Frauenmuseum Hittisau Ausstellung Stoffwechsel
© FMH _ Angela Lamprecht

Brauche ich das wirklich?

Wie Polyester, Überproduktion und Ausbeutung die Modeindustrie prägen: In der Ausstellung STOFF/WECHSEL. Ein kritischer Blick auf Fast Fashion, ein Aufruf zu bewusstem Konsum wirft das Frauenmuseum Hittisau einen Blick auf negative Auswirkung der Textilindustrie.

Die Modeindustrie hat sich zu einem globalen Player in Sachen Umweltverschmutzung entwickelt: Sie verursacht rund 20% der Wasserverschmutzung weltweit und ca. 10% der CO2-Emissionen – mehr als die internationale Luft- und Seeschifffahrt zusammen. Ein zentrales Problem ist die schiere Masse an Kleidung, die jährlich produziert, aber oft gar nie getragen wird. Zwischen 2014 und 2020 hat sich das Volumen der weltweiten Textilproduktion verdoppelt – auf etwa 200 Milliarden Kleidungsstücken pro Jahr.

In Österreich besitzen Menschen im Durchschnitt rund 85 Kleidungsstücke. Acht davon werden jedoch kaum oder nie getragen. So landet weltweit jede Sekunde eine ganze LKW-Ladung an Kleidung auf der Deponie oder in Verbrennungsanlagen.

Kunstfaser auf Kosten der Umwelt

Die Vielfalt der verwendeten Fasern hat sich in den letzten Jahren dramatisch verringert. Der Siegeszug von Fast Fashion und Ultra-Fast Fashion führt dazu, dass heute rund 60 % aller Textilien aus Polyester bestehen – einem erdölbasierten Kunststoff, dessen Produktion besonders CO₂-intensiv ist und beim Waschen Mikroplastik freisetzt.

Auf Platz zwei liegt die Baumwollfaser, die durch einen hohen Wasserverbrauch die Umwelt weiter belastet und mit oft prekären Arbeitsbedingungen einhergeht. Sowohl der ökologische als auch der soziale Preis für unsere Kleidung ist hoch – und wird überwiegend von Frauen getragen.

© FMH _ Angela Lamprecht

Zwischen Textilien, Konsum und Geschlechterverhältnissen

In der Ausstellung STOFF/WECHSEL. Ein kritischer Blick auf Fast Fashion, ein Aufruf zu bewusstem Konsum wirft das mit derm Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnete Frauenmuseum Hittisau nicht nur einen Blick auf die negativen Umweltauswirkungen einer überproduzierenden Textilindustrie, sondern auch auf die geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse entlang globaler Lieferketten: Die überwiegende Mehrheit der Textilarbeiter:innen weltweit sind Frauen. Sie arbeiten oft unter ausbeuterischen Bedingungen, mit niedrigen Löhnen, ohne soziale Absicherung – in einem System, das auf Ungleichheit basiert.

Gleichzeitig richtet sich die Modeindustrie in hohem Maße an Frauen als Konsumentinnen. Die Ausstellung hinterfragt diesen Kreislauf aus Konsumdruck und Abwertung der Arbeit von Frauen auf mehreren Ebenen. Gleichzeitig fragt sie, was wir als Konsument:innen dagegen tun können.

Kleine Frage, große Wirkung

Dabei scheint die eine Frage bei jeder Kaufentscheidung, gerade in Bezug auf Mode, zentral zu sein: Brauche ich das wirklich? Vor dem Hintergrund von Kleidungsstücken, die ungetragen im Müll landen, motiviert das Museum dazu, genau das bei sich selbst zu hinterfragen. Anlässlich des Umweltzeichen-Tages am 5. Juni lädt das Frauenmuseum Besucher:innen dazu ein, eine Postkarte mit dieser Frage mitzunehmen – als Impuls für nachhaltigere Entscheidungen. Unter dem Motto des Umweltzeichen-Tages Schluss mit Plastikmüll – recyceln statt wegwerfen legt das Vermittlungsteam des Museums am 5. Juni zudem einen besonderen Fokus auf Polyester als Hauptfaser in der Textilindustrie.

Andrea Schwarzmann

Quellen:

MODE ALS WEGWERFWARE. Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten, Tragedauer und Entsorgung von Kleidung in Österreich. 2019. Online verfügbar unter: https://greenpeace.at/assets/uploads/publications/presse/1906_FactSheet_Umfrage_Kleiderkonsum.pdf (14.05.25)

So stark befeuert die Modeindustrie den Wegwerf-Konsum. In: Website von Greenpeace Österreich. Zuletzt aktualisiert am 23.11.2021. Online verfügbar unter: https://greenpeace.at/news/blog-mode-zum-wegwerfen-gemacht/ (14.05.25)

Umweltauswirkungen von Textilproduktion und -abfällen. In: Website des Europäischen Parlaments. Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024. Online verfügbar unter: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20201208STO93327/umweltauswirkungen-von-textilproduktion-und-abfallen-infografik (14.05.2025)