Photovoltaik des Hotels Stadthalle
© Hotel Stadthalle

Klimaneutrale Übernachtungen – (wie) geht das?

Mehr als 20% der durch den Tourismus verursachten CO2 Emissionen entstammen dem Segment der Beherbergungsbetriebe. Die vom Umweltzeichen geforderten Maßnahmen tragen dazu bei, die Emissionen in den Tourismusbetrieben dauerhaft zu senken. Der nicht vermeidbare Rest dieser Emissionen kann wie bei Flugreisen berechnet und kompensiert werden.

Der Anteil der durch den Tourismus verursachten CO2 Emissionen ist aufgrund des zunehmenden Reiseaufkommens stark steigend. Über eine Milliarde Auslandsreisen pro Jahr, davon ein Großteil Flugreisen, tragen dazu bei, dass Schätzungen zufolge der Sektor Tourismus bereits für mehr als 9 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich zeichnet. Mehr als 20% dieser durch den Tourismus verursachten CO2 Emissionen entstammen dabei dem Segment der Beherbergungsbetriebe.

Die vom Umweltzeichen Tourismus geforderten Maßnahmen tragen dazu bei, die Emissionen in den Tourismusbetrieben dauerhaft zu senken. Darüber hinaus ist es auch möglich, den nicht vermeidbaren Rest dieser Emissionen zu berechnen und zu kompensieren. Bekannt ist die Berechnung und Kompensation der verursachten CO2-Emissionen vor allem bei Flugreisen, da diese mit besonders hohen Treibhausgasemissionen verbunden sind (z.B. Atmosfair oder myClimate). Für KonsumentInnen stehen auch CO2-Rechner zur Berechnung der Emissionen privater Aktivitäten zu Hause zur Verfügung. Dabei werden vor allem der Energieverbrauch beim Wohnen und der Mobilität sowie z.T. das Konsumverhalten, etwa bei der Ernährung, betrachtet (siehe z.B. die Rechner von Climate Austria oder des Forum Umweltbildung.1

Klimaneutrale Übernachtungen

Um für die größer werdende Zahl von Gästen, die auch im Urlaub ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, ein entsprechendes Angebot zu bieten, wird speziell für die Hotellerie die Erstellung eines CO2 Fußabdruckes angeboten. Das Wiener Boutiquehotel Stadthalle verwendet zum Beispiel einen CO2 Rechner der in Zusammenarbeit mit ClimatePartner Austria realisiert wurde. Gäste haben hier die Möglichkeit, ihre Anreise und Übernachtung „klimaneutral“ zu gestalten indem sie Daten zu ihrer An- und Abreise sowie die Dauer der Nächtigungen im Rechner eintragen, den dadurch entstandenen CO2 Ausstoß berechnen, ein Klimaschutzprojekt wählen und kompensieren. Ein Zertifikat bestätigt, dass die Übernachtung und die Reise kompensiert wurden.

Ähnlich funktioniert auch der im Hotel Stern in Obsteig verwendete Rechner von CO2OL. Dieser Rechner wird auch von Viabono®, der deutschen Auszeichnung für umwelt- und klimafreundliche Reisen, verwendet.

Der CO2-Fußabdruck von Viabono®

Der Viabono® Fußabdruck errechnet ebenfalls die CO2-Emissionen, welche durch den Betrieb eines Unternehmens (Heizung, Strom-, Wasserverbrauch, Abfallaufkommen, Lebensmittel, Mobilität, Print, Cleaning) entstehen, geht aber einen Schritt weiter: Um Gästen den Stand der klimafreundlichen Bewirtschaftung schnell, einfach und vor allem unkompliziert zu kommunizieren, werden die errechneten Emissionen (Einheit: kg CO2 pro Gast/Übernachtung) anhand eines umfassenden Datenpools in eine der sechs "Klima-Effizienzklassen" A-F eingeteilt, die den bekannten Energie-Effizienzklassen der EU nachempfunden sind.

Viabono Musterbewertung
© Viabono

Um Greenwashing entgegenzuwirken wird nur in Klimaeffizienzklasse A oder B kategorisierten Betrieben zusätzlich die Möglichkeit gegeben, ihren Gästen klimaneutrale Übernachtungen zu offerieren und diese in Ihre (Offline & Online)-Buchungssysteme zu implementieren. Hierbei geht es vor allem darum, dem Gast aufzuzeigen, dass eine CO2-neutrale Übernachtung prinzipiell möglich ist und die Mehrkosten dafür lediglich wenige Cent betragen. Somit können Gäste ihren Aufenthalt in einem ohnehin bereits klimafreundlich operierenden Betrieb zu „klimaneutralen“ Übernachtungen „upgraden“. Mit den Kompensationszahlungen werden klimafreundliche Projekte wie ein Wiederaufforstungsprojekt in Bolivien oder Regenwaldschutzprojekte in Äthiopien gefördert. Der Viabono Fußabdruck wurde mit dem Qualitätssiegel des deutschen Rates für Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet ("Werkstatt N-Projekt").

Kompensationsprojekte mit anerkannten Standards

Wichtig ist bei allen Klimaschutz Kompensationsprojekten, dass diese durch unabhängige externe Prüfstellen kontrolliert werden und nachweislich zur Vermeidung von Treibhausgasen beitragen. Sie sollen positive ökologische und sozioökonomische Nebeneffekte haben und eine größtmögliche Transparenz in der Projektabwicklung und Mittelverwendung aufweisen (z.B. Goldstandard ). Denn nur dadurch wird garantiert, dass die Kompensationszahlungen für die nicht vermeidbaren Emissionen in sinnvolle Projekte fließen. Dennoch muss die oberste Prämisse sowohl für Betriebe als auch die Gäste die Vermeidung und Reduktion der Emissionen sein, beispielsweise durch den Einsatz erneuerbarer Energieträger zur Versorgung der Beherbergung oder der bevorzugten Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel bei der An- und Abreise. Tourismusbetriebe mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismus unterstützen dieses Bemühen und erhalten bis zu drei Soll-Punkte, wenn die CO2 Emissionen erfasst und aktiv an Gäste kommuniziert bzw. über anerkannte Klimaschutzprojekte kompensiert werden.

1 Anders als der „ökologische Fußabdruck“, der den Flächenbedarf eines Menschen auf unserem Planeten Erde in leicht verständlicher Art und Weise näherbringt – siehe z.B. den Rechner des Umweltministeriums unter www.mein-fussabdruck.at - ist der CO2 Fußabdruck ein Maß für den Betrag der Kohlenstoffdioxid-Emissionen, welcher direkt oder indirekt durch eine Aktivität, ein Produkt etc. verursacht wird.