Fische vom Markt
© Dr. Helmuth Oehler, Innsbruck

Mikroplastik in Lebensmitteln: (k)ein kleines Problem?

Das Wort „Mikroplastik“ ist derzeit in aller Munde. Aber: Gelangt wirklich Mikroplastik im wahrsten Sinne des Wortes über Lebensmittel „durch den Mund“ in unseren Körper? Und wenn, ja was bewirkt es dann dort? Wir sind diesen wichtigen Fragen nachgegangen.

Mikroplastik im menschlichen Kot

In einer Pilotstudie von Umweltbundesamt und Medizinischer Universität Wien wurde erstmals Mikroplastik im menschlichen Kot festgestellt. Die TeilnehmerInnen aus Finnland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich konsumierten in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen, die Mehrzahl von ihnen aß auch Fisch. Im Stuhl fanden sich im Mittel 20 Mikroplastik-Teilchen pro 10 Gramm Stuhl von neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer.

Bei anderen Studien wurden in Tieren die höchsten Mikroplastikkonzentrationen im Magendarmtrakt nachgewiesen, jedoch waren kleinste Plastikteilchen auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber nachweisbar. Es gibt erste Anzeichen, dass Mikroplastik durch die Begünstigung von Entzündungsreaktionen oder durch die Aufnahme schädigender Begleitstoffe den Magendarmtrakt schädigen kann. Die tatsächlichen Zusammenhänge müssen aber noch weiter erforscht werden.

Frutti di mare.

Was ist überhaupt Mikroplastik? Mikroplastik sind sehr kleine Kunststoff-Teilchen mit einem Durchmesser von unter 5 mm. Und diese winzigen Plastik-Partikel schwimmen – wie derzeit immer wieder berichtet – auch im Meer und anderen Gewässern. Dort werden sie von Fischen und anderen Meerestieren geschluckt. Die quasi ewig haltbaren Teilchen landen in den Fischmägen. Fisch & Co. werden gefangen – und dann appetitlich zubereitet vielleicht gerade auf Ihrem Teller serviert. Und dann? Was ist dann?

Fisch essen mit gemischten Gefühlen?

Wir haben deshalb nachgefragt bei der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, www.ages.at):

„Kann derzeit in Österreich von einer realen Gefährdung der Gesundheit des Menschen durch Mikroplastik ausgegangen werden? Etwa durch den Verzehr von Fisch? Gibt es entsprechende Studien?“ Dazu die AGES: „Aufgrund der momentanen Datenlage und bisherigen Erkenntnisse ist eine gesundheitliche Gefährdung durch Mikroplastik in Meeresfrüchten und Fischen nicht zu erwarten. Das Thema Mikroplastik in Fischen scheint die Österreicherinnen und Österreicher derzeit nicht zu beschäftigen, zumindest gibt es dazu bei uns keine Anfragen ‚besorgter Bürger‘.“

Frischer Fisch ist noch gesund?

Oder doch eine potentielle Gefährdungsquelle unserer Gesundheit – durch Mikroplastik? Die AGES beruhigt: „Laut einer Studie der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA entdeckt man in Fischen durchschnittlich 1 bis 7 Mikroplastik-Partikel. Generell befinden sich diese hauptsächlich im Magen- und Verdauungstrakt der Fische. Da diese in der Regel ausgenommen verzehrt werden, verringert sich so noch mehr die Möglichkeit der Aufnahme von Mikroplastik durch den Menschen.“

Ein Beigeschmack bleibt.

Denn: „Die genauen toxikologischen Effekte von Mikroplastik auf den Menschen sind bisher noch nicht umfassend untersucht worden. Klar ist, dass die tatsächliche Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt in die Körperzellen äußerst gering ist“,. „Werden importierte Lebensmittel – vor allem Fisch und Meeresfrüchte – in Österreich dezidiert auf Mikroplastik hin untersucht? „Die Untersuchung von Fisch und Meeresfrüchten auf Mikroplastik ist derzeit im amtlichen Kontrollplan nicht vorgesehen.“

Die Insel Österreich.

Und wie schaut’s in Österreich selbst aus? Wurde Mikroplastik in österreichischen Gewässern nachgewiesen? Gibt es wissenschaftliche Studien darüber? Das Umweltbundesamt hat gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur, der ViaDonau und den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien eine Pilotstudie zu Plastikeinträgen in die Donau durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass jährlich bis zu ca. 40 Tonnen Plastik in der Donau über die österreichische Grenze transportiert werden. In dieser Studie wurden auch Fische auf Mikroplastik untersucht: In keinem der untersuchten Fische wurden Plastikteilchen gefunden.“

Fische am Markt
© Dr. Helmuth Oehler, Innsbruck

Fischers Fritz isst frischen Fisch!

Der heranrückende, in Österreich so beliebte Heringschmaus kann demnach ohne Bedenken genossen werden – nicht nur vom berühmten Fischers Fritz! Denn: Mikroplastik scheint derzeit noch primär ein ökologisches Problem zu sein. Die weiteren Entwicklungen verheißen aber nichts Gutes und ein unangenehmer Beigeschmack bleibt jedenfalls bestehen.

Weitere Informationen zum Thema „Mikroplastik in Lebensmitteln“ finden Sie hier:

https://www.ages.at/themen/rueckstaende-kontaminanten/mikroplastik

https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/kontaminanten/mikroplastik/

https://www.bmnt.gv.at/wasser/wasserqualitaet/plastik_pilotstudie.html