Ein Nationalpark über die Grenzen hinaus
... wo die Natur wild und die Kinder frei sein dürfen! Der Nationalpark Thayatal ist zwar der kleinste unter den sechs österreichischen Nationalparks, dafür bietet das Thayatal auf 1330 ha Fläche geschützten Lebensraum für fast die Hälfte aller Pflanzenarten in ganz Österreich.
Dieser Reichtum liegt unter anderem an dem namensgebenden Fluss, der sich hier durch tiefe Schluchten schlängelt. Durch die zahlreichen Mäander der Thaya entsteht eine einzigartige naturnahe Landschaft mit Wäldern und Wiesen, die Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen-, Flechten- und Vogelarten sind.
Grenzenlose Landschaft am Fluss
Die Thaya bildet hier auf 26 km eine natürliche Grenze zwischen Österreich und Tschechien. Doch Landschaften machen nicht vor Grenzen halt und so erstreckt sich der geschützte Lebensraum weit über das österreichische Staatsgebiet hinaus und wurde im Jahr 2000 zum Nationalpark Thayatal-Podyji erklärt. Hier finden auch selten gewordene Tiere wie der Schwarzstorch oder die Smaragdeidechse ihren Platz, und auch die als ausgestorben geltende Wildkatze wurde hier gesichtet. Einen ersten Eindruck über diese Landschaft bekommt man an einem Aussichtplatz, bereits wenige Meter vom Nationalparkzentrum entfernt. Hier schweift der Blick über das historische Hardegg, weiter über Wälder und Schluchten entlang der prägenden Thaya.
Stilisierte Wellen und Wasser finden sich auch im Logo des Nationalparks wieder und symbolisieren die Eigenschaften des Grenzflusses, der zwar lange Zeit zwei Länder trennte, doch durch den nun auch Vieles zusammenwächst. Die Nationalparkzentren auf beiden Seiten der Grenze arbeiten in unterschiedlichen Projekten zusammen. Es herrscht reger Austausch zwischen den Rangern und die aktuelle, gemeinsam entwickelte Ausstellung thematisiert die wechselhafte Geschichte im Grenzgebiet anhand der Verbindungsbrücke in Hardegg.
Erkundungen der Natur
Auch in Elementen der modernen Architektur des Nationalparkzentrums spiegelt sich der Fluss wieder. Betritt man den Ausstellungsbereich, können sich die Besucherinnen und Besucher aus der „Schwarzstorchperspektive“ ein Bild von der Landschaft machen. Dabei kann man auf dem Luftbild des „Green Canyon“ herumwandern, an verschiedenen Stationen Halt machen und interaktiv per Audioguide und Tablet Informationen abrufen.
Vis-à-vis der Ausstellungsräumlichkeiten befindet sich die Naturforscherwerkstätte. Hier können Kinder und Jugendliche Präparate und Modelle aus der Pflanzen- und Tierwelt von Angesicht zu Angesicht sowie unter dem Mikroskop betrachten. Gemeinsam mit den Naturpädagoginnen und -pädagogen wird experimentiert und Fragen wie etwa „Wie funktioniert eine Gurkenbatterie?“ nachgegangen, oder die „Vielfalt im Reich der Unterirdischen“ entdeckt. Dass sich die Technik viel von der Natur abschauen kann, wird bei der der Untersuchung des Lotus-Effekts oder beim Bau eines Minihubschraubers nach dem Vorbild eines Ahornsamens klar.
„Wir wollen den Kindern und Erwachsenen mit unserem Angebot das Rüstzeug mitgeben, die gesellschaftliche Entwicklung nachhaltig zu gestalten und haben daher unser Bildungsprogramm auf die drei Säulen ‚grenzüberschreitende Wildnis‘, ‚Gesundheit‘ und ‚Lernen in der Natur‘ aufgebaut“, erklärt Claudia Waitzbauer, zuständig für die Natur- und Umweltbildung und Umweltzeichen-Koordinatorin: Seit 7. Dezember 2016 ist der Nationalpark mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen ausgezeichnet
Wild und frei
Frei nach dem Credo „nur was man kennt, kann man auch schützen“ hat das Lernen in der Natur einen besonderen Stellenwert. Claudia Waitzbauer: „Uns ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche aktiv werden, sie sollen animiert werden, selber zu forschen und zu hinterfragen. Das Begreifen, Wahrnehmen und Selbertun steht daher im Vordergrund.“
Draußen, direkt in der Natur funktioniert dies natürlich am besten. Unter dem Motto „Born to be Wild!“ gibt es daher jede Menge Angebot für Schülerinnen und Schüler jeden Alters – sie können sich auf die Suche nach Wasserbewohnern in Tümpeln oder auf Schatzsuche auf der nahe gelegenen Burgruine Kaja begeben. Für etwas Ältere geht’s ums Überleben in der Natur – um essbare Pflanzen, Fährten lesen und die Konstruktion eines regenfesten Lagers für die Nacht. Und das gelernte Wissen wird dann auch gleich in der Praxis umgesetzt.
Wer eine Unterkunft in einem warmen Bett einer Nächtigung in freier Natur vorzieht, findet im neu eröffneten Wildkatzencamp seinen Platz. Direkt am Waldrand gelegen, bietet die Unterkunft Raum für zwei Schulklassen und ist der ideale Ausgangspunkt, um die Natur spielerisch zu erkunden, sich auszutoben und abends am Lagerfeuer zu sitzen. Die beiden Wildkatzen Frieda und Carlo, die gleich nebenan im Gehege schnurren, standen Pate für das Camp und symbolisieren auch dessen Motto „frei und wild wie eine Wildkatze“.
Dieses Video zeigt die vielfältigen Angebote des Nationalparks Thayatal auf.