Unter der Lupe
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Das Umweltzeichen konkret: Marktkontrolle Nachhaltige Finanzprodukte

Alljährlich prüft der Verein für Konsumenteninformation (VKI) stichprobenartig bei Nachhaltigen Fonds die Einhaltung der Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens. Erfreuliches Ergebnis: Der Konformitätsgrad ist überragend, die Glaubwürdigkeit des Umweltzeichens hoch.

So läuft die Marktkontrolle ab

In vergangenen Jahren prüfte der VKI bei etwa jeweils fünfzehn Fonds die Einhaltung der Ausschlusskriterien – also, ob sich in den Fondsportfolien keine Titel finden, deren Kerngeschäft beispielsweise in Nuklearenergie, Rüstung oder der Förderung fossiler Brennstoffe liegt. Heuer wurde der Umfang der Marktkontrolle mithilfe einer externen Datenbank ausgeweitet: so konnten alle Anfang August 2021 62 zertifizierten Aktienfonds einer eingehenden Kontrolle unterzogen werden. Dazu wurden insgesamt 5 520 Unternehmenstitel einer umfassenden Untersuchung unterzogen. Der Blick war dabei besonders streng – deutlich strenger als die aktuellen Richtlinienkriterien. Warum diese Vorgangsweise? So konnte identifiziert werden, wo etwa noch letzte fossile Betroffenheiten liegen, welche Kriterien auf welche Weise umgesetzt werden und worauf zukünftige Richtlinienüberarbeitungen abzielen könnten. Jeder Fonds erhielt Rückmeldung in Form einer Liste von Titeln, die möglicherweise kontrovers zu betrachten sind.

Ergebnisse im Detail

106 Titel leuchteten aufgrund der möglichen Tangierung bestehender und mutmaßlich zukünftiger Ausschlusskriterien orange auf – 76 Prozent davon im Bereich fossiler Energien, 14 Prozent im Bereich Gentechnik, 9 Prozent im Bereich Rüstung und 5 Prozent im Bereich Nuklearenergie. Im fossilen Bereich herrscht – völlig richtlinienkonform – Betroffenheit durch zwei aktuell noch nicht ausgeschlossene Aktivitäten: einerseits durch die Energieerzeugung aus Erdgas, andererseits infolge des Transports und der Lagerung fossiler Brennstoffe. Gleichzeitig zeigte sich, auch im Austausch mit den Fondsgesellschaften, bei den meisten Titeln, dass diese im Einklang mit der aktuellen Richtlinie stehen: infolge der Marktkontrolle wurden letztlich 59 Titel tatsächlich ausgeschlossen und das zumeist eher vorsichtshalber denn infolge harter Betroffenheit. Das entspricht genau nur einem Prozent aller betrachteten 5 520 Titel.

Hohe Glaubwürdigkeit

Ein Konformitätsgrad von 99 Prozent zeigt, wie gut die Umweltzeichen-Kriterien vonseiten der Lizenznehmer umgesetzt werden. Auch beweist dies neuerlich, dass die hohe Glaubwürdigkeit des Österreichischen Umweltzeichen einer Reihe von Aspekten geschuldet ist: erstens den transparent einsehbaren, anspruchsvollen und alle relevanten Aspekte abdeckenden Kriterien. Zweitens der Vergabe des Siegels auf Basis unabhängiger Gutachten durch staatliche Seite. Drittens dem hohen Konformitätsgrad der mit dem Umweltzeichen ausgezeichneten Produkte, die selbst einer anspruchsvollen, bereits zukünftige Entwicklungen antizipierenden Stichprobenuntersuchung standhalten.

Zukünftige Entwicklungen

Auch wenn ein hoher Konformitätsgrad herrscht – das Rad der Zeit hat sich seit der letzten Überarbeitung der Richtlinie im Jahr 2019 weitergedreht. Daher werden weitere Ausschlüsse im Bereich fossiler Energien im Zuge der nächsten Überarbeitung der Richtlinie (2023) jedenfalls zur Diskussion gestellt werden. Namentlich der Umgang mit Energieerzeugung aus Erdgas ist dabei zentral – hier muss evaluiert werden, wie mit aktuellen Herausforderungen (Stichwort Klimakrise) im Rahmen des Österreichischen Umweltzeichens noch besser umgegangen werden kann, um dessen hohe Glaubwürdigkeit und Integrität zu bewahren.

Eine Übersicht über aktuell ausgezeichnete Lizenznehmer des Österreichischen Umweltzeichens für Nachhaltige Finanzprodukte findet sich hier.