Das Heidenreichsteiner Moor am Prügelsteg (NÖ). Copyright by Horst Dolak.
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Natürliche Kreisläufe schützen

Moore zählen zu den gefährdetsten Lebensräumen Europas. Sie beherbergen hochspezialisierte Tiere und Pflanzen, sind riesige Treibhausgasspeicher und besitzen einen ästhetischen, wie spirituellen Wert!

Moore zählen zu den gefährdetsten Lebensräumen Europas. Sie beherbergen eine hochspezialisierte Tier- und Pflanzenwelt, wie den fleischfressenden Sonnentau und verschiedene Orchideen und Libellen, wie die Hochmoor-Mosaik-Jungfer. Die Grundlage für diese Arten bilden Torfmoose. Aus ihren absterbenden Pflanzenresten entsteht unter Luftabschluss Torf, wobei eine Mächtigkeit von zwei Metern etwa 2000 Jahre Entstehungszeit benötigt.

„Moore sind Feuchtgebiete, auf deren meist schwammigen Böden eigentümliche Vegetationen charakteristische Biotope bilden. Ständiger Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder durch austretendes Mineralbodenwasser hält den Boden sauerstoffarm und verhindert den vollständigen Abbau der pflanzlichen Reste, die stattdessen als Torf abgelagert werden. Das unterscheidet sie von Sümpfen, die gelegentlich austrocknen, weshalb deren organische Substanz vollständig zu Humus abgebaut wird. Lebende Moore wachsen durch Torfaufwuchs in die Höhe.“ [1]

Blick über ein Moor. Copyright by Alfaro Prieto. FreeImages.
© Alfaro Prieto. FreeImages.

Nur drei Prozent des weltweiten Festlandes sind Moorlandschaften. Trotz dieser geringen Fläche sind Moore enorme Treibhausgasspeicher und ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Große Mengen an Treibhausgasen werden dabei dauerhaft der Atmosphäre entzogen; global doppelt so viel wie durch die Biomasse der Wälder. Der Abbau dieser fossilen Rohstoffe geschieht in nur kurzer Zeit und bildet in unseren Breiten außerhalb des Energiesektors die bedeutendste Einzelquelle für Treibhausgase. Mit dem Torfabbau zerstört man nicht nur die Natur unwiederbringlich sondern holt auch gespeichertes CO2 aus dem Boden. Vor allem Weißtorf, der unseren Blumenerden beigemischt wird, ist nur entlang eines ganz schmalen, nördlichen Bandes der Erde abbaubar. Deshalb steht er nicht uneingeschränkt zur Verfügung.

Moore im Handel

Moore sind einzigartige Natur- und Lebensräume. Dennoch gehen in Europa jedes Jahr Moorböden verloren: etwa 64 Mio. m³ Torf werden jährlich abgebaut. Davon gehen je die Hälfte in die Energiegewinnung und in den Gartenbau.

Die Torfverwendung aufgelistet:

  • 50% Energie
  • 42% Blumenerde und Kultursubstrate
  • 5% Bodenverbesserer
  • 3% Andere

Das Österreichische Umweltzeichen hat stichprobenartige Untersuchungen in Gartencentern, Baumärkten sowie die Analyse von Webangeboten der Substrathersteller durchführen lassen und festgestellt, dass nur elf Prozent der Produkte torffrei sind. 89 Prozent der im Handel erhältlichen Substrate enthalten Torf, mit einem Mischanteil von 80 bis 90 Prozent. In Österreich selbst findet zwar kein Torfabbau statt, doch werden jedes Jahr große Mengen importiert.

Kinder beim Einsetzen von Jungpflanzen, ohne Torf. Copyright by Lebensart. iStockphotos.
© Lebensart. iStockphotos.

Damit dieser Lebensraum erhalten bleibt und wir im Zeitalter des Anthropozäns unserer Verantwortung gerecht werden können, entwickelte das Österreichische Umweltzeichen für den Gartenbau die Richtlinie UZ 32 "Torffreie Kultursubstrate, Bodenhilfsstoffe, Düngemittel und Komposte".

Torffreiheit ist Naturschutz

Naturschutz ist vielen Menschen ein Anliegen. Vor allem bewusste Gärtner*innen wollen den Lebensraum der Natur erweitern und nicht zu ihrer Zerstörung beitragen. Da kommen keine Unkrautvernichter ins Gras, keine Pestizide aufs Gemüse und kein Torf ins Blumenbeet. Doch es ist gar nicht so einfach, torffreie Erde zu kaufen.

Achten Sie auf das Österreichische Umweltzeichen! Neben qualitativ hochwertigen Produkten schützt deren Gebrauch zugleich schöne Naturjuwele, hemmt das Artensterben (laut aktuellem Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) sind eine Million Arten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht), verhindert das Freisetzen weiterer Treibhausgase und ist Teil einer Kreislaufwirtschaft, deren Modell viele Lösungen für die Zukunft birgt.

Der Rundblatt-Sonnentau ist u.a. eine Art die vor uns geschützt werden muss. Copyright by Wolfgang Dolak.
© Wolfgang Dolak.
Der Moorfrosch ist u.a. eine Art die vor uns geschützt werden muss. Copyright by Wolfgang Dolak.
© Wolfgang Dolak.

Zwei Arten die vor uns Schutz benötigen. Oben der karnivore Rundblatt-Sonnentau, unten die in der Paarungszeit blauen Moorfrösche.

Torffreie Erde. Copyright by JH Naturrein Biogarten GmbH.
© JH Naturrein Biogarten GmbH.

Achtung, ein Bio-Label garantiert nicht Torffreiheit. Die Verwendung des Begriffes "Bio" für Blumenerde ist durch keine gesetzliche Regelung gedeckt und nur etwa die Hälfte der Erden, die ein Bio-Label tragen, sind torffrei.

Einzig das Österreichische Umweltzeichen und das EU Ecolabel für Kultursubstrate und Bodenverbesserer garantieren Torffreiheit und verzichten auf sonstige erschöpfbare Ausgangsmaterialien, sie vermeiden energiereich erzeugte synthetische Dünger und verwerten pflanzliche und tierische Reststoffe.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Moor

DIE UMWELTBERATUNG - Torffreie Erden: https://www.umweltberatung.at/bluetenpracht-aus-torffreier-erde

Renaturierung und Naturschutzkonzepte für Feuchtgebiete: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/naturschutz/vielfaltleben/schutzprojekte/abgeschlossen/flora.html

IG Moorschutz: https://igmoorschutz.at/

Heidenreichsteiner Moor in NÖ: https://www.naturpark-heidenreichsteiner-moor.at/

IPBES #PandemicsReport: https://ipbes.net/pandemics

IPBES Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services: https://www.ipbes.net/global-assessment