Baumwollkleidung
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Stoffgeschichten - Fasern aus der Natur: Baumwolle, Hanf und Flachs

100 % Baumwolle – das steht für angenehmes Tragegefühl und Natürlichkeit. Kein Wunder, dass Baumwolle die mit Abstand beliebteste Textilpflanze ist. Baumwolle zählt aber auch zu den intensivsten Anbaukulturen und geht mit enormem Wasserverbrauch, Chemieeinsatz und dem Einsatz von Gentechnik einher. Doch es gibt Alternativen. 

Doch es gibt Alternativen. Das Österreichische Umweltzeichen bietet seit Jänner 2014 eine entsprechende Richtlinie.

Knapp 40 Prozent aller Textilien sind aus Baumwolle gewebt oder gestrickt. Baumwolle ist seit dem Siegeszug von Bluejeans und T-Shirt der in der Bekleidungsindustrie meistverwendete Stoff aus Naturfasern, und gleichzeitig der problematischste. Baumwolle wird auf vier Prozent der weltweiten Ackerfläche angebaut, beansprucht jedoch zehn Prozent der gesamt eingesetzten Pestizide und 22 Prozent der Insektizide, die weltweit versprüht werden. Mit Hilfe der Gentechnik sollte der Pestizidverbrauch reduziert werden. So stammen heute 80 Prozent der in den USA angebauten Baumwolle aus gentechnisch verändertem Saatgut, in Indien sind es 40 Prozent. Weniger Chemie wird dennoch nicht verbraucht, dafür sind die Bauern nun abhängig von den großen Biotech-Firmen. Das Saatgut, das sie früher einfach von der Ernte zurückbehielten, müssen sie jetzt jedes Jahr neu kaufen, weil die GVO-Saat nur in der ersten Generation die volle Wirkung entfaltet.

Frisch geerntete Baumwolle
© Fair Trade

70 Prozent der Baumwolle werden in Bewässerungslandwirtschaft produziert. Der Baumwollanbau saugt den Aralsee in Usbekistan regelrecht aus: Die Fläche des Sees ist in den letzten 50 Jahren um 60 Prozent geschrumpft. Im Sudan, in Pakistan, Ägypten oder Zentralasien verbrauchen alte Bewässerungssysteme bis zu 29.000 Liter Wasser pro Kilogramm Baumwollfaser. Ein Großteil des Wassers versickert sofort wieder im Feldboden, angereichert mit den ausgebrachten Spritz- und Düngemitteln. Diese Mitgift gelangt letztlich über das Trinkwasser und durch Ackerfrüchte wieder in die menschliche Nahrungskette.

Biolandbau schont die Umwelt

Bio-Bauwollbauern verzichten auf Gentechnik, chemische Dünger, Pestizide und Entlaubungsmittel. Der Biolandbau reichert den Boden mit Humus an, was die Wasserhaltefähigkeit und die langfristige Fruchtbarkeit verbessert. Bio-Baumwolle wird in Mischkultur produziert, zum Beispiel mit Mungobohnen, Kichererbsen oder Erdnüssen, die den Speisezettel der Bauernfamilien bereichern. Im konventionellen Baumwollanbau dagegen verbleiben kaum Flächen für Gemüsekulturen.

Nur etwa ein Prozent der weltweit produzierten Baumwolle stammt aus kontrolliert biologischem Anbau. Einige Firmen, die Textilien aus biologischer Baumwolle anbieten, initiieren eigene Anbaugebiete, um an den begehrten Rohstoff zu kommen.

Hanf – die vielseitigste Kulturpflanze

Jahrtausende lang war der Hanf Lieferant für Fasern, Nahrungsmittel und Medizin und damit eine der wichtigsten Kulturpflanzen der Menschheit. In den 1930er-Jahren wurde die Pflanze durch Dämonisierungskampagnen weitgehend verbannt, um den Kunstfasern ihren Weg zu bereiten. Heute sind Hanfsorten am Markt, die für einen Missbrauch nicht geeignet sind. Weil Hanf von Natur aus gegen Schädlinge resistent ist, kann er immer Bio produziert werden, und das ohne besondere Ansprüche an Boden, Pflege oder Klima. In Burma, Thailand, Laos, Vietnam oder Zentralchina wird Hanf noch auf traditionelle Weise angebaut und verarbeitet.

Stoffe aus Hanf sind im Vergleich zu Baumwolle abriebfester und transportieren Feuchtigkeit besser. Außerdem hemmen sie das Wachstum von Bakterien und Pilzen und tragen sich aufgrund der glatten Faseroberfläche angenehm auf der Haut.

Leinen – Knitter mit Charme

Der fragile Flachs, auch Lein genannt, mit seinen himmelblauen Blüten, ist auf den Feldern nur mehr selten zu finden. Die europäischen Hauptanbaugebiete liegen in Frankreich und Belgien, im Waldviertel findet man noch kleinere Kulturen. Zur Fasergewinnung wird die Pflanze mitsamt der Wurzel ausgerissen, gebündelt und zum Vortrocknen aufgelegt. Danach können die Bastfaserbündel durch mechanische Aufbereitung freigelegt und für die Garnspinnerei vorbereitet werden.

Leinen ist im Sommer angenehm kühl auf der Haut, reißfest, unempfindlich, schmutzabweisend und lädt sich nicht elektrostatisch auf.

Um das Österreichische Umweltzeichen zu erhalten, müssen textile Naturfasern, wie Baumwolle, Hanf oder Flachs aus biologischem Anbau bzw. von Betrieben stammen, die sich in der Umstellungsphase auf Biolandwirtschaft befinden. Das heißt natürlich auch, dass keine Gentechnik zum Einsatz kommen darf.

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