Zertifiziert nachhaltig: Das Kaunertal und das Pitztal in Tirol
Beinahe zeitgleich wurden in Tirol zwei über den Kaunergrat benachbarte Alpentäler mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Im Kaunertal und im Pitztal lässt es sich nachhaltig urlauben – beide Regionen zeigen mit der Zertifizierung, dass umweltverträglicher Tourismus verbunden mit gelebter Regionalität sowohl für Gäste als auch für die Bevölkerung Mehrwert bietet.
Das Österreichische Umweltzeichen für Destinationen
Die Umweltzeichen-Richtlinie UZ 82 für Tourismusdestinationen gibt es seit 2022. Seither machen sich immer mehr Regionen auf den Weg zur Nachhaltigkeitszertifizierung. Die Erlangung des Umweltzeichens ist ein gemeinsamer Prozess, unter Einbeziehung aller wesentlichen Akteure der Region, der die Zusammenarbeit der touristischen Leitung mit den politisch Verantwortlichen und den (touristischen) Unternehmen der Destination erfordert. Zu den wichtigen Akteuren zählen auch die Mobilitätsdienstleister sowie die Bevölkerung vor Ort. Der Kriterienkatalog umfasst Maßnahmen in den Bereichen Naturschutz und Biodiversität, Bodennutzung und Raumplanung, Wasserqualität und -versorgung, Energie- und Abfallmanagement sowie Luftgüte un Lärmvermeidung.
Für Reisende bedeutet Urlaub in einer Umweltzeichen-Destination, dass die Region ein nachhaltiges Urlaubserlebnis auf einfache Weise ermöglicht.
Inklusive Nachhaltigkeit im Kaunertal
Seit bereits 20 Jahren ist das Kaunertal Teil des Naturparks Kaunergrat. Es zählt zu den reizvollsten Tiroler Alpentälern und beeindruckt durch eine idyllische Alpenlandschaft. Die Zertifizierung der Region – inklusive der Gemeinden Kaunertal, Kauns, Kaunerberg und Fendels – zeigt, dass das Kaunertal Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und die Zukunft übernimmt. Die Erhaltung der Ökosysteme und der kulturellen Vielfalt sowie die Stärkung der regionalen Wertschöpfung stehen dabei im Mittelpunkt der Bemühungen und tragen dazu bei, das Tal langfristig in seiner ursprünglichen Schönheit zu bewahren.
Wanderbusse und Shuttles mit Elektroantrieb reduzieren den CO2-Ausstoß und fördern eine nachhaltige Fortbewegung sowohl bei Gästen als auch bei Einheimischen. Der Kaunertaler Gletscher arbeitet daran, energieautonom zu werden und deckt bereits einen Teil des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien aus Photovoltaikanlagen. Die Almwirtschaft, als unverzichtbarer Teil der regionalen Kultur und Landschaftspflege, fördert den Erhalt traditioneller Wirtschaftsweisen, schützt die Artenvielfalt und trägt zur nachhaltigen Nutzung der alpinen Landschaft bei. Um die wertvolle Tradition der Almwirtschaft für kommende Generationen zu bewahren ist man bemüht die Almbauern durch Verwendung regionaler Produkte und Förderprogramme zu unterstützen.
„Die nachhaltige Entwicklung im Kaunertal ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Hinter dem Umweltzeichen steckt nicht nur viel Arbeit, sondern auch der gemeinsame Wille, unsere Region mit Verantwortung und Achtsamkeit weiterzuentwickeln. Der Weg war nicht immer einfach – es gab viele Herausforderungen, die wir gemeinsam angepackt haben. Umso schöner ist es zu sehen, wie alle mit Überzeugung, Mut und Offenheit diesen Prozess mitgetragen haben.“
- Julia Falch, Nachhaltigkeitskoordinatorin TVB Tiroler Oberland
Im Kaunertal wird ein besonderes Augenmerk auf das Thema Barrierefreiheit gelegt, um allen Menschen, unabhängig von körperlichen Einschränkungen den Zugang zu alpinen Erlebnissen zu ermöglichen. Mit Angeboten wie barrierefreien Wanderwegen, angepassten Unterkünften und Freizeitmöglichkeiten wird das Kaunertal zu einem Vorbild inklusiven Tourismus.
Zukunftslabor im Pitztal
Das Pitztal - mit seinen vier Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St. Leonhard – ist auch bekannt als das Dach Tirols und zählt zu den spannendsten Regionen der Alpen. Die vielfältigen Dörfer und Weiler sowie zahlreiche Erlebnisse und kulturelle Angebote machen das Hochtal zu einem Garanten für Qualität und Vielfalt. Die Region verfolgt das klare Ziel, einen attraktiven Lebensraum für Gäste und Einheimische zu schaffen und zeigt durch die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen, wie sich Nachhaltigkeit und Tourismus verbinden lassen.
Die ganzjährige Gästekarte ermöglicht die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, wodurch nachhaltige Vor-Ort-Mobilität gefördert wird. Alle vier Gemeinden haben sich dem Naturpark Kaunergrat angeschlossen und tragen durch die Zusammenarbeit mit dem Naturpark zum Schutz der Kultur- und Naturlandschaften bei. Im Zukunftslabor wird mit Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern aus der Region an zukunftsorientierten Projekten für eine nachhaltige Weiterentwicklung gearbeitet. Zu den wesentlichen Aktionsfeldern zählen darüber hinaus die Unterstützung und Förderung nachhaltig zertifizierter Betriebe, die Vermittlung von Wissen zum Thema Klimawandel sowie die Vernetzung von Partnern aus verschiedenen Bereichen.
Laut dem Tourismusverband Pitztal stellte sich im Zuge des Zertifizierungsprozesses heraus, dass viele nachhaltige Praktiken bereits im Alltag etabliert waren. Diese mussten aber im Zuge der Zertifizierung dokumentiert und sichtbar gemacht werden, um ihren Beitrag hervorzuheben und für die gesamte Region besser nutzbar zu machen. Zentrale Schritte waren die Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie für das gesamte Tal und die politische Verankerung einer nachhaltigen touristischen Ausrichtung im Pitztal, zu welcher sich alle vier Gemeinden bekannt haben. Als gemeisterte Herausforderung wurde die Koordination und Einbindung aller relevanten Partner, von den Gemeinden über touristische Betriebe bis hin zur Bevölkerung, genannt, die ein gewisses Maß an Abstimmung und Überzeugungsarbeit in Anspruch nahm – insbesondere zu Beginn. Der Prozess bot die Gelegenheit, bestehende Strukturen kritisch zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die Zertifizierung war insgesamt ein gemeinsamer Lernprozess und wertvoller Meilenstein für die lebenswerte und faire Weiterentwicklung des Pitztals im Sinne einer nachhaltigeren Zukunft für das genze Tal.