Best practise aus den Umweltzeichen-Bildungseinrichtungen
Aktuell sind 68 außerschulische Bildungseinrichtungen mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert und engagieren sich auf vielfältige Art und Weise für Nachhaltigkeit und Kimaschutz. Hier finden Sie einige Beispiele dazu.
Die Schwerpunkte der Umweltzeichen-Richtlinie für Bildungseinrichtungen liegen auf Umwelt- und Klimaschutz, Bildungsqualität, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und auch auf sozialen und gesundheitlichen Aspekten in Bezug auf die Einrichtung und ihre Kund:innen.
BNE verbindet vielfältige Methoden (z. B. World-Café, Brainstorming, Vortrag, Reflexion) mit BNE-Kompetenzen wie kritisch denken und zusammenarbeiten. Diese Kombination fördert nachhaltiges Lernen und befähigt Lernende, aktiv an der Gestaltung einer komplexen Zukunft mitzuwirken.
Gelungene Umsetzungsbeispiele aus der Praxis
Im Mai wurden bei einem Workshop Best-Practice-Beispiele dieser Organisationen vorgestellt. Folgend finden Sie einen alphabetisch gereihten Auszug daraus mit den gewählten Maßnahmen der Bildungseinrichtungen.
- Alpenverein-Akademie, Innsbruck: Kursleiter:innen reisen vorbildhaft mit öffentlichen Verkehrsmitteln an und die Zeiten der Veranstaltungen sind passend zum Fahrplan gewählt. Die Kurse stehen allen offen – auch Menschen mit Beeinträchtigung. Projekte wie INKlettern und die Alpinpädagogik mit Inklusionsschwerpunkt zeigen das Engagement. Für junge Teilnehmende gibt es vergünstigte Angebote und Mitarbeitende erhalten Fahrtkostenersatz sowie Zugang zu Dienstfahrrädern und E-Autos. Seit 2024 wird eine CO₂-Bilanz erstellt, um weitere gezielte Maßnahmen abzuleiten.
- Alpenverein Edelweiss, Wien: Im Alpenverein Edelweiss wurde zusätzlich zu den Umweltzeichen-Zielen eine Klimastrategie beschlossen. Der erste Schwerpunkt betrifft Mobilität. Dafür werden Informationen für eine klimafreundliche Anreise angeboten und besondere Touren vorgestellt, für die eine An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist. Viele dieser Strecken führen nicht wieder zum Ausgangspunkt zurück. Das ist auch ein Anreiz für Bus oder Bahn. Das zweite Kernthema ist die Klimaneutralität bereits bis zum Jahr 2033.
- Bildungshaus Schloss St. Martin, Graz: Mit dem Beitritt zu einer Energiegemeinschaft setzt die Einrichtung ein starkes Zeichen für nachhaltige Energieversorgung – und spart dabei deutlich bei den Stromkosten. Weitere Bildungseinrichtungen in der Steiermark sollen diesem erfolgreichen Modell nacheifern.
- BFI Salzburg, Salzburg Stadt: Bei dieser Bildungseinrichtung sind die Räumlichkeiten der größte Energieverbraucher – rund 6.000 m² müssen klimatisiert werden. Um den Bedarf zu senken, werden verschiedene Ansätze geprüft: eine Verkleinerung der genutzten Fläche, zeitweise Untervermietung oder sogar ein Neubau. In enger Abstimmung mit dem Vermieter wird laufend daran gearbeitet, die Nutzung effizienter zu gestalten. Auch innerhalb der Räume setzt das BFI Salzburg gezielte Maßnahmen zur Hitzevermeidung und zum bewussten Einsatz von Klimaanlagen – zumal viele Mitarbeiter:innen auf deren Nutzung verzichten möchten. Durch die Anbringung von Hitzeschutzfolien konnte die Raumtemperatur um etwa 3 °C gesenkt werden, was zu einer spürbar besseren Raumqualität für die Mitarbeiter:innen geführt hat.
- Chemie Akademie, Graz: Für Studierende wurde ein günstiger Sozialraum eingerichtet, der Fairtrade-Kaffee mit frischer Milch, eine Mikrowelle und einen Geschirrspüler bietet. Ein klarer Nutzungs- und Reinigungsplan sorgt für Ordnung. Ziel ist es, den Austausch zu fördern und den Verbrauch von Coffee-to-go-Bechern zu reduzieren.
- ETC, Wien: Im Sommer wird die Raumnutzung gezielt angepasst: Um Energie für die Kühlung zu sparen, werden Räume mit starker Sonneneinstrahlung weniger verwendet. Besonders engagierte Mitarbeiter:innen im Bereich Umweltschutz werden sichtbar gemacht – etwa durch kurze Videos, die ihren Einsatz würdigen und zur Nachahmung anregen.
- Kardinal König Haus, Wien: Hier wird ein besonderes Augenmerk auf Lebensmittel gelegt. Um bei Veranstaltungen kein Essen zu verschwenden, wird abgefragt, wie viel nötig ist und bedarfsgerecht gekocht. Bleibt dennoch etwas über, können Besucher:innen Essen mitnehmen – in einer biologisch abbaubaren Gustobox. Zusätzlich ist das Kardinal König Haus bei „Too good to go“ dabei, wo Speisen abgegeben und von anderen günstig erworben werden können. Auch sehr g’schmackig: Mitarbeiter:innen können im Garten ein kleines Gemüsebeet betreuen.
- Kärntner Imkerschule, Pischeldorf: In Workshops wird vermittelt, wie sinnvolle Wildbienenhilfen gestaltet sein sollten – denn viele handelsübliche Modelle sind ungeeignet. Wildbienen werden als eigenständige Art gewürdigt und nicht als Konkurrenz zur Honigbiene gesehen. Die Informationen fließen auch in den Bienenlehrpfad ein.
- MUSIS, Graz: Der Steirische Museumsverband hat ein Leitbild erstellt, das zeigt, wohin er sich in Zukunft entwickeln will. Es beschreibt wichtige Abläufe, die Auswahl der Lernorte und auch die Rolle, die MUSIS in der Gesellschaft spielt. Teile dieses Leitbilds sind öffentlich zugänglich und machen deutlich, wie wichtig Qualität und ständige Verbesserung für die Einrichtung sind.
- Nationalpark Hohe Tauern: Im Seebachtal wurde ein barrierefreier Themenweg umgesetzt, zertifiziert durch den ÖZIV (Bundesverband für Menschen mit Behinderungen). Ranger wurden speziell geschult und testeten die Stationen selbst – etwa mit Rollstuhl oder unter Sehbeeinträchtigung. Sinnesstationen, Brailleschrift, spezielle Führungen und barrierefreie Besucherzentren ergänzen das Angebot. Auch der neue Gebäudestandard als Passivhaus, die Nutzung von Erdwärme und Photovoltaik sowie eigene E-Fahrzeuge und E-Tankstellen zeigen den umfassenden Nachhaltigkeitsansatz. Im Shop werden vermehrt regionale Produkte und Holzspielzeug angeboten – als Alternative zu Plastikware aus Fernost. Eigene Richtlinien für umweltfreundliches Merchandising unterstützen diesen Weg. Die Partnerschaft mit Schulen und das Projekt „Bahnhofswandern“ runden das Engagement ab. Für das „Haus des Wassers“ wurde ein eigenes Leitbild entwickelt, das regelmäßig überprüft wird. Durch genaue Beobachtung konnten ein Wasserleck entdeckt und große Verluste vermieden werden. Die Klimaschule des Nationalparks erreichte seit 2010 mehr als 34.000 Kinder.
- Naturwelten Steiermark, Mixnitz: Die Barrierefreiheit wird gezielt für unterschiedliche Zielgruppen umgesetzt – darunter auch Menschen mit Hörbeeinträchtigung oder kognitiven Einschränkungen. Eine virtuelle 360°-Rundwanderung durch das Gebäude ergänzt das Angebot. Besonders hervorzuheben ist der Außenbereich, der inhaltlich gut durchdacht und auf verschiedene Lernbedürfnisse abgestimmt ist.
- Perspektive Landwirtschaft, Wien: Die Organisation fördert flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice und mobiles Arbeiten. Damit wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert – ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Personalpolitik.
- Umweltdachverband, Wien: Alle Mitarbeitenden sind eingeladen, mit dem Office-Bingo die Themen des Österreichischen Umweltzeichens kennenzulernen. Bei diesem Bingo werden erledigte Aufgaben, die Umweltbewusstsein, soziale Verantwortung und Gesundheit im Büro fördern, angekreuzt. Diese Aktion verbindet Nachhaltigkeit mit Humor und Wertschätzung – und motiviert dazu, kleine, aber wirkungsvolle Beiträge im Arbeitsalltag sichtbar zu machen. So wird das Umweltzeichen nicht nur als Gütesiegel, sondern als gelebte Haltung im Team verstanden. Interessierte können sich das Office-Bingo hier downloaden.
Die Richtlinie UZ 302 ist von Ö-Cert als Qualitätsmanagementsystem anerkannt – ein weiterer Beleg für die hohen Standards, die Bildungseinrichtungen mit dem Umweltzeichen erfüllen. Weitere Informationen – auch für Schulen und Kindergärten – finden Sie unter: umweltzeichen.at/bildung