden etwa in Zahncremes eingesetzt, wo sie eine dünne Schicht, ähnlich dem natürlichen Zahnschmelz bilden und die Schmerzempfindlichkeit der Zähne reduzieren sollen. Man findet sie im Make Up und in Pflegeprodukten, wo sie Falten kaschieren oder gleich die Hautalterung verzögern sollen, Nanopartikel in Sonnencremes sollen für einen guten UV-Schutz sorgen und im Shampoo gegen schütteres Haar.

Besonders kritisch wird der Einsatz von Nanosilber gesehen. Damit werden aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung unter anderem Türklinken, Kühlschränke und auch Textilien beschichtet, aber auch Gesichtscremen wird Nanosilber beigemischt, weil es die Haut frisch aussehen lassen soll. Zwar ist Silber nur in extrem hohen Dosen für Menschen giftig, wenn es jedoch bei vermehrter Anwendung in Textilien und Kosmetikprodukten ausgewaschen wird, schädigt es die Mikroorganismen in Kläranlagen, in Gewässern und im Boden. Dann besteht die Gefahr, dass sich silberresistente Bakterien bilden. Will man dann Silber tatsächlich zur Desinfektion verwenden, muss das in immer größeren Dosen tun.

Nutzen oder Risiko?

„Man muss sich bei jeder Anwendung fragen, ob der Nutzen größer ist als das mögliche Risiko“, meint Hutter. „Beim antibakteriell beschichteten Kühlschrank ist er das sicher nicht.“ Auch wenn etwa Kosmetika mit Nanopartikel seit Juli 2013 gekennzeichnet werden müssen, fehlt für die KonsumentInnen eine seriöse Nutzen-Risiko-Abwägung. Wirtschaft und Wissenschaft sind gefordert, diese zu liefern.

Eine klare Antwort gibt das Umweltzeichen. Das europäische Eco-Label schließt in seiner Richtlinie für abwaschbare Kosmetikprodukte, also Duschgels, Shampoos, Seifen oder Zahnpasta den Einsatz von Nanosilber aus. Ende Juni wurde die Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens dahingehend verschärft, dass Nanotechnologie in diesem Produktbereich generell ausgeschlossen ist.