Das Haus als Wirt: KUNST HAUS WIEN
Gebäude wie ein Museum oder auch ein Hotel können zum Aufenthaltsort und Schutzraum für eine Vielzahl von Pflanzenarten werden, ohne dabei ihren Hauptzweck zu beeinträchtigen. Das Hundertwasser KunstHaus widmet sich den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit aus künstlerischer aber auch praktischer Sicht.
Das grüne Museum legt seit seiner Gründung auch Wert darauf, nicht nur Kunstprojektionsfläche sondern auch Lebensraum zu sein.
In einem Projekt mit dem Künstlerinnenduo RESANITA – Anita Fuchs und Resa Pernthaller – wurden dazu die angesiedelte Pflanzenwelt auch wissenschaftlich analysiert, fotografisch festgehalten und in Installationen verarbeitet. Das Kunsthaus Wien ist Aufenthaltsort und Schutzraum für eine Vielzahl von Pflanzenarten und liefert ausreichend Möglichkeiten ihrer Verbreitung.
Resa Pernthaller und Anita Fuchs betreiben künstlerische Forschung und verstehen sich als Forscherinnen und Künstlerinnen. Für das Ausstellungsprojekt "Das Haus als Wirt" konnte RESANITA mehr als 260 verschiedene Pflanzenarten dokumentieren und in Zusammenarbeit mit BotanikerInnen der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum bestimmen. Erforscht wurden dabei auch die schwer zugänglichen Bereiche auf den Dächern des Hauses und die sich dort angesiedelte Wildnis. Auf Bildschirmen zeigten sie die umfangreiche und vielfältige fotografische Ausbeute ihrer Untersuchung.
Forschungsstation am Dach des Museums und Politische Pflanzen
Ähnlich einer Forschungsstation haben die beiden Künstlerinnen auf dem Dach des KUNST HAUS WIEN im Zuge ihrer Studien ein Zelt aufgeschlagen, in dem sie auch nächtigten. Eine Fototapete in der Ausstellung zeigt diese temporäre Behausung, daneben sind ein Dutzend Herbarien zu sehen.
Im KUNST HAUS WIEN zitiert RESANITA die Archivierungsweise der BotanikerInnen, und ergänzt die Arbeit mit sogenannten „Politischen Pflanzen“, die als Symbole für politische Bewegungen oder Aktionen stehen. Darunter findet sich beispielsweise ein Vergissmeinnicht, das den Armeniern zum Gedenken an den Genozid durch die Türken 1915 dient und das seit der Zeit des Nationalsozialismus auch Symbol der Freimaurer ist. Oder eine rote Rose, die das Emblem der Rosenrevolution im November 2003 in Georgien ist.
Museumsbienen auf dem Dachgarten des KUNST HAUS WIEN
Das Dach des grünen Museums beherbergt zwei Bienenvölker, die auf dem Dachgarten leben und Honig produzieren. Die zwei Völker umfassen ca. 140.000 Honigbienen und werden von Imkermeister Thomas Zelenka betreut. Im Jahr produzieren die Bienen ca. 80 Kilogramm feinsten Bio-Honig. Ihren Nektar holen sich die Bienen im begrünten Garten und Innenhof sowie an der Museumsfassade, die ein Artenspektrum von mehr als 260 Pflanzen beherbergen. Diese Vielfalt regt besonders die Honigproduktion an. Im Gegensatz zum Land, wo meist Monokulturen binnen weniger Tage abgeerntet werden, ist die Stadt daher oft sogar attraktiver für die Honigbiene. Um das Projekt auch ökonomisch nachhaltig zu gestalten gibt es den KUNST HAUS WIEN Bio-Honig neben anderen Bienenprodukten, wie Kerzen oder Lippenbalsam, im Museumsshop oder im Onlineshop auch gleich zu kaufen.
Biosphäre X und das Aussterben der Arten
Laut dem jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) sind eine Million der etwa acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, die es auf der Welt gibt, vom Aussterben bedroht. Verantwortlich dafür sind vor allem Eingriffe des Menschen. Während sich das dramatischste Artensterben der Erdgeschichte weiter beschleunigt, erschafft der Mensch eine neue Spezies: Intelligente Maschinen.
Für die KUNST HAUS WIEN Garage entwickelte Claudius Schulze eine raumspezifische Installation, die diese beiden epocheprägenden Entwicklungen zusammenführt: Den Verlust an Biodiversität einerseits und die Erschaffung einer neuen Spezies durch künstliche Intelligenz, Bionik und Gentechnik andererseits. Während die Welt für Maschinen verständlich wird, verschwindet sie gleichzeitig für immer. Während das Physische in Bits und Bytes übersetzt wird, sterben Arten, weil deren Lebensgrundlage verloren geht.
Werden Drohnen und Roboter die Tier- und Pflanzenwelt ersetzen? Werden künstliche Intelligenz und autonome Roboter zu einer neuen Spezies? Welche Arten wurden nie entdeckt, da sie vorher ausgestorben sind? Welche hätten sich entwickeln können, wäre die Evolution nicht gestört worden? Fragen wie diese thematisiert Schulze in seinem medienübergreifenden Projekt, das aus großformatigen Fotografien, Scans, Animationen und Renderings besteht.
Sie haben noch bis April 2020 die Gelegenheit, die Ausstellung Biosphäre X im KUNSTHAUS zu besuchen.