Neue Richtlinie: Klimaschonende Co-Location-Rechenzentren

UZ 80 Klimaschonende Colocation-Rechenzentren

Der Bedarf an Rechenzentren wird durch den verstärkten Einzug von Informationstechnik in alle Wirtschafts- und Lebensbereiche in Zukunft weiter ansteigen. In privaten Haushalten sind die Ausstattung mit Informationstechnik sowie die Nutzung von digitalen selbstverständlich geworden. Im gewerblichen und industriellen Bereich ist die Nutzung von Digitaltechnologien fester Bestandteil einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise geworden. Zusätzlich wird ein starkes Wachstum an Datenübertragung und -verarbeitung von Echtzeitdaten durch Mobilität (autonome Fahrzeuge) und zunehmende Sensorik (Internet-of-Things) erwartet. Die Verarbeitung dieser digitalen Daten findet nur zu einem Bruchteil lokal, d.h. am Ort der Entstehung statt. In der Regel werden Daten über das Internet übertragen und in zentralen Rechenzentren verarbeitet und gespeichert. Durch Geschäftsmodelle, die Software und Dienstleistungen „in der Cloud“ anbieten, werden sowohl Rechenleistung als auch Energieverbrauch in Zukunft immer stärker auf Rechenzentren verlagert.

Mit dem Umweltzeichen für Rechenzentrumsbetriebe können solche Rechenzentren ausgezeichnet werden, deren Betreiber besondere Anstrengungen unternehmen,

• ihre Rechenzentren energieeffizient, umweltverträglich und ressourcenschonend zu betreiben und
• eine langfristige Strategie zur Erhöhung der Energie- und Ressourceneffizienz in Bezug auf die zu erbringende IT-Dienstleistung erarbeiten und erfolgreich umzusetzen.

Durch die Kennzeichnung von Rechenzentren erhalten deren Kunden sowie öffentliche oder privatwirtschaftliche Beschaffer von Rechenzentrums-Dienstleistungen ein Informationsinstrument, das sie in die Lage versetzt, bewusst energie- und ressourceneffiziente Rechenzentrumsleistung in Anspruch zu nehmen.

Kooperation Blauer Engel

Da vonseiten Deutschlands Interesse an einer koordinierten und abgestimmten Vorgangsweise besteht, wird im Rahmen von „Green IT“ eine enge Kooperation mit dem Blauen Engel anvisiert. Zugleich gab es auch bereits Vorgespräche und Diskussionen mit relevanten Akteuren – wie etwa dem Klimaschutzministerium (BMK), der Plattform für eine Nachhaltige Beschaffung (BBG) oder IT Dienstleistern als zukünftigen Lizenznehmern. Weitere Gespräche sind mit verschiedensten Stakeholdern geplant, vom Bundesrechenzentrum hin zur Stadt Wien, um deren Expertise in die Richtlinienarbeit einfließen zu lassen. Ebenso ist ein Vergleich der verschiedenen bestehenden Anforderungskataloge bereits in Arbeit.

Pilotzertifizierungen

Der VKI möchte auf Basis der Kriterien des Blauen Engels für „Klimaschonende Colocation-Rechenzentren“ konkrete Pilotprojekte mit Anbietern von Datenzentren, Serverräumen und Cloud-Diensten durchführen. Ziel dieser Pilotprojekte soll es sein, rasch in die Umsetzung bestehender Kriterien zu kommen, Umweltzeichen-Prüfstellen für diesen bereits existierenden Standard zu identifizieren und Fragen zur Nachweisführung zu klären. Dazu werden im nächsten Schritt Anbieter recherchiert, die für diese Pilotprojekte in Frage kommen.

Sollten Sie sich angesprochen fühlen und mit Ihrem Unternehmen Interesse an einem solchen Pilotprojekt haben, melden Sie sich gerne unter info@umweltzeichen.at

Nachdem die Überarbeitung der Vergabekriterien des Blauen Engels 2022 stattfindet, werden mögliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung sowie Optimierungspotentiale, die in der Umweltzeichen-Pilotphase identifiziert wurden, direkt in eine anschließende Überarbeitung der bestehenden Umweltzeichen-Kriterien in Kooperation mit dem Blauen Engel einfließen.