Grünes Geld für grüne Investitionen: Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken – Erkenntnisse aus Theorie und Praxis für die (Finanz-)wirtschaft
Während sich eine Hitzewelle über Europa ausbreitete, beschäftigte sich ein weiteres Umweltzeichen-Webinar aus der Reihe „Grünes Geld für Grüne Investitionen“ am 1. Juli 2025 mit dem Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.
Die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und die eng daran geknüpfte Biodiversitätskrise bedeuten existenzielle Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft. Daher wurde im Rahmen des Webinars einerseits die regulatorische Seite bzw. Hilfestellungen für die Finanzbranche beleuchtet (FMA-Leitfaden, Biodiversitätsleitfaden) und auf der anderen Seite Praxiserfahrungen bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken aus Finanz- und Realwirtschaft geteilt.
Das Webinar startete mit Eröffnungsworten aus dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK). Josef Behofsics (Abt. V/7) begrüßte die Gäste des Webinars.
Georg Lehecka, Sustainable Finance HUB Manager der Finanzmarktaufsicht Österreich (FMA) stellte im ersten Beitrag den im März 2025 aktualisierten FMA-Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken vor. Dieser dient als Orientierungshilfe für Finanzmarktteilnehmer und beaufsichtigte Unternehmen, um Nachhaltigkeitsrisiken systematisch in ihr Risikomanagement zu integrieren. Neben einem Überblick zu Definitionen und Anforderungen finden sich im Leitfaden auch Praxisbeispiele, Methoden und Tools zur Unterstützung der Unternehmen. Neu im aktualisierten Leitfaden sind neben der geänderten EU-Sustainable Finance Regulatorik unter anderem die Integration naturbezogener und Biodiversitätsrisiken sowie die Integration von Transitionsplänen. Dabei dienen Transitionspläne als Instrument, um Klima- oder Umweltziele auf Unternehmens- oder Wirtschaftsaktivitätsebene in konkrete Maßnahmen und damit verbundene Finanzierungs- und Investitionspläne umzusetzen.
Wie das Thema Biodiversität in das Kerngeschäft von Finanzunternehmen integriert werden kann, stellte im Anschluss Paul-Simon Glade vom Green Finance Team des Umweltbundesamts vor. Am 20. März 2025 wurde von der Green Finance Alliance dazu der Leitfaden zur Integration von Biodiversität in das Kerngeschäft von Finanzunternehmen veröffentlicht. Der Leitfaden stellt dabei die wissenschaftlichen und fachlichen Grundlagen bzw. einen Überblick über bestehende Rahmenwerke zur Verfügung. Glade präsentierte die schrittweise Integration in das Kerngeschäft. Den Start macht die Themenauswahl und Identifikation prioritärer Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und Abhängigkeiten von Ökosystemleistungen mit Hilfe von Hotspotanalysen.
Nach der Vorstellung der beiden Leitfäden gab Andreas Rauter, Senior Advisor Sustainability, Ethics & Public Affairs in der UNIQA Insurance Group AG, einen Einblick in den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken im Geschäftsmodell eines Versicherers. Er erläuterte die Bedeutung der doppelten Wesentlichkeits- und Resilienzanalyse, um die wesentlichen Auswirkungen und Risiken und Chancen zu erkennen. Im Fokus steht aktuell klar der Klimawandel, hier wurde bereits ein Klimatransitionsplan erstellt. Beim Thema Biodiversität sind die Anknüpfungspunkte mit dem Geschäftsmodell schwieriger. Hier bietet sich jedoch eine Portfolioanalyse mittels der vorhandenen Sektorendatenbank von ENCORE an.
Christian Schuster von der Lenzing AG lieferte mit dem letzten Beitrag Einblicke in die Abhängigkeiten, Risiken und Chancen aus Sicht eines holzverarbeitenden Unternehmens in Bezug auf das Thema Biodiversität. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Lenzing berücksichtigt Klimaschutz sowie auch naturbezogene Elemente. Lenzing hat bereits damit begonnen Biodiversität und Ökosysteme in das Geschäftsmodell und das Risikomanagement zu integrieren. Es gibt auch schon eine erste Veröffentlichung nach der Initiative „Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD)“.
Im Anschluss an die Fachvorträge wurden noch Publikumsfragen zu den Auswirkungen der zukünftigen Omnibus-VO auf die Nachhaltigkeitsbemühungen der Finanzwirtschaft und die Frage nach den Vorteilen für die Vorreiter im Nachhaltigkeitsbereich diskutiert. Durch das Webinar führte Katharina Muner-Sammer von der ÖGUT. Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sie sich herzlich bei den Referenten für ihre spannenden Beiträge und bei den Teilnehmer:innen für ihr großes Interesse.
Die einzelnen Präsentationen und die Videoaufzeichnung können auf der Website der ÖGUT nachgelesen bzw. nachgehört werden: https://www.oegut.at/de/events/2025/07/uz-webinar-nachhaltigkeitsrisiken.php
Katharina Muner-Sammer, ÖGUT