Stadt Wien gewinnt Rennen um 1. Rechenzentrum mit Umweltzeichen
Mit dem Ziel, zur nachhaltigen Digitalisierungshauptstadt Europas zu werden, schreitet die Stadt Wien mit gutem Beispiel voran: Das Rechenzentrum der Stadt Wien erhält als erstes Rechenzentrum des Landes das Österreichische Umweltzeichen. Die Hauptstadt zeigt, dass technologischer Fortschritt und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und ruft weitere Rechenzentren zur Zertifizierung auf.
Bereits 2020 haben Rechenzentren in Österreich 1,2 Terawattstunden (TWh) Strom verbraucht, Tendenz steigend. Mit dieser Menge an Strom können vergleichsweise 400.000 Haushalte – oder ganz Vorarlberg – ein Jahr lang versorgt werden. „Der steigende Verbrauch von Rechenleistung wird beispielsweise durch künstliche Intelligenz verstärkt und stellt für die erfolgreiche Energiewende eine weitere Herausforderung dar. Umso wichtiger ist uns, mit der Richtlinie für Rechenzentren einen Leitfaden zu geben, wie ein nachhaltiges Rechenzentrum aussehen kann. Dabei gibt es viele Optimierungsmöglichkeiten, die nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Eine tolle Möglichkeit ist beispielsweise die überflüssige Abwärme für anliegende Unternehmen oder Haushalte zum Heizen zu nutzen“, unterstreicht Christian Kornherr, Projektleiter im Umweltzeichen-Team des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). „Ziel ist es natürlich, noch mehr Rechenzentren zu zertifizieren, damit gegenseitig nachhaltige Lösungen geteilt werden können und neue Vorzeigeprojekte entstehen“, betont Kornherr. Mit der neuen Richtlinie können sowohl Rechenzentren als auch IT-Betreiber zertifiziert werden – und so ihre Nachhaltigkeitsbemühungen für öffentliche Auftraggeber und Konsument:innen sichtbar machen.
Nachhaltigkeit als Innovations- und Effizienzfaktor
Das Rechenzentrum der Stadt Wien im 22. Gemeindebezirk ist ein Unternehmen der WSE Wiener Standortentwicklung GmbH und wird von Wien Digital (MA 01), der IT-Abteilung der Stadt Wien, genutzt. Dort wird das Data-Center auf dem neuesten Stand der Technik mit höchster Leistung und Sicherheit betrieben, um IT-Services für Bürger:innen der Stadt Wien verlässlich zur Verfügung zu stellen. Eine umweltverträgliche und ressourcenschonende Ausrichtung wird unter anderem durch ein umfangreiches Energiemonitoring-System und die Nutzung der Außenluft und des lokalen Grundwassers zur Kühlung erreicht.
Geschäftsführer Christian Altenberger zieht ein positives Fazit nach dem erfolgreichen Zertifizierungsprozess: „In den vergangenen Jahren haben wir ein umfangreiches System zur Überwachung des Energieverbrauchs implementiert. Durch kontinuierliches Messen erfassen wir wichtige Kennzahlen, um unsere Effizienzfortschritte zu überprüfen und gezielte Energiesparmaßnahmen zu treffen. Wir übernehmen Verantwortung und arbeiten weiter daran, unser Rechenzentrum noch energieeffizienter, umweltverträglicher und ressourcenschonender zu betreiben. Unser Ziel ist es, den steigenden Bedarf an IT-Services in Wien zu decken und gleichzeitig zur Erreichung der Klimaziele der Stadt beizutragen. Darüber hinaus möchten wir mit unserem nachhaltigen Ansatz als Vorbild fungieren und demonstrieren, dass umweltfreundliche Praktiken in der IT-Branche realisierbar sind.“
Zertifizierung seit Ende 2024 möglich
Seit über 30 Jahren steht das Österreichische Umweltzeichen für geprüften Umweltschutz und zeichnet Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Events aus. Seit knapp sechs Monaten können Rechenzentren die österreichische UZ 80-Zertifizierung erhalten – ein wichtiger Schritt angesichts des stark steigenden Datenverbrauchs und Energiebedarfs. Die neue Zertifizierung reagiert auf den zunehmenden ökologischen Fußabdruck der Branche und fördert unter anderem die sinnvolle Nutzung von Abwärme. Initiiert vom damaligen Klimaministerium, nunmehr BMLUK, ergänzt sie den Aktionsplan nachhaltige Beschaffung (naBe). Auch für naBe stehen Rechenzentrumkriterien für einen politischen Beschluss auf Bundesebene bereit. Zusammen mit seinen Partnern setzt das BMLUK neue Maßstäbe für eine nachhaltige digitale Infrastruktur. Das Rechenzentrum der Stadt Wien, als erster Lizenznehmer der UZ 80, nimmt als öffentliche Hand eine Vorreiterposition für interessierte Rechenzentren ein. Je nach Bundesland stehen diesen individuelle Beratungs- und Förderungsangebote zur Verfügung – in Wien etwa durch das Angebot von OekoBusiness Wien.