Pfauenziegenherde
© BMLFUW / Ruth Wallner

Ist nur vegan essen wirklich tierfreundlich?

Oft werden Tierschutzgründe bzw. Tierliebe angeführt, wenn VegetarierInnen gefragt werden, warum sie kein Fleisch essen. Bei VeganerInnen - die ganz auf den Verzehr tierischer Produkte verzichten - erst recht. Kann Fleischessen trotzdem auch empfohlen werden?

Doch auch Fleisch essen kann tierfreundlich sein, folgt man den Argumenten von Nachhaltigkeitsexperten wie Thomas Weber, dem BIORAMA-Herausgeber. In seinem Buch „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ empfiehlt er: „Iss bedrohte Tiere“. Dabei handelt es sich um alte Haustierrassen, die oft vor dem Verschwinden standen und kaum mehr gezüchtet wurden, bis sie Gourmets und überzeugte „Regionalisten“ wieder entdeckten: „Bei den bedrohten Tieren handelt es sich um seltene, alte Nutztierrassen, die gegessen gehören, damit sie nicht verschwinden. Waldviertler Blondvieh, Harzrind, Pfauenziege und Mangalitzaschwein zu entdecken, lohnt sich auch geschmacklich“, schreibt Weber.

Natürlich können es sich nur wenige Menschen leisten, dieses besondere Fleisch oft oder gar täglich zu essen. Doch das ist sowieso nicht wünschenswert. Fleischkonsum war für die allermeisten Menschen über Jahrtausende etwas Besonderes, das nicht selbstverständlich war. Nicht umsonst heißt es „Sonntagsbraten“, weil man sich auch in unseren Breiten Fleisch eben lange Zeit nur am Sonntag leisten konnte.

Fleischkonsum, Tierhaltung und Klimawandel

Dass Fleischkonsum für die breite Allgemeinheit täglich erschwinglich wurde, wurde auf Kosten der Nutztiere erkauft. Ob Huhn oder Schwein, auch Rind: die allermeisten VertreterInnen dieser Arten verbringen ihr Leben in Massenzuchtbetrieben, bevor sie in Schlachthöfen landen. Natürlich wissen das die meisten Menschen, VegetarierInnen genauso wie FleischesserInnen.

Dabei ist der tägliche Fleischkonsum weder unserer noch der Gesundheit unseres Planeten zuträglich: Es ist bekannt, dass die übermäßige Fleischproduktion den Klimawandel mit vorantreibt, unter anderem durch die Umwandlung von Regenwäldern in Weiden oder durch die Treibhausgasemissionen vor allem der Wiederkäuer.

Nachhaltige Investoren machen Druck auf Lebensmittelkonzerne

Neue wichtige Anstöße für eine Änderung kommen von internationalen Investorengruppen (darunter auch Pensionsfonds), die versuchen, durch ihre Finanzstärke internationale Lebensmittelkonzerne zur verstärkten Produktion von pflanzlichem Protein zu bewegen, um so nachhaltiger aufgestellt zu sein.

Es ändert sich also gerade viel oder wird zumindest hinterfragt. Zum Wohl auch der Nutztiere. Ob man sie nun isst oder nicht. Für Menschen mit kleiner Geldbörse, die noch dazu kaum Zugang zu den Produkten von gut gehaltenen Tieren haben – Fleisch oder nicht -, ist es sicher einfacher, sich vegetarisch zu ernähren, wenn sie tierfreundlich konsumieren möchten.

Für alle anderen gilt: Das rechte Maß halten und sowohl auf biologische als auch regionale Herkunft der tierischen Produkte achten. Wie es Betriebe mit dem Umweltzeichen tun!