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Engagement – Wie können Investor:innen Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit bewegen?

Um die Möglichkeiten von kollaborativen Engagement aufzuzeigen, fand am 24. April 2023 im Rahmen der Reihe „Grünes Geld für Grüne Investitionen“ ein Webinar statt, welches von der ÖGUT im Auftrag des Klimaschutzministeriums und in Kooperation mit dem Umweltzeichenteam im VKI durchgeführt wurde.

Unter (engl.) „Engagement“ ist der aktive und langfristige Austausch von Investor:innen mit Unternehmen zu verstehen, mit dem Ziel die Unternehmensführung für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen zu gewinnen (im Fachjargon Voice-Strategie genannt). Dies beinhaltet auch Stimmrechtsausübungen auf Hauptversammlungen und Aktionärsanträge (die sogenannte Vote-Strategie). Mit dem Ursprung in den USA kommt Engagement als Investmentstrategie auch in Europa bzw. in Österreich immer mehr zur Anwendung. Allerdings gibt es hier noch Luft nach oben, nicht zuletzt da diesem Ansatz eine hohe positive Wirkung im Sinne der Nachhaltigkeit zugeschrieben wird.

Durch die Veranstaltung führte Katharina Muner-Sammer (ÖGUT). Nach der Begrüßung von Josef Behofsics (BMK) gab Raphael Fink vom VKI einen Einblick in die Umweltzeichen-Richtlinie UZ 49 für nachhaltige Finanzprodukte. Dabei ging er auf den aktuellen Stellenwert von „Engagement“ in der UZ49 ein und gab einen Ausblick auf die mögliche Weiterentwicklung des Themas im Zuge der diesjährigen Überarbeitung der Richtlinie.

Rainer Ladentrog von der fair-finance Vorsorgekasse AG stellte „Shareholders for Change“, ein europäisches Netzwerk von institutionellen Investoren, vor. Das 2017 gegründete Netzwerk nimmt gemeinsam an Jahreshauptversammlungen teil und koordiniert die Stimmabgabe und/oder Einreichung von Fragen an Vorstände und Geschäftsführung zu Themen wie Arbeitnehmer- und Menschenrechte, Steuerpraktiken und Steuergerechtigkeit oder CO2-Emissionen und Klimawandel.

Im Anschluss wurde die PRI Collaboration Platform von Dustin Neuneyer (PRI – Germany & Austria) präsentiert. Diese Plattform ermöglicht es, PRI-Unterzeichnern[1] die Erstellung und Durchführung von Kollaborationen in Bezug auf ESG-Fragen wie z.B. Engagements, Gruppendiskussionen, Investor Statements und Investorenbriefe. Öffentlich zugänglich ist die „Resolution Database“. In dieser Datenbank sind weltweite Beschlüsse und Abstimmungen im Bereich „ESG“ bzw. Nachhaltigkeit einsehbar.

Einen Überblick über das Dienstleistungsangebot des Unternehmens ISS im Bereich Engagement und Proxy Voting gaben Marco Mansfeld und Georg Präauer von ISS ESG. Hier umfassen die kollaborativen Engagementangebote das normbasierte Engagement oder das themenspezifische Engagement. Beim normbasierten Engagement („Pooled Engagement“) wird Einfluss auf Unternehmen genommen, die internationale Standards im Bereich Arbeits- und Menschenrechte, Umwelt und Korruption nicht einhalten. Beim themenspezifischen Engagement wird mit Unternehmen, die im Bereich der Reduktion der Treibhausgasemissionen, Biodiversität, Gleichstellung der Geschlechter usw. keine Fortschritte zeigen, Kontakt aufgenommen. Dabei ist es wichtig, sich vorab Engagementziele zu setzen und entsprechende Indikatoren auszuarbeiten, damit der tatsächliche Erfolg des Engagements auch gemessen werden kann.

Nach den Präsentationen beantworteten die Referenten die Fragen der Webinarteilnehmer:innen und der Moderatorin. Josef Behofsics und Katharina Muner-Sammer bedankten sich für den Einblick in kollaborative Engagementangebote bei den Vortragenden und dem regen Interesse der rund 170 Teilnehmer:innen der Veranstaltung.

Die einzelnen Präsentationen und die Aufzeichnung des Webinars finden Sie auf der Website der ÖGUT.

Katharina Muner-Sammer und Susanne Hasenhüttl, ÖGUT


[1] Bei den UN Principles for Responsible Investment (UN PRI), deutsch: Prinzipien für verantwortliches Investieren (UNPRI), handelt es sich um eine 2006 gegründete Investoreninitiative in Partnerschaft mit der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms UNEP und dem UN Global Compact.