Regionalität leben: Von Traktoren, Kühen und Saftmaschinen
Laut heult der Traktor-Motor auf und dann setzt sich das Gespann langsam in Bewegung: Am Steuer sitzt eine Schülerin, die gerade für ihren Traktorführerschein übt.
Gleichzeitig rollen im Nebengebäude Äpfel über das Band, werden sorgfältig verlesen und dann gewaschen, bevor sie gehäckselt und gepresst werden – so entsteht am Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg (BSBZ) der schuleigene Saft.
Dieser köstliche, von den Schülerinnen und Schülern hergestellt Saft wird nicht nur für Seminare und in der Schule genutzt wird, sondern auch zum Verkauf bereitsteht.
Auch die anderen Klassen sind mit spannenden Projekten beschäftigt: Blumenkästen werden zusammengebaut, Setzlinge eingepflanzt und Käse produziert. Lernen findet an der BSBZ nicht nur im Klassenraum statt! Die Schülerinnen und Schüler erfahren jeden Aspekt der Landwirtschaft hautnah.
Das geht schon mit den Kleinsten los, die im Hofkindergarten betreut werden. Direktor DI Markus Schwärzler findet es wichtig, den Kindern die „landwirtschaftliche Idylle nahe zu bringen und so Prozesse auf einem Hof erlebbar zu machen.“ Aber nach der Ausbildung geht das Lernen weiter, denn die BSBZ ist auch eine Fachschule für Berufstätige und bleibt in Verbindung mit den Bäuerinnen und Bauern, so Schwärzler weiter.
Kreislaufwirtschaft leben
Gelebte Kreislaufwirtschaft ist eins der Kernelemente der Schule – nicht nur was Bildung angeht, sondern auch in Bezug auf die Nutzung von Ressourcen und die schulinternen Prozesse. Das Holz, aus dem die Hackschnitzel für die Heizung hergestellt werden, steht zum Beispiel „direkt vor der eigenen Haustüre“, erklärt Hausmeister Mario Blodnig.
Landwirtschaft ist längst mehr als nur Nahrungsmittelproduktion, sie spielt eine entscheidende Rolle in der Erhaltung der ländlichen Kultur und Tradition. Hinzu kommt die steigende Anzahl von Konsumentinnen und Konsumenten, die wieder wissen wollen, wo ihre Nahrungsmittel herkommen.
Im Land Vorarlberg findet ein Umdenken statt: Landwirtschaftliche Betriebe sollen wieder zukunftsfähig werden, frei nach dem Motto „Alternativen leben“. Auch ein Grund, warum der Lehrbetrieb der BSBZ bio-zertifiziert ist und man neben den klassischen Ausbildungsfächern zusätzlich Weiterbildungen anbietet: vom Traktorführerschein über die Jagdausbildung bis hin zur Schneesportlehrerausbildung stehen den Jugendlichen zahlreiche Möglichkeiten der Qualifizierung offen. „Das ist immer ein Highlight für die Schülerinnen und Schüler,“ erzählt Direktor Schwärzler und ist besonders stolz auf die Verbindung von Landwirtschaft, Tourismus und Tradition, die in der Schule gelebt wird.
So ist es kein Wunder, dass die Zertifizierung mit dem Umweltzeichen 2007 ein wichtiger Entwicklungsschritt war. Und wenn in einem Jahr zum ersten Mal die Matura an der BSBZ abgelegt wird, dann können sich die Absolventinnen und Absolventen sicher sein, auf eine fundierte Ausbildung zurückgreifen zu können. Und sie werden aktiv das Umdenken in der Landwirtschaft mitgestalten.