© Fachberufsschule St. Veit an der Glan

"Leute" machen Kleider!

Kleider machen Leute. Diese Aussage kennt jeder. Darüber aber, welche „Leute“ wo, wann, wie die „Kleider“ für uns „machen“, sprich produzieren, wird noch viel zu wenig nachgedacht.

Seit 2021 führt die Fachberufsschule in St. Veit an der Glan in Kärnten das Österreichische Umweltzeichen. Einer der Schwerpunkte an der Schule ist die Auseinandersetzung mit der Modeindustrie: Produktionsbedingungen werden aufgezeigt, das Konsumverhalten beim Kleiderkauf wird kritisch hinterfragt.

Fast Fashion. Echt krass. Derzeit regiert Fast Fashion, also die „schnelle Mode“: Möglichst viele, billige pieces shoppen. Diese werden wenig getragen. Und bald „entsorgt“, da sie out sind, aber auch aufgrund mangelnder Qualität eine kurze Haltbarkeitsdauer besitzen. Fast Fashion steht daher in ökologischer, sozialer und ökonomischer Kritik: Hoher Ressourcenverbrauch, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung in Niedriglohnländern werden auch vom Konsumenten in Kauf genommen!

Nice: Slow Fashion. Die Gegenposition dazu nimmt Slow Fashion ein: Ihr Konzept verbindet Mode mit humaner Produktion und Umweltverträglichkeit. Nachhaltige, umweltschonende, faire Herstellungsbedingungen sind zentrale Anliegen. Allerdings schaut die Realität anders aus: „Leider gehen wir im Fast-Fashion-Zeitalter oft zu sorglos und oberflächlich mit Mode um. Wir kaufen billig und viel, tragen die Stücke selten und werfen alles schnell wieder weg.“ Diese Feststellung der Schüler:innen der 2. Klasse Verwaltungsassistenten an der Berufsfachschule war der Ausgangspunkt ihrer intensiven Auseinandersetzung 2020 mit Fast Fashion in einem digitalen Unterrichtsprojekt. Sein nachhaltiges Ergebnis ist das informative Video „Slow Fashion“, das von der OeAD (Agentur für Bildung und Internationalisierung) ausgezeichnet wurde.

Der Teamgeist der Klasse. Die gemeinsame Arbeit an diesem Projekt hat den Lehrlingen ein Plus an sozialer Kompetenz gebracht: „Es ist wichtig, dass man gut zusammenarbeitet!“ (Anna-Lena Berger) – „Teamarbeit und Kreativität bringen viel.“ (Verena Zauchner) - „Der Teamgeist der Klasse hat mich begeistert!“ (Anna Knoll) – „Die gute Zusammenarbeit in unserer Klasse in diesem Projekt, dass sich alle integriert haben und dass wir zum Schluss so ein tolles Video produziert haben – das waren für mich ganz wichtige Erfahrungen!“ (Melissa Ebenwaldner)

Konsumverhalten hinterfragen. Im Projekt selbst stellten sich die Schülerinnen wichtige Fragen zum Konsumverhalten, wie „Wie oft kaufst du neue Kleidung?“ – „Worauf achtest du beim Kauf?“ – „In welchen Geschäften kaufst du ein?“ – „Wie oft trägst du deine Kleidung?“ – „Was passiert mit Kleidung, die du nicht mehr trägst?“

Produktionsbedingungen. Dann untersuchte die 2Vab den Produktionsweg eines preisgünstigen T-Shirts aus Baumwolle: Herkunft des Rohstoffes, Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, lange Transportwege, der Einsatz von Chemikalien und hoher Wasserverbrauch wurden thematisiert. Anschließend wurden wichtige Produktionsländer vorgestellt, indem Schülerinnen die Nationalflaggen vorzeigten. Durch Haltungen und Gesten wurden sehr überlegt auf dortige ungute Produktionsbedingungen, aber auch übermäßigen Wasserverbrauch hingewiesen. Diese emotional sehr intensive, da „sprachlose“ Sequenz im Video stimmt sehr nachdenklich. Und das ist gut so!

„Leute“ kaufen Kleider. Auf was achten sie dabei? Dazu führte die Klasse 2Vab eine Umfrage unter 120 Schüler:innen an der Fachberufschule St. Veit an der Glan im Oktober 2020 durch. Sie lieferte folgende Ergebnisse : Faire Kleidungsproduktion waren 47 % der Befragten wichtig, für 53 % ist sie unwichtig. Für 71 % der befragten Schüler:innen war die aktuelle Mode beim Kleidungskauf wichtig, für 29 % der Lehrlinge unwichtig. Die Frage „Würdest du faire produzierte Kleidung kaufen, die nicht trendy ist?“ beantworteten 59 % mit ja, 41 % mit nein.

Was haben die Lehrlinge durch ihre gemeinsame Arbeit am Projekt „Slow Fashion“ gelernt, was nehmen sie für ihre persönliche Zukunft mit? „Slow Fashion ist gut und wichtig für die Umwelt.“ (Larissa Pontasch) – „Der richtige Umgang mit Mode ist ein sehr wichtiges Thema in der heutigen ‚schnelllebigen‘ Zeit.“ (Katja Hebein) – „In Zukunft werde ich achten, welche Kleidung ich in welchen Geschäften einkaufe und wo die Kleidung produziert wurde.“ (Chiara Martinz) – „Ich werde zukünftig weniger Kleidung kaufen, dafür aber mehr aus nachhaltiger Produktion.“ (Katharina Sneditz) – „Ich achte nun mehr darauf, wo ich meine Kleidung kaufe und erwerbe nur mehr das, was ich wirklich brauche.“ (Sarah Bögner)

Was hat den Schüler:innen an der Projektarbeit besonders gut gefallen? „Wir haben uns damit auseinandergesetzt, wo unsere Kleidung eigentlich herkommt.“ (Sophie Karrer) – „Jeder konnte seine Gedanken und Ideen frei entfalten. So ist ein tolles Projekt entstanden.“ (Nico Vaibar) – „Mir hat die Abwechslung vom normalen Unterrichtsalltag und das gemeinsame Arbeiten im Team sehr gut gefallen: Egal, wie viele Steine einem in den Weg gelegt werden, mit vereinter Kraft schafft man auch die unüberwindbarsten Hürden.“ (Elias Inzko) – „Mir hat besonders der Zusammenhalt der Klasse während der Dreharbeiten gefallen. Wir konnten aufzeigen, wie viel der Griff zum richtigen Kleidungsstück ausmacht.“ (Tina Gugg)

"For Fair Fashion Fuck Fast Fashion" forderten Teilnehmer:innen einer Fridays For Future Demonstration in Berlin 2019. Dazu das Schluss-Statement der Schüler:innen der 2Vab in ihrem Video „Slow Fashion“: „Um den Verkauf von nachhaltig produzierter Kleidung zu steigern, muss die Modeindustrie ein Angebot schaffen, dass preisgünstig, langlebig und modisch ist. Denn nur so greifen mehr Leute zu umweltfreundlich produzierter Kleidung.“

Mehr Achtsamkeit. Es stimmt: Kleider machen Leute. Dabei muss aber immer auch bedacht werden: Menschen machen Kleider, Menschen kaufen Kleider. Die Schüler:innen der 2Vab an der Berufsfachschule St. Veit an der Glan haben diese Aussagen richtig analysiert. Respekt für dieses wichtige Projekt zur „Trendumkehr“!