Zukunft des Reisens Podiumsdiskussion
© Cornelia Kühhas/Karin Chladek

„Ohne Reisen geht’s gar nicht“

Junge Touristiker über die Zukunft des Tourismus und sein Potential aber auch seine Schattenseiten anhand des Films „The Last Tourist“

Als Umweltzeichen-Schule machen sich Schüler:innen und Lehrer:innen der Berufsschule für Tourismus und Handel in Wien-Hütteldorf auch Gedanken über die Zukunft und die Nachhaltigkeit des Tourismus.

Ein bemerkenswertes Projekt setzte sich in einer Podiumsdiskussion anhand des Films „The Last Tourist“ mit den Schattenseiten des internationalen Tourismus auseinander: von Overtourism (also zu viele Gäste zur selben Zeit am selben Ort, ein Phänomen, das auch in Salzburg oder Hallstatt gut bekannt ist) bis zu Tierquälerei im Rahmen von Shows für Tourist*innen. Die Schüler*innen zeigten reges Engagement, was sich an interessanten Fragen und eigens gedrehten Videos zur Thematik zeigte. Auch die Macher*innen des Projekts (Cornelia Kühhas und Anna Kodek von respect_NFI sowie Günter Moser, der Direktor der Berufsschule) stellten ihre Kreativität unter Beweis.

Eigene Videos der Tourismus- Schüler:innen

Federführend beteiligt waren zwei Klassen des ÖBB Bahnreise- und Mobilitätsservice (jeweils erster Jahrgang, Klassen 1ÖBB, 1ÖBA) und zwei Klassen Reisebüroassistent*innen (ein erster und ein zweiter Jahrgang - 1RB, 2RC). Von Schüler*innen der 1ÖBB (also eine der ÖBB Bahnreise- und Mobilitätsservice-Klassen) wurden Videos gedreht, die die problematischen Seiten des Tourismus auf humorvolle Weise im eigenen, alltäglichen Umfeld zeigten. Etwa das drängende Müllproblem oder die Tierquälerei bei Shows. Die Schüler*innen fungierten dabei abwechselnd als Regisseur*innen und Darsteller*innen.

Filmpräsentation The last Tourist
© Karin Chladek

 

Verschiedene Aspekte von nachhaltigem Reisen

Am Podium waren – neben den Schülersprecher*innen - Florian Sturm, Nachhaltigkeitsbeauftragter des „Social Business Hotels“ magdas in Wien, Klaus Steurer, Reiseveranstalter Hauser Exkursion, Christian Brandstätter vom Magazin Lebensart REISEN, Günter Moser, der Direktor der Berufsschule für Handel und Reisen sowie Cornelia Kühhas von respect_NFI. Alles Menschen, die sich in ihren Tätigkeiten schon länger mit unterschiedlichen Aspekten des nachhaltigen Reisens beschäftigen.

Positive Beispiele vor den Vorhang holen

Im Mittelpunkt der Präsentationen standen diese verschiedenen Beiträge der Podiumsteilnehmenden zu einem nachhaltigen bzw. nachhaltigeren Tourismus. Christian Brandstätter vom Magazin LEBENSART schreibt schwerpunktmäßig über nachhaltiges Reisen in Österreich und Europa, wobei auch hier ähnliche Knackpunkte auftreten wie bei Fernreisen. Auch hier ist die Mobilität von entscheidender Wichtigkeit, auch und gerade hier spielen regionale Kreisläufe eine große Rolle. Der Fokus der Berichterstattung liegt dabei auf positiven Beispielen. „Wir waren uns in der Redaktion schon früh darüber im Klaren, dass wir auf das fokussieren wollen, was funktioniert.“ Man wolle zeigen, wie etwas geht, so Brandstätter.

Darüber, dass es grundsätzlich besser ist, mit positiven Beispielen (von denen es inzwischen viele gibt) zu arbeiten, war man sich am Podium einig. Davon gibt es schon viele, betonte auch Cornelia Kühhas von respect_NFI. Dennoch fordert sie auch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen ein, um nachhaltiges Wirtschaften voranzubringen.

Klaus Steurer von Hauser Exkursionen erklärte, wie der Reiseveranstalter Partner vor Ort auswählt. Auch diesen sollte nachhaltige Entwicklung, also Respekt vor Mensch und Natur, ein echtes Anliegen sein. Viele Kriterien werden schriftlich vorgelegt und müssen unterzeichnet werden, werden also als bekannt vorausgesetzt. Als Kontrolleur*nnen dienen sowohl Mitarbeiter*innen von Hauser selbst als auch Gäste, die oft sehr kritisch sind und über Fehler vor Ort Bericht erstatten. „Wir von Hauser Exkursionen gieben Partner*innen vor Ort Rückmeldungen und Zeit zur Verbesserung, notfalls werden Partnerschaften aber auch beendet“, so Steurer.

Internationale Kooperationen

Günter Moser sieht als Direktor einer Schule mit Schwerpunkt Reisen den internationalen Austausch als sehr wichtig an; so hat die Hütteldorfer Umweltzeichen-Schule offizielle Kooperationen mit Schulen in Deutschland, Italien und - durch Vermittlung der Naturfreunde Internationale – auch im Senegal. Er setzt auch auf internationale Programme wie ERASMUS+. Auch aus diesem Grund meint Günter Moser: „Ohne Reisen geht’s nicht“. Worüber man sich am Podium ebenfalls einig war.

 

magda´s Hotel: auch wirtschaftlicher Erfolg

Besonders interessierte Nachfragen stellten die Schüler*innen an den Mitarbeiter Florian Sturm von magda´s Hotel, einem Tochterunternehmen der Caritas und mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismus ausgezeichnet. So erfuhr man, dass der allgemeine Fachkräftemangel magda´s zwar auch betrifft (vor allem, weil man einen zweiten Standort eröffnen möchte), die Lage aber weit entspannter sei als anderswo in der Tourismusbranche. Sprachkurse in der Zielsprache Deutsch, aber auch in der gerade im Tourismus wichtigen Zielsprache Englisch würden vom Eigentümer Caritas organisiert und seien essenziell, betonte Sturm. In den allgemein eher schwachen Monaten Jänner und Februar 2024 habe die Auslastung von magda´s bei mehr als 60 % gelegen (was sehr gut ist, im Vergleich).

Mit der Feststellung, Reisende müssten verstärkt als Multiplikator*innen betrachtet werden und mit den Videos der Schüler*innen ging die Podiumsdiskussion zu Ende.