Der Ökologische Fußabdruck
Anfang der 90er Jahre wurde das Konzept des Ökologischen Fußabdruckes von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt. Sie machten sich darüber Gedanken, wie es um die globale Buchhaltung der Natur bestellt ist. Grob geht es um die Fragen: Wie viel Natur haben wir? Wie viel Natur brauchen wir? Wer braucht wie viel?
Wir Menschen benötigen viele verschiedene Ressourcen, wie Rohstoffe und Energie. Um diese Ressourcen zur Verfügung zu stellen, wird Fläche auf unserem Planeten verbraucht. Um festzustellen wie viel Fläche wir haben, wurden zuerst alle nutzbaren Flächen auf der Welt mithilfe von Daten und Satellitenbildern ausfindig gemacht und mit einem Erntefaktor und einem Äquivalenzfaktor multipliziert und zusammengezählt. So erhielt man die globale Biokapazität, die 1,8 gha pro Person entspricht. (gha = globaler Hektar; 1 „globaler Hektar“ entspricht einem Hektar weltweit durchschnittlicher biologischer Produktivität. Es ist eine einheitliche „Währung“, die die unterschiedliche Fruchtbarkeit von Böden berücksichtigt und so verschiedene Länder oder Gebiete weltweit vergleichbar macht.)
Zu den nutzbaren Flächen zählen:
- Ackerflächen
- Weideflächen
- Waldflächen
- Fischgründe
- Bebaute Flächen
- CO2-Absorptionsflächen
Der ökologische Fußabdruck beschreibt die Fläche, die notwendig ist, um den Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Als nächstes wurde also ausgewertet, wie viel Fläche der Mensch braucht und benützt und so kam man auf 2,7 gha pro Person. 1,5 x mehr Fläche als uns zur Verfügung steht. Eine durchschnittliche Österreicherin bzw. ein durchschnittlicher Österreicher benötigt für sein Leben sogar 5,3 gha, also beinahe 3 Planeten! Das Ziel ist es, in allen vier Bereichen des Lebens (Wohnen, Ernährung, Konsum und Mobilität) eine Verringerung des Ökologischen Fußabdruckes zu erreichen.
Um auf diese brisante Thema aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für ein Leben mit kleinem Ökologischen Fußabdruck zu schaffen, wurde der begehbare Ökologische Fußabdruck beim Weidendom gebaut.
Der begehbare „Ökologische Fußabdruck“ im Nationalpark Gesäuse
An den Ufern der Enns im Nationalpark Gesäuse gelegen, hat das größte lebendige Bauwerk Österreichs, der Weidendom seine Wurzeln geschlagen. Dieses Areal des Weidendoms wurde durch ein weiteres lebendiges Bauwerk, einen begehbaren „Ökologischen Fußabdruck“ erweitert.
Dieser tatsächliche, etwa 70 Meter lange Fußabdruck ist ein spannendes Angebot des Nationalparks Gesäuse für seine Besucherinnen und Besucher: Herzstück dieses Fußabdrucks ist ein Labyrinth aus Buchenhecken. Der Weg durch das Labyrinth führt zu einem kleinen ökologischen Fußabdruck! In der Ferse dieses überdimensionalen Fußabdrucks befindet sich eine Tribüne samt Bühne, die sich für Filmvorführungen und Konzerte vor der Kulisse der Hochtorgruppe anbietet. In den Zehen erhalten interessierte Besucherinnen und Besucher weitere Informationen zu den Bereichen des Ökologischen Fußabdrucks – Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum sowie zur globalen Bedeutung dieses Konzeptes.
Gemeinsam mit dem Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark hat der Nationalpark Gesäuse das pädagogische Konzept für diesen begehbaren Ökologischen Fußabdruck erarbeitet: Tafeln innerhalb des Labyrinths vermitteln auf unterhaltsame Weise Informationen zum Ökologischen Fußabdruck.
Der Nationalpark Gesäuse trägt das Österreichische Umweltzeichen für außerschulische Bildungseinrichtungen. Uns ist es daher sehr wichtig, nachhaltig zu handeln und Wissen um Nachhaltigkeit und den Ökologischen Fußabdruck nach Außen zu tragen.
An wen richtet sich der begehbarer Ökologischer Fußabdruck?
Es gibt mehrere Zielgruppen, wie Individualbesucher*innen und Familien, Schulklassen und Gruppen.
- Individualbesucherinnen und -besucher und Familien: Das Nationalpark Erlebniszentrum im Weidendom ist gemeinsam mit dem begehbaren Ökologischen Fußabdruck in den Monaten Mai bis Oktober jederzeit frei begehbar. An den Wochenenden von Mai bis Oktober sowie täglich während der Monate Juli und August bieten unsere Nationalpark Rangerinnen und Ranger vor Ort gerne Informationen und Programme. So kann beispielsweise eine Familie oder eine kleine Gruppe von Freunden jederzeit an einem etwa einstündigen Programm zum Thema Ökologischer Fußabdruck teilnehmen.
- Schulklassen: Für Schulklassen bietet der Nationalpark Gesäuse mehrere unterschiedliche Programme von einzelnen Projekttagen bis hin zu Projektwochen an. Das Programm „Mein Ökologischer Fußabdruck“ ist ein dreistündiges Programm, das sich an Schüler*innen jeder Schulstufe wendet. Kernstück des Programmes ist das Labyrinth. Rund um das Labyrinth gibt es dann unterschiedliche Aufgaben zu lösen, sei es die Fußabdruck-Rallye, der Mitmach-Krimi für die älteren Schüler*innen oder eine Vielzahl an erlebnisreichen Spielen rund um das Thema Ökologischer Fußabdruck. Dieses Programm eignet sich auch für andere Kindergruppen wie Pfadfinder oder Jugendgruppen.
- Gruppen: Auch für Gruppen, seien es Betriebsausflüge oder Pensionistengruppen, bietet der Nationalpark Gesäuse ein vielfältiges Programm an. Ein Beispiel dafür ist eine Vorstellung des Nationalparks Gesäuse, kombiniert mit einer Führung durch das lebendige Bauwerk des Weidendoms und den begehbaren Ökologischen Fußabdruck.
Den eigenen Fußabdruck erkunden
Ein Labyrinth verkörpert die vielen Entscheidungen, die wir täglich treffen müssen: Radle ich in die Schule oder bringen mit meine Eltern mit dem PKW? Wie oft in der Woche esse ich eigentlich Fleisch? Welche Ideen habe ich selbst, um meinen ökologischen Fußabdruck zu verringern? Je nachhaltiger ich lebe, umso schneller finde ich auch durch das Labyrinth. Welcher Weg kann zu einem Leben im Einklang mit Natur und Ressourcen der Erde führen – so dass die Erde in ihrer Schönheit auch noch für viele andere Generationen nach uns erhalten bleibt? Welche Wege führen in die Sackgasse und haben Nebenwirkungen wie Umweltverschmutzung oder schlechtere Lebensbedingungen für andere Menschen? Der Weg durch das Labyrinth weist in Richtung zukunftsfähigem Lebensstil.
Eine Vielzahl von Aktivitäten rund um das Fußabdruck-Labyrinth herum zeigt Möglichkeiten auf, was jede*r von uns tun kann. Wichtig ist uns einerseits die globale Betrachtung, und andererseits, lokale Handlungsmöglichkeiten gemeinsam zu erarbeiten. Jede und jeder kann ganz persönlich einen Beitrag leisten!
DI Dr. Petra Sterl vom Nationalpark Gesäuse