Klatschmohn
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Schutz der Biodiversität – Was kann die Finanzbranche tun?

Laut dem Weltwirtschaftsforum (Global Risk Report 2023) zählt der Verlust der Biodiversität neben fehlendem Klimaschutz und Klimawandelanpassung sowie Unwetterkatastrophen zu den vier größten Risiken für die Weltbevölkerung in den nächsten 10 Jahren. Unter Biodiversität ist die Vielfalt von Leben, ob Tier oder Pflanze, zu verstehen. Um diese zu erhalten, braucht es Schutz und Erhalt der unterschiedlichen Lebensräume.

Welcher Handlungsbedarf von Seiten der Finanzbranche besteht, wurde am 7. November 2023 im Rahmen eines Webinars vorgestellt und diskutiert. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Webinarreihe „Grünes Geld für Grüne Investitionen“, welches von der ÖGUT im Auftrag des Klimaschutzministeriums und in Kooperation mit dem Umweltzeichenteam im VKI durchgeführt wurde. Durch die Veranstaltung führte Katharina Muner-Sammer (ÖGUT).

Nach der Begrüßung von Josef Behofsics (BMK), gab Jakob Mayr (WWF) eine Einführung in das Thema Biodiversität. Er wies darauf hin, dass unzählige, überlebenswichtige Leistungen, die wir täglich brauchen, der biologischen Vielfalt zu verdanken sind. Weiters sprach er von der aktuellen Biodiversitätskrise, in der wir uns befinden. Diese drückt sich durch einen extremen Artenrückgang von 69 Prozent seit 1970 aus (WWF 2022: Living Planet Report). Als Treiber dieser Krise werden die Zerstörung von Lebensraum, die Klimakrise, die Übernutzung von Arten, Umweltverschmutzung und invasive Arten und Krankheiten genannt.

Anete Liepina von investRFP ging in ihrem Vortrag auf die unterschiedlichen Biodiversitätsrisiken für die Real- bzw. Finanzwirtschaft ein – darunter zählen physische Risiken (Abgängigkeit von Naturkapital), Haftungsrisiken (z.B. Gerichtsverfahren, Strafen) und Transitionsrisiken (z.B. Beschaffungsstandards). Die Verluste von Ökosystemleistungen verursachen Schäden von 4 Billionen bis 20 Billionen US-Dollar pro Jahr (PIR 2023: Does biodiversity risk affect asset prices?). Gleichzeitig bietet der Schutz der Biodiversität auch Geschäftsmöglichkeiten. Hier verweist Liepina auf die Richtlinien und Empfehlungen des World Economic Forums für unterschiedliche Branchen (Business for Nature 2023: Sector Actions Towards a Nature -Positive Future).

Globales Rahmenabkommen für den Schutz der Biodiversität

Der Schutz der Biodiversität wird mittlerweile verstärkt auf EU-Ebene in gesetzliche Rahmenwerke für die Finanz- und Realwirtschaft integriert, z.B. in die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD -Nachhaltigkeitsberichterstattung), der EU-Taxonomie und dem EU-Lieferkettengesetz (CSDDD). Auf internationaler Ebene endete im Dezember 2022 die UN-Biodiversitätskonferenz mit einem neuen „Globalen Rahmenabkommen für den Schutz der Biodiversität“.

Rose mit Biene
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Christoph Chrysalis vom Umweltbundesamt ging in seinem Vortrag auf das Thema Biodiversität im Rahmen der EU-Taxonomie ein. Die EU-Taxonomie ist ein einheitliches Klassifikationssystem, um ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten zu definieren. Der Schutz der Biodiversität zählt zu einem der sechs Umweltziele innerhalb der Taxonomie. Chrysalis wies darauf hin, dass trotz hoher Priorität, wichtige Themen wie zum Beispiel Land- und Forstwirtschaft, Herstellung von Lebensmitteln usw. nicht in die Taxonomie aufgenommen wurden. Konkret gibt es nur zwei „taxonomiekonforme“ Aktivitäten, die direkt zum Schutz der Biodiversität beitragen: Wiederherstellung von Lebensräumen und Tourismusbetriebe. Ansonsten werden Biodiversitätsrisiken indirekt innerhalb der EU-Taxonomie abgedeckt (Do No Significant Harm/DNSH).

Beispiele aus der Praxis

Im Anschluss folgten zwei Praxisbeispiele aus der Finanzbranche, die sich dem Schutz der Biodiversität widmen. Stefanie Schock und Dominik Varga von der EAM stellten die Biodiversity Richtlinie der Erste Asset Management vor. Neben dem Bekenntnis zum Schutz der Biodiversität, wird das Thema in den Investmentprozess integriert und mittels Active Ownership (Engagement) vorangetrieben. Günther Herndlhofer von der VBV - Vorsorgekasse AG, berichtete über den „Finance for Biodiversity Plegde“, welches die Vorsorgekasse als erstes österreichisches Finanzunternehmen unterzeichnet hat. Diese Plattform bietet einen Wissensaustausch innerhalb ihrer Teilnehmer:innen und gemeinsame Engagementaktivitäten bzw. Arbeitsgruppen.

Ein Resümee dieser Veranstaltung ist die Dringlichkeit des Themas „Schutz der Biodiversität“ und die enge Verknüpfung mit dem Thema Klimawandel. Gleichzeitig gibt es bereits Richtlinien und Initiativen in diesem Bereich, die den Unternehmen beim Einstieg in das Thema helfen können.

Die einzelnen Präsentationen des Webinars können hier heruntergeladen werden: https://www.oegut.at/de/events/2023/11/uz-webinar-schutz-biodiversitaet-was-kann-finanzbranche-tun.php

Katharina Muner-Sammer, ÖGUT