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„Second Hand ist nicht second class“ und „Design for Recycle“: so kann man den Textil Dialog 2022 zusammenfassen

Mit rund 70 Akteur:innen aus Textilhandel und -produktion, Interessensvertretungen, Gebrauchtkleidungsplattformen und Re-use Initiativen wurde am 10. Juni in einer Online-Veranstaltung das Thema „Den Kreis schließen - in schnellen Schritten Kreislaufwirtschaft unterstützen.“ behandelt.

Nach einführenden Worten von Andreas Tschulik vom BMK zum Thema „Nachhaltige Textilien im Fokus der Kreislaufwirtschaft“, wurden die Inhalte in zwei Themenblocks und Arbeitsgruppen bearbeitet.

Second Hand stinkt nicht

Welche Angebote aus den Bereichen Secondhand Handel, Mietangeboten, Tauschmodellen und Reparaturinitiativen von Kleidung und welche innovativen Geschäftsmodelle sind in Österreich bereits etabliert und wie können diese zur Kreislaufwirtschaftsstrategie beitragen? Zu diesem Thema referierte Daniela-Freitag Zanini vom Umweltbundesamt.

Das Angebot – online und stationär – ist groß in Österreich. Allein in Wien gibt es rund 100 Möglichkeiten, an Secondhandmode zu gelangen, wobei Angebote von Designer- und Vintagekleidung stark vertreten sind. Online dominieren Schuhe das Angebot, da sie einen hohen Wiederverkaufswert haben. Ein Problem des online Second Hand Handels ist es, das Angebot an Einzelstücken ansprechend und übersichtlich darzustellen. Dazu ein Tipp: die Vorauswahl ist ausschlaggebend, bei Qualität steigt die Akzeptanz - das jahrelange Mindset „Second Hand stinkt“, hat sich gewandelt. Das kann man es an verschiedenen Erfolgsstories wie der des Secondhand Vintage Ladens „VinoKilo“ von Robin Balser sehen. VinoKilo ist in mehreren Ländern vertreten und verkauft 97% seiner Kleidung bei Verkaufsevents mit Musik, Foodtrucks und Partystimmung.

Recycelte Fasern

Welche Rolle spielen Sekundärrohstoffe für die österreichische Textilindustrie und welches Zukunftspotential haben diese für die Kreislaufwirtschaft?

Die Wiederaufbereitung von Textilien ist ein Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft und notwendig, um wertvolle Ressourcen zu schonen. Österreich hat aus seiner Textiltradition einen kompetitiven Vorteil, speziell im Bereich der Faserherstellung. Karin Granzer-Sudra und Marcus Feldbaumer von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik stellten eine Studie zu dem Thema und den Grenzen der Aufbereitung von Altfasern vor. In der Forschung zur Entwicklung neuer Methoden ist die gesamtheitliche Betrachtung eines Produktdesigns wichtig, ebenso aber smarte Sortier- und Recyclingsysteme.

Aus der Praxis ergänzte Klaus Haiden von Andritz Fabrics and Rolls mit einem Input über das Projekt TEX2MAT.

Aktive Beteiligung in Arbeitsgruppen

Zur Abrundung des Workshops beschäftigten sich Arbeitsgruppen mit den Themen Textildesign & -innovation, Angebot an Textilien/Kleidungskauf und längerer Nutzung, sowie Textilienrecycling & Materialnutzung. Weitere Initiativen in diesen Bereichen wurden gesammelt und die gesetzten Maßnahmen für kreislauffähige Textilien dargestellt.

Zusammenfassend gesagt:

Die Wieder- und Weiterverwendung von Kleidung – v. a. unter dem Aspekt, dass 49% der Kleidung aussortiert wird, weil sie nicht mehr gefällt, aber noch funktionsfähig ist – sollte forciert werden. Ausreichend Angebot dazu gibt es!

Aber das allein reicht nicht: Die Wiederaufbereitung von Textilien ist ein Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft und notwendig, um wertvolle Ressourcen zu schonen. Daher fordern das Österreichische Umweltzeichen und das EU Ecolabel für Textilien einen entsprechenden Anteil für die Herkunft von Polyamid- und Polyesterfasern.
Aktuell wird die Österreichische Umweltzeichen Richtlinie für Textilien in Kooperation mit dem deutschen Blauen Engel überarbeitet und Anfang 2023 veröffentlicht.

Auf Bundesebene soll die österreichische Kreislaufwirtschafts-Strategie zeitnah beschlossen werden. Parallel zur Entwicklung der Strategie wurden bereits erste Umsetzungsschritte gesetzt, gefördert im Rahmen der FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft.

Die gesamte Dokumentation der Veranstaltung wird in den kommenden Tagen veröffentlicht und dann auch hier verlinkt werden.