Regenbogen
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Nachhaltige Ansätze in Versicherungsunternehmen

Seit 2018 von der Europäischen Kommission der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums veröffentlicht wurde, ist in der Finanzbranche vieles in Bewegung geraten. Es geht um die Umlenkung der Kapitalströme in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung und des Klimaschutzes. Neben den Banken sind es vor allem auch die Versicherungen, die betroffen sind.

Versicherungen sind einerseits von der zunehmenden Regulatorik im Bereich „Sustainable Finance" betroffen, andererseits verfügen sie über beträchtliches Kapital, das als Hebel für die Transformation im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung dienen kann. Außerdem sind es die Versicherungen, die die Auswirkungen und Schäden bei den zunehmenden Extremwetterereignissen zu spüren bekommen. Es gibt nun verschiedene Ansätze, in welcher Weise sich Versicherungsunternehmen dem Thema Nachhaltigkeit widmen können.

Das Umweltzeichen-Webinar am 2. Dezember aus der Reihe „Grünes Geld für Grüne Investitionen“ beschäftigte sich einerseits mit nachhaltigen Investitionen bei Versicherungsprodukten und mit ihrer Qualitätssicherung. Andererseits ging es darum, ob und wie Nachhaltigkeitsaspekte bei Sachversicherungen umgesetzt werden können.

Nach der offiziellen Begrüßung durch Josef Behofsics, Klimaschutzministerium, berichtete Michael Gadinger, Leiter Produktmanagement der Wiener Städtischen Versicherung AG, aus einer Konsument:innenstudie, in der 90% der Versicherungskund:innen angegeben haben, Interesse an nachhaltigen Versicherungsprodukten zu haben, aber nur jeder/jede Vierte bereits ein nachhaltiges Versicherungsprodukt abgeschlossen hat. Hier wird daher ein großes Marktpotenzial für nachhaltige Produkte gesehen, das mit qualifizierter Beratung gehoben werden kann. Herr Gadinger stellte außerdem fest, dass sich nachhaltige Versicherungsprodukte dadurch auszeichnen, dass Risken, die durch den Klimawandel entstehen, gedeckt werden, dass Risken, die dem Klimawandel entgegenwirken, gedeckt werden und dass die Sparprämien der Kund:innen in nachhaltige Investments veranlagt werden. Weiters stellte der Referent die fondsgebundene Lebensversicherung der Wiener Städtischen Versicherung vor. Im Rahmen dieser Lebensversicherung können die Kund:innen aus 19 verschiedenen Umweltzeichen-Fonds auswählen.

Im Rahmen des Webinars wurde ein zweites Produkt, das Träger des Österreichischen Umweltzeichens ist, vorgestellt. Adrian Gheorghe von der Zürich Versicherungs-AG brachte den Zuhörer:innen den Fondsauswahlprozess beim Lebensversicherungsprodukt der Zürich näher. Auch dieses Finanzprodukt ist mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Die Kund:innen können aus zehn verschiedenen nachhaltigen Fonds mit Umweltzeichen auswählen.

Christian Prantner, Abteilung Konsumentenpolitik/Finanzdienstleistung der AK Wien, machte in einem weiteren Beitrag im Webinar einen Sprung in die Welt der Sachversicherungen. Er beschäftigte sich mit den Tarifen von angebotenen Haushalts-/Eigenheimversicherungen und welche Risiken (nicht) abgedeckt werden. Er erläuterte, dass Schäden durch Hochwasser, Überschwemmungen, Lawinen und Vermurungen, die in Österreich immer häufiger auftreten, nur mit sehr geringen Summen versichert sind. Er stellte weiters fest, dass „grün“ bei Versicherungstarifen meist bei Kfz-Polizzen festzustellen ist, etwa durch Rabatte bei E-Fahrzeugen. Gebäudeversicherungen setzen oft auf Energieeffizienz und Ökobau mit Prämienrabatten. Teilweise wird auch „nachhaltiger Schadenersatz“ angeboten, wenn reparieren statt wegwerfen gefördert wird. Christian Prantner resümiert, dass noch keine ESG-konforme Tarifpalette vorhanden ist, allerdings die Neuverträge bei Versicherungen mit mehr Nachhaltigkeitsaspekten verbunden sind.

Zum Abschluss widmete sich Raphael Fink vom Team Umweltzeichen im Verein für Konsumenteninformation der Qualitätssicherung bei nachhaltigen Versicherungsprodukten. Das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte gilt seit 2004 als Standard für nachhaltige Finanzprodukte in Österreich. Mittlerweile sind schon 385 Finanzprodukte mit dem Umweltzeichen zertifiziert, darunter auch fondsgebundene Lebensversicherungen, bei denen die eingezahlten Prämien in nachhaltige bzw. grüne Investmentfonds veranlagt werden.

Susanne Hasenhüttl von der ÖGUT, die durch das Webinar führte, bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei den Referent:innen für ihre spannenden Vorträge und bei allen Teilnehmer:innen für ihr Interesse sehr herzlich.

Das Webinar wurde von der ÖGUT im Auftrag des Klimaschutzministeriums und in Kooperation mit dem VKI/Umweltzeichen durchgeführt. Die einzelnen Präsentationen und die Aufzeichnung des Webinars stehen auf der Website der ÖGUT zum Download zur Verfügung: https://www.oegut.at/de/events/2024/12/uz-webinar-nh-ansaetze-versicherungsunternehmen.php

Susanne Hasenhüttl, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT)