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Einweggeschirr: Bedenkliche Schadstoffe auch in Alternativen zu Plastik

Eine Erhebung im Frühjahr 2021 von Verbraucherorganisationen aus Dänemark, Frankreich, Italien, Spanien und dem VKI in Österreich zeigt, dass Alternativen zu Plastikgeschirr nicht so unbedenklich oder gar umweltfreundlich sind, wie sie häufig dargestellt werden: Von den 26 in Österreich erhältlichen Produkten waren 21 mit Schadstoffen belastet. 

Damit zeigt sich wieder, dass Einwegverpackungen und -geschirr unabhängig vom Material in vielerlei Hinsicht problematisch sind. Zusätzlich zum Ressourcenverbrauch entstehen über den gesamten Lebenszyklus unnötige CO2-Emissionen und am Ende landen sie nach einer sehr kurzen Nutzungsphase meist im Müll. Die enthaltenen Schadstoffe können nicht nur in die Umwelt, sondern auch in die Lebensmittel und damit in unsere Körper gelangen. Bei einem etwaigen Recycling der Produkte werden die Schadstoffe wieder in den Kreislauf gebracht. Daher werden beim Österreichischen Umweltzeichen diese Produkte so gut wie möglich vermieden.

Mehr als die Häfte der Produkte enthalten Schadstoffe

Seit 3. Juli 2021 dürfen in der EU keine Einwegprodukte aus Plastik mehr neu auf den Markt kommen. Als Alternativen drängen daher Produkte aus Karton, Palmblätter, Weizenfaser oder Zuckerrohrbagasse in die Regale. Geprüft wurde nun, ob solche Verpackungen Schadstoffe enthalten. Die Ergebnisse sind ernüchternd: nachgewiesen wurden u.a. fluorierte Verbindungen (sogenannte PFAS), Chlorpropanole, die krebserregend wirken, Pestizide und Aluminium. Bei 54 Prozent der geprüften Produkte lagen die Schadstoffe über diversen empfohlenen Richtwerten. Am meisten belastet waren Verpackungen aus Zuckerrohrbagasse, einem Abfallprodukt der Zuckerproduktion.

Für alternative Lebensmittelverpackungsmaterialien gibt es in der EU, anders als bei Kunststoffen, derzeit keine konkreten Vorschriften für die enthaltenen Chemikalien. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) ortet hier dringenden Handlungsbedarf.

Besonders alarmierend ist, dass in rund zwei Drittel der Produkte die nachgewiesenen PFAS-Konzentrationen über dem in Dänemark geltenden Richtwert lagen. Dänemark ist hier Vorreiter und bei Verpackungen in Dänemark, etwa von internationalen Fastfood-Ketten, wird der Grenzwert eingehalten, außerhalb Dänemarks aber weit überschritten. Dies wurde in einer Studie unter Beteiligung der deutschen Umweltorganisation BUND nachgewiesen.

Problematische Industriechemikalien reichern sich an

PFAS sind Industriechemikalien, die sich in der Umwelt anreichern und vom Menschen über die Nahrungskette aufgenommen werden können. Sie sind die Grundbausteine von Teflon und Goretex, und werden u.a. in wasser- und fettabweisende Innenbeschichtungen von Papier- und Kartonverpackungen verwendet. Diese sogenannten „forever chemicals“ zählen zu den problematischsten Umweltschadstoffen, die derzeit (noch) im Einsatz sind. Beim Menschen werden sie erst nach Jahren aus dem Körper ausgeschieden, haben negative Auswirkungen auf die Leber, den Fettstoffwechsel, die Reproduktion, das Immunsystem und die Schilddrüse. Bedrohlich ist auch, dass bei einer Belastung mit PFAS die Wirkung von Impfstoffen bei Kindern abnimmt.

Zahlreiche Organisationen fordern ihr Verbot. Auch die EU Kommission hat sich vorgenommen, diese Chemikalien weitestgehend vom Markt zu verdrängen. Dazu haben 5 Mitgliedsstaaten nun die Initiative ergriffen und einen Vorschlag zu einem allgemeinen Verbot von PFAS in der EU eingebracht.

Weiterführende Infos:

Der PFAS-Verpackungscheck (bund.net)

PFAS: Jahrhundertgifte in Konsumprodukten

PFAS: Perfluorierte Alkylsubstanzen zwischen Nutzen und Risiko (umweltbundesamt.at)