Fassade im Bauzustand
© BMLRT, Alexander Haiden

Neue Umweltzeichen-Richtlinie für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)

Wärmedämmung von Gebäuden spart fossile Energieträger und trägt über die Senkung des CO2-Ausstoßes dazu bei, eine bedrohliche Überhitzung der Erde zu verhindern. Außenwände werden daher mit Dämmstoffen versehen und mit Witterungsschutz (Putz oder ähnliches) überzogen. Beides zusammen ergibt: ein Wärmedämmverbundsystem.

Im Fokus stehen üblicherweise die Wärmedämmung, der Schutz des Gebäudes vor Witterungseinflüssen und optische Eigenschaften. Umwelteinflüsse bei der Herstellung der Materialien, die jeweiligen Treibhauspotentiale, problematische Kontaminationen und gesundheitliche Gefahren durch die verwendeten Chemikalien oder Treibmittel und Flammschutzmittel, die über gesetzliche Standards hinausgehen, spielen eher eine untergeordnete Rolle. Algen, Pilze und Mikroorganismen, die zu einer Vergrauung der Fassade führen, werden mit umweltschädlichen Bioziden bekämpft. Aspekte der Kreislaufwirtschaft bleiben ebenso vernachlässigt, wie die Optimierung der Abfallökobilanz nach dem Gebrauch.

Nicht zuletzt sorgen schlecht ausgeführte Montagen für hohen Wartungs- und Sanierungsaufwand während der Nutzung, wobei erhoffte Effekte für Klima, Energie und Umwelt wieder verloren gehen.

Um all diesen Umständen durch ein Qualitäts- und Umweltgütesiegel zu begegnen, wurde für das Österreichische Umweltzeichen eine Richtlinie für biozidfreie und umweltfreundlichere Wärmedämmverbundsysteme entwickelt. Deren Anforderungen zielen sowohl auf die Herstellung der einzelnen Komponenten, die eingesetzten Werkstoffe und Materialien, als auch auf die Ausführungsqualität der Montage und das Recycling nach dem Gebrauch ab. Eine hohe Zufriedenheit bei der Nutzung soll ebenso sichergestellt werden, wie ein ambitionierter Klimaschutz und eine überdurchschnittlich hohe ökologische Qualität.

Auszeichnungswürdige Wärmedämmverbundsysteme müssen geprüft und bewertet sein und folgende Eigenschaften aufweisen:

 

  • Umweltfreundlichere Werkstoffe und Materialien
  • Keine gefährlichen Chemikalien oder Schadstoffe, die die Abfallentsorgung stören
  • Keine kritischen Flammschutzmittel und Treibmittel
  • Keine Biozide in Kleber, Armierungsputze, Oberputze, Fugenmörtel oder Dämmstoffen
  • Keine Biozide gegen Algen, Pilze und Flechten
  • Optische Beständigkeit durch Widerstandsfähigkeit gegen Vergrauung
  • Aussagen zur Ökobilanz der Produktherstellung

 

Die stofflich geeigneten Komponenten eines Umweltzeichen-WDVS dürfen nur in einer geeigneten Konstruktion (Planung) eingesetzt und von geschultem Fachpersonal nach detaillierten Vorgaben eingebaut werden. Rein mechanische Befestigungen sind ebenso möglich, wie nicht mineralische Untergründe, etwa aus Holz. Planung und Bauausführung tragen eine Mitverantwortung für die Realisierung eines Umweltzeichen-Wärmedämmverbundsystems. Durch die Kriterien abgesichert sind:

  • Haltbarkeit / Dauerhaftigkeit durch Prüf- und Bewertungsvorgaben
  • Anforderungen der Energieeinsparverordnung
  • Informationen für Planung, Handwerk und Bauherr:innen
  • Qualitätssicherung / sachgerechte Ausführung der Arbeiten
  • Recyclinggerechter Rückbau, eine optimale Abfallökobilanz und maximale Kreislaufwirtschaft

 

Seit inkrafttreten der Richtlinie am 01.01.2021 kann über eine Antragssoftware beim Verein für Konsumenteninformation eine Lizenz für die Nutzung des Österreichischen Umweltzeichens beantragt werden.
Wenn noch keine Registrierung besteht:

oder, bei bestehender Registrierung:

 

Antragsberechtigt sind innovative Anbieter:innen, die ein Wärmedämmverbundsystem als einheitliches Produkt herstellen bzw. entwickeln oder herstellen lassen und dieses Produkt unter eigenem Namen oder eigener Marke vermarkten. Bei bestehender Zertifizierung mit dem Blauen Engel ist kein neuerliches Gutachten notwendig, die Belegung weniger Abweichungen ist ausreichend.

Rückfragen und Kontakt:

DI Oswald Streif, Verein für Konsumenteninformation

Bereich Untersuchungen – Umweltzeichen

Tel. + 43 1 588 77-272 | ostreif@vki.at