Frau mit Faserflocke in der Hand
© Lenzing

Stoffgeschichten - Weiche Stoffe aus Holz

Kleidung ist nicht nur unsere zweite Haut oder der Schutz vor Kälte, es ist auch der Zauber des Schönen und des Verführerischen, der seit jeher jedes Frauen- wie Männerherz höher schlagen lässt.

Zu den Stoffen, die sich ebenso zart und schmeichelnd um den Körper schmiegen wie sie funktionell sind, zählen Viscose, Modal und Lyocell – naturnahe Fasern, die aus Holz hergestellt werden. Wenn Sie das Österreichische Umweltzeichen tragen, müssen sie aus nachhaltiger Holzwirtschaft gewonnen werden.

So unglaublich es klingen mag: Das Ausgangsmaterial für zarte, weich fließende Stoffe, wie Viscose, Modal oder Lyocell, ist Holz. Die Bezeichnung "naturnah" gilt für Fasern, die zwar aus dem natürlichen Rohstoff Zellulose stammen, jedoch in einem aufwändigen chemischen Prozess umgewandelt werden müssen. Zellulose ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden. Zur Faserherstellung eignen sich Holz, Bambus, Schilf oder Stroh.

Die österreichische Firma Lenzing, Weltmarktführer bei Fasern aus Zellulose, hat in den letzten Jahren an einer Ökologisierung ihrer Produktionsweisen gearbeitet. Sie vertreibt ihre mit dem europäischen Umweltzeichen ausgezeichneten Stoffe unter den Bezeichnungen "Viscose", "Lenzing Modal", oder "Tencel". In Zusammenarbeit mit der Universität Utrecht wurde eine Ökobilanz für ihre Fasern im Vergleich mit Baumwolle erstellt. Dabei präsentierten sich die Viscose- und Modalfasern als nachhaltig.

Von Vorteil ist auch der geringere Flächenbedarf: Ist für die Produktion einer Tonne Baumwollfasern mehr als ein Hektar Land nötig, so genügen für dieselbe Menge an Modal und Tencel 0,2 bis 0,6 Hektar. Baumwolle verbraucht auch 20 Mal mehr Wasser als für die Erzeugung von Tencel nötig ist.

Die Lenzing AG verarbeitet heimisches Buchenholz, das beim Durchforsten anfällt und Resthölzer aus der Möbelindustrie. Das ergibt in Summe etwas mehr als die Hälfte des benötigten Holzes. Der Rest kommt aus den umliegenden Ländern. Dabei handelt es sich ausschließlich um Holz aus Wäldern, die dem Forstgesetz entsprechend nachhaltig bewirtschaftet werden. Dies ist auch eines der wesentlichen Kriterien, um mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet zu werden.

Wie wird aus Holz eine Stofffaser?

Zunächst muss aus dem Baum die Zellulose als Grundstoff gewonnen werden. Die Zellulose wird von den anderen Substanzen des Holzes, wie Lignin, Harz, Wachs, Eiweiß und Lipiden getrennt. Diese Trennung erfolgt üblicherweise mit organischen Lösungsmitteln wie Methanol oder Ethanol. Der übrig bleibende Zellstoff - eine feinfaserige Masse – ist der Ausgangsstoff zur Herstellung von Viskose, Modal oder Tencel.

Gebleicht wird mit Sauerstoff, Ozon und Wasserstoffperoxid. Chlor kommt nicht zum Einsatz. In weiteren Verfahrensschritten werden vermarktbare Nebenprodukte, wie Essigsäure, Furfural und Xylose gewonnen. In der fertigen Faser sind keine Chemikalien mehr enthalten. Lenzing ist es in den letzten Jahren gelungen, die Nutzung der Holzsubstanz soweit zu steigern, dass mehr als die Hälfte in hochwertige Produkte umgewandelt werden kann. Der verbleibende Rest dient als biogener Energieträger.