Clever einkaufen – eine Erfolgsgeschichte
Anlässlich des Jubiläums 15 Jahre „UmweltTipp!“ haben wir die Expertin Jutta Kellner zur Initiative "Clever einkaufen für die Schule" über die Entwicklungen befragt.
Wie ist die Idee zur Initiative „Clever einkaufen für die Schule“ entstanden?
Die Idee, Schulsachen kritisch nach Umweltaspekten zu hinterfragen, gab es schon vorher in den 90er Jahren. Dann wurde es ruhig um das Thema. 2003 erfolgte ein neuer Anlauf in Form von „Produktblättern“ zu Schulmaterialien, daraus wurde der Einkaufsführer "Clever einkaufen für die Schule" und dann auch die gleichnamige Initiative des Umweltministeriums. 2008 kam schließlich der „UmweltTipp!“ als Kaufempfehlung des Umweltministeriums gemeinsam mit dem österreichischen Papierfachhandel dazu. Den Grundstein dafür legte die Produktliste mit den ersten recherchierten Artikeln als „UmweltTipp!“ Empfehlung. Seither können alle, die Schulsachen einkaufen, umweltfreundliche Artikel schnell und einfach auf dem Infoportal der Initiative finden. Gleichzeitig war es ein Ziel der Initiative, dass das Angebot an umweltfreundlichen Schulartikeln bei den Herstellern und im Handel weiterwächst.
Was sind die größten Erfolge der Initiative Clever einkaufen für Büro und Schule?
Wenn ich die letzten 15 Jahre Revue passieren lasse, dann gibt es drei große Erfolge. Erstens, dass in Österreich bereits über 80 % der Hefte aus 100 % Altpapier bestehen. Das war ein Riesenschritt, der dazu verholfen hat, dass es heute fast in jeder Schultasche Öko-Schulhefte gibt. Zweitens, dass eine Produktliste erstellt wurde, bei der sich die Anzahl der darin empfohlenen umweltfreundlichen Produkte verfünffacht hat. Jetzt können alle UmweltTipp! Empfehlungen auf Knopfdruck, mit Smartphone sogar gleich im Geschäft, aufgerufen werden. Und schließlich ein ganz wichtiger Erfolg aus meiner Sicht ist, dass das Bundesgremium des Österreichischen Papierfachhandels mit den Papierfachgeschäften inkl. den SKRIBO Partnern sowie die Großen in der Branche, PAGRO, LIBRO Diskont, Thalia und Interspar seit Beginn die Initiative mittragen und unterstützen.
Worauf sind Sie persönlich besonders stolz?
Stolz ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber ich habe mich sehr gefreut, dass für das Österreichische Umweltzeichen damals eine eigene Richtlinie für „Büro und Schulartikel“ entwickelt wurde und damit eine zuverlässige Umweltkennzeichnung auch für diese Produktgruppen möglich geworden ist. Dazu kam von der Initiative „Clever einkaufen für Büro und Schule“ ein wesentlicher Impuls und einiges an Know-how. Seither wurden schon viele Büro- und Schulartikel mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Worauf ich wirklich stolz bin, ist, dass es die Initiative des Umweltministeriums bis heute gibt und alle Kooperationspartner:innen mit Engagement daran festgehalten haben. Das ist in dieser getriebenen Zeit keine Selbstverständlichkeit.
Welchen Stellenwert haben für Sie Gütezeichen?
Gütezeichen, auf die man sich verlassen kann, sind wichtige Orientierungshelfer für die Kaufentscheidung. Die Betonung liegt auf verlässlich, das heißt, dass nach strengen Kriterien und unabhängig kontrolliert wird, wie das beim Österreichischen Umweltzeichen der Fall ist. Beim Österreichischen Umweltzeichen werden nicht nur Teilaspekte berücksichtigt wie zum Beispiel, wenn es um Papier geht, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung für Holz als Rohstoff, sondern geprüft wird der gesamte Prozess von der Faserherstellung bis zum fertigen Papier. Dieser ist nämlich mit viel Chemie und anderen Umweltbelastungen behaftet. Betrachte ich nur das Holz, würde das unter den Tisch fallen. Ein Ziel der Initiative Clever einkaufen für die Schule ist es daher, besonders auch auf solche umfassenden, staatlichen Umweltzeichen aufmerksam zu machen.
Sehen Sie trotz des Erfolges der Initiative „Clever einkaufen für Büro und Schule“ noch Handlungsbedarf im Schulbereich?
Im Grunde stehen wir noch vor sehr vielen Aufgaben. Vom Wissen zum Handeln ist es bekanntlich ein weiter Weg. Wir brauchen noch mehr engagierte Eltern, Lehrer und Lehrerinnen, denen neben der Qualität auch die Umweltkriterien wichtig sind. Schulsachen stehen im Alltag oft nicht im Mittelpunkt. Und doch ist es genau das Werkzeug, das die Kinder jeden Tag verwenden. Nicht nur die Kinder, wir alle. Es gibt viele Alternativen, wie die Produktliste zeigt. Wichtig ist, dass diese Möglichkeiten noch viel stärker genutzt werden. Daran arbeitet die Initiative.
Was ist Ihr umweltpolitischer Hintergrund?
Ökologische und soziale Fragestellungen waren mir immer sehr wichtig. Umweltpolitisch sensibilisiert wurde ich in der Anti-AKW-Bewegung in den 1980ern. Von 1991 bis 2002 war ich Mitglied des Umweltbeirats der Gewerkschaft der Privatangestellten, dann auch Betriebsrätin und zehn Jahre Umwelt- und Gesundheitsstadträtin einer Bürgerliste in meiner Heimatgemeinde. Seit 1995 arbeite ich freiberuflich im Bereich Umwelt & Kommunikation. Von 2004 bis 2022 durfte ich die Initiative „Clever einkaufen für die Schule...und die Umwelt freut sich“ inhaltlich betreuen und weiterentwickeln. In absehbarer Zeit werde ich meine berufliche Tätigkeit beenden, aber ganz sicher nicht mein Engagement für die Umwelt.