Spielende Kinder
© Yasmin Wagner

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) schon im Kindergarten? – Unbedingt!

Wir müssen Kindern ermöglichen, im Kindergarten eine Kultur der Nachhaltigkeit zu erlernen und zu erproben. Genau dabei will das Österreichische Umweltzeichen unterstützen.

Wir müssen Kindern ermöglichen, im Kindergarten eine Kultur der Nachhaltigkeit zu erlernen und zu erproben. Der Drang der Kinder, zu gestalten und die Welt zu entdecken, wird dabei einbezogen. Nur so können sie als Erwachsene einen maßgeblichen Beitrag leisten, um eine nachhaltige Gesellschaft zu entwickeln. (1) Genau dabei will das Österreichische Umweltzeichen mitwirken: Die ersten Kindergärten werden im Februar 2018 geprüft.

Die Grundlage bilden die von der UNO formulierten Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die bis 2030 umzusetzen sind (siehe SDGs). Diese 17 Ziele sollen die Welt verändern, sie zu einem besseren Ort für alle machen. Sie gelten daher für jeden – überall. Bildung spielt dabei eine wesentliche Rolle (siehe Ziel 4 der SDGs). Im zugehörigen „Weltaktionsprogramm“ wird mehrmals auf die frühkindliche Bildung verwiesen.

Ute Stoltenberg, Professorin für Nachhaltigkeitswissenschaft, bringt im BNE-Jahrbuch 2014, die bisherigen Hemmnisse auf den Punkt: „Nein, jetzt müssen wir uns auf Inklusion konzentrieren – da bleibt für Bildung für nachhaltige Entwicklung keine Zeit.“ – oder: „Wir haben letztes Jahr ein Wasser-Projekt zu BNE gemacht; dieses Jahr haben wir so viele andere Probleme ...“. Dabei sind die Wirkungen der BNE enorm: Vor allem die jüngsten Kinder lernen durch Vorbilder(z.B. Eltern, PädagogInnen) oder einfach dadurch, wie im Kindergarten Nachhaltigkeit gelebt wird.

Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten für Kinder, Recht auf Zukunft 2

Das Konzept „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ sieht Kinder als „Bürger“ mit einem Recht auf Zukunft und auf eine Bildung, die deren Gestaltung ermöglicht. Unser Wissen über eine nicht nachhaltige Entwicklung verpflichtet uns, Kindern Beispiele gelingender Mensch-Natur-Verhältnisse und gelingenden Zusammenlebens zu geben. Dabei ist die Vielfalt des menschlichen Wissens, der Sichtweisen und Erfahrungen zu beachten. Kinder sind an der Ausgestaltung der Mensch-Natur-Verhältnisse zu beteiligen, sodass Bildungsprozesse im Sinne nachhaltiger Entwicklung möglich werden.

Kennenlernen der Natur

Am Beispiel von Naturbegegnung, die zu den klassischen Inhalten frühpädagogischer Arbeit gehört, lässt sich zeigen, wie die Perspektiven, mit denen man auf Natur blickt, durch das Konzept „BNE“ erweitert und verändert werden. Zum Beispiel, wenn Kinder nicht nur spüren, dass die Sonne wärmt, sondern wenn sie diese auch gezielt als Energiequelle nutzen, etwa um das Badewasser zu erwärmen.

Kindern kann eine Beziehung zu den Zeiten und Abläufen der Natur in der Form ermöglicht werden, dass sie nicht nur über sie staunen, sondern zugleich die Einsicht gewinnen, dass wir mit der Natur leben müssen und nicht gegen sie.

Das gilt für die Zeiten von Pflanzen oder Tieren, zum Beispiel indem selbst gesät und geerntet wird oder bewusst Erdbeeren in der Haupterntezeit auf dem Markt oder auf dem Feld eingekauft werden, ebenso wie für die eigenen Zeiten, wenn bewusst auf Schlaf- oder Essensrhythmen eingegangen wird.

Kinder wollen hinter die Dinge sehen

Wenn Kinder durch Bildungsarbeit darauf aufmerksam gemacht werden, dass Dinge aus Natur bestehen, dass Dinge lange leben können (etwa wenn man sie repariert), dass Dinge ungleich verteilt sind (zum Beispiel Kleidung oder Spielzeug) und dass Dinge sich unterscheiden (zum Beispiel das Spielzeug von Kindern in armen Ländern und in reichen), verändert das die Sicht auf die Dinge und man kann ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit anbahnen.

Ermutigen soll BNE auch zu einer Haltung und zu Kompetenzen, die Mut zu Kreativität und das Beschreiten neuer Wege ermöglichen, zum Denken in Alternativen (Was wäre, wenn ...?). Kinder sind zu fürsorglichem anteilnehmendem Denken und Handeln in der Lage – zum Beispiel, wenn sie der Herkunft ihrer Frühstückseier nachgehen.

Nachhaltige Entwicklung – ganz im Sinne des Umweltzeichens

Bildungseinrichtungen für Kleinkinder, die sich der Idee einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet fühlen und ihre pädagogische Arbeit danach ausrichten, werden auch bestrebt sein, ihre Einrichtung so zu gestalten, dass man im Alltag Erfahrungen mit nachhaltigem Handeln machen kann:

  • Beim Kauf und in der Zubereitung von Nahrungsmitteln aus regionalem und biologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung
  • Bei der Ausstattung der Räume durch menschen- und umweltfreundliche Materialien; durch den Umgang mit Dingen, zum Beispiel durch Instandsetzen und Reparieren von Kleidung oder Spielzeug unter Beteiligung von freiwilligen Kooperationspartnern aus dem regionalen Umfeld
  • Durch ein mit Kindern, Eltern und Beschäftigten der Einrichtung entwickeltes Mobilitätskonzept, das weniger ökologische Belastungen und mehr soziale, ökologische und kulturelle Erfahrungen durch gemeinsame, ggf. durch Erwachsene begleitete Fußwege mit sich bringt

So können Kinder (und Erwachsene!) Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung auch informell, „nebenbei“ lernen. Über die Eltern, Familien und den Kindergarten wird der Gedanke nachhaltiger Entwicklung und entsprechender Handlungsmöglichkeiten auch in der Region weiter verbreitert.

Weitere Informationen zum Thema


1 Zitat in Anlehnung an Edith Weninger aus BNE-Jahrbuch 2014, S. 58

2 Alle folgenden Ausführungen beruhen auf dem Artikel „Potenziale für Kinder und Gesellschaft“ von Ute Stoltenberg aus dem o.g. BNE-Jahrbuch, redaktionell gekürzte Fassung.