Mikroplastik in Lebensmitteln: (k)ein kleines Problem?
Das Wort „Mikroplastik“ ist derzeit in aller Munde. Aber: Gelangt Mikroplastik über Lebensmittel wirklich im wahrsten Sinne des Wortes „durch den Mund“ in unseren Körper? Und wenn ja, was bewirkt es dort? Diesen wichtigen Fragen sind wir nachgegangen.
Mikroplastik im menschlichen Kot
In einer Pilotstudie von Umweltbundesamt und Medizinischer Universität Wien wurde erstmals Mikroplastik im menschlichen Kot festgestellt. Die TeilnehmerInnen aus Finnland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich konsumierten in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen, die Mehrzahl von ihnen aß auch Fisch. Im Stuhl fanden sich im Mittel 20 Mikroplastik-Teilchen pro 10 Gramm Stuhl von neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer.
Bei anderen Studien wurden in Tieren die höchsten Mikroplastikkonzentrationen im Magendarmtrakt nachgewiesen, jedoch waren kleinste Plastikteilchen auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber nachweisbar. Es gibt erste Anzeichen, dass Mikroplastik durch die Begünstigung von Entzündungsreaktionen oder durch die Aufnahme schädigender Begleitstoffe den Magendarmtrakt schädigen kann. Die tatsächlichen Zusammenhänge müssen aber noch weiter erforscht werden.
"Frutti" di mare
Was ist Mikroplastik? Mikroplastik sind sehr kleine Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser von weniger als 5 mm. Und diese winzigen Plastikteilchen schwimmen - wie aktuell immer wieder berichtet wird - auch im Meer und anderen Gewässern. Dort werden sie von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen. Die fast ewig haltbaren Partikel landen in den Mägen der Fische. Fisch & Co. werden gefangen - und dann vielleicht gerade appetitlich zubereitet auf dem Teller serviert. Und dann? Was kommt danach?
Die AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, www.ages.at) schreibt zum Thema Mikroplastik und Gesundheitsrisiko folgendes:
"Die genauen toxikologischen Wirkungen von Mikroplastik auf den Menschen sind noch nicht umfassend untersucht. Sowohl das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) als auch die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) haben bereits Empfehlungen veröffentlicht, weitere Untersuchungen zu Mikroplastik durchzuführen. Aufgrund des Mangels an relevanten belastbaren Daten sind unter anderem toxikologische Untersuchungen zur Aufnahme und Wirkung von Mikroplastik im menschlichen Körper sowie Studien zum Abbau von Mikroplastik und zur möglichen Entstehung von Nanoplastikpartikeln im menschlichen Verdauungstrakt notwendig, um das Gesundheitsrisiko besser abschätzen zu können."
Oder doch eine potentielle Gefährdungsquelle unserer Gesundheit – durch Mikroplastik? Studien haben bereits gezeigt, dass Mikroplastik von Meerestieren wie Fischen, Muscheln und Garnelen mit Plankton verwechselt und als Nahrung aufgenommen wird. Zudem konnte bereits gezeigt werden, dass Mikroplastik auch im Magen-Darm-Trakt dieser Tiere zu finden ist. Allerdings ist hier nur mit einer sehr geringen Aufnahme von Mikroplastik aus Fischen und Meeresfrüchten zu rechnen, da in der Regel nur ausgenommene Fische verzehrt werden.
Die Insel Österreich
Und wie schaut’s in Österreich selbst aus? Wurde Mikroplastik in österreichischen Gewässern nachgewiesen? Gibt es wissenschaftliche Studien darüber? Das Umweltbundesamt hat bei einer Untersuchung der Donau an zwei Stellen in Oberösterreich bzw. Niederösterreich auf Mikroplastik (> 500 µm) wurden Konzentrationen zwischen 0,039 mg/m³ und 0,205 mg/m³ bzw. zwischen 0,029 mg/m³ und 0,516 mg/m³ gemessen. Hochgerechnet ergibt das eine jährlich Gesamtmenge von weniger als 14 Tonnen Mikroplastik pro Jahr in Aschach und weniger als 41 Tonnen pro Jahr in Hainburg.
90 % der in den Donauproben gefundenen Kunststoffe stammten aus diffusen Einträgen durch Abschwemmung, Windverfrachtung, Abwasser und durch Littering, das achtlose Wegwerfen von Abfällen in der Umwelt. 10 % der gefundenen Kunststoffe konnten industriellen Quellen zugerechnet werden. In dieser Studie wurden auch Fische auf Mikroplastik untersucht: In keinem der untersuchten Fische wurden Plastikteilchen gefunden. Fischers Fritz isst frischen Fisch aus Österreich!
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