Palmölfrüchte
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Palmöl – Segen oder Fluch?

Palmöl findet sich in Aufstrichen und Schokoladen ebenso wie in Kosmetik und Waschmittel. Sogar als Sprit für unsere Autos eignet es sich. Doch die Gewinnung dieses heißbegehrten Grundstoffs geht mit massiven Umweltproblemen einher. Bieten nachhaltige Programme eine Alternative? 

Palmöl wird aus dem orangeroten Fruchtfleisch und den Kernen der Früchte von Ölpalmen gewonnen. Nach dem Raffinieren und Bleichen ist es weiß und schmeckt mild und fast neutral. Es ist bei Raumtemperatur fest, deshalb eignet es sich für Aufstriche, Glasuren, Cremen, Eiskonfekt und Suppenwürze. 90% des Palmöls gehen in die Lebensmittelproduktion, nur rund 10 % werden für Nicht-Nahrungsmittel (Chemieprodukte und Kraftstoffe) eingesetzt. Besonders das Palmkernöl ist ein willkommener Grundstoff für die Herstellung von wasch- und reinigungsaktiven Substanzen für Kosmetika und Waschmittel.

Zudem liefern die bis zu 30 Meter hohen Ölpalmen einen enormen Ertrag: Ein Baum kann bis zu 350 Kilogramm Früchte tragen, im Schnitt kann man sieben Tonnen Palmöl und eine Tonne Palmkernöl pro Hektar erzielen. Der Ertrag ist etwa fünf Mal so hoch wie bei Raps. Eine Ölpalme beginnt nach vier bis fünf Jahren zu tragen und kann theoretisch bis zu 200 Jahre alt werden. Kein Wunder also, dass Palmöl und Palmkernfett mit 30 Prozent Marktanteil das wichtigste Pflanzenöl der Welt ist.

Problematischer Anbau

Die Ölpalme wächst überall, wo es heiß und feucht ist, also in den Tropen. Weil sie so ertragreich sind und das Öl vielseitig einsetzbar ist, werden immer mehr Ölpalmen angepflanzt – zumeist in riesigen Monokulturen, für die zuvor tropischer Regenwald abgeholzt und abgebrannt wurden. Bis zu 90 Prozent des Weltmarktanteils kommen aus Indonesien und Malaysia. Indonesien betrachtet den Ölpalmen-Anbau als Chance zur ländlichen Entwicklung und will seine Palmöl-Produktion bis zum Jahr 2020 nahezu verdoppeln. Nach Prognosen des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen UNEP aus dem Jahr 2007 könnte dadurch bis zum Jahr 2022 der Großteil des Regenwaldes in Indonesien – weltweit der drittgrößte - degradiert oder verschwunden sein. Mit dem Wald geht auch Lebensraum für viele Kleinbauern und die überaus reiche Artenvielfalt verloren.

Negative CO2-Bilanz

Das Schlägern und Abbrennen des Regenwaldes verursacht auch einen immensen CO2-Ausstoß. Dabei sind jene Palmölplantagen, die auf Torfböden angebaut werden, das größte Problem. In Indonesien gibt es Torfböden, die 10 bis 20 Meter dick sind und sehr viel Kohlenstoff speichern. Um auf diesen Böden Ölpalmen anbauen zu können, werden Kanäle gegraben, die den Wasserspiegel auf einen Meter unter der Oberfläche absinken lassen. Der Torf trocknet dadurch aus, beginnt zu oxidieren und wird von Bakterien und Pilzen abgebaut. Das bedeutet, dass von einer Ölpalmenplantage kontinuierlich Kohlendioxid freigesetzt wird.

Wege zu nachhaltigem Palmöl?

Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es Initiativen, die Gewinnung von Palmöl auf nachhaltige Art und Weise zu organisieren. So hat der WWF im Jahr 2004 den Roundtable on Sustainable Palmoil, RSPO (runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine freiwillige Initiative mit dem Ziel, auf den Plantagen mehr für Naturschutz und Menschenrechte zu tun als gesetzlich vorgeschrieben wird. Der RSPO hat mittlerweile 1.300 Mitglieder in 50 Ländern; es sind Plantagenbetreiber, Abnehmer, Händler, Investoren und Vertreter von NGOs wie WWF oder Oxfam. Im Jahr 2013 waren 15 Prozent des weltweit produzierten Palmöls RSPO-zertifiziert.

Dennoch bleibt die Kritik, wie weit man von Nachhaltigkeit sprechen kann, wenn immer noch Regenwald gerodet wird und gefährliche Herbizide eingesetzt werden. Genau an diesem Punkt steht aktuell die Diskussion um die Neugestaltung der Umweltzeichen-Richtlinien für abspülbare Kosmetik Seifen, Shampoos, usw.), Wasch- und Reinigungsmittel. Das EU-Ecolabel verlangt, dass das Palmöl in diesen Produkten aus zertifiziertem Anbau stammt. Susanne Stark vom Verein für Konsumenteninformation befürchtet, dass damit eine Zertifizierungsmaschinerie für ein Produkt in Gang gesetzt werde, dessen Nachhaltigkeit zumindest fragwürdig erscheint. Immerhin sei es aber ein Schritt in die richtige Richtung.

In der neuen Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens soll zusätzlich zu einer verpflichtenden Zertifizierung von Palmöl festgeschrieben werden, dass 50% der Tenside aus erneuerbaren Rohstoffen stammen müssen. Damit soll verhindert werden, dass vermehrt petrochemische Tensiden eingesetzt werden, um einem Nachweis der Herkunft der Rohstoffe zu entgehen.

Und in der Praxis?

Erdal (Frosch) setzt Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen ein. Das verwendete Palmkernöl ist RSPO zertifiziert, wird jedoch schrittweise durch europäische Pflanzenöle wie Raps-, Oliven- oder Leinöl aus europäischer Produktion ergänzt bzw. ersetzt. Diese unterscheiden sich allerdings in ihren chemischen Eigenschaften deutlich von Palmkernöl. Die Herausforderung besteht also darin, die hohe Qualität der Produkte zu erhalten.

Ähnlich lautet die Strategie der Pernauer Chemiewerke, die unter anderem für SPAR (Splendid nature) und BIPA (bi good) Produkte mit dem Österreichischen Umweltzeichen herstellen. Auch hier wird der Einsatz von Palmöl schrittweise durch heimische Rohstoffe wie z.B. Seifen aus Rapsöl oder Tensiden, die nicht auf Palmöl basieren ersetzt. Die Rapsöl-Fettsäuren sind ein Nebenprodukt der Speiseölerzeugung sind stehen damit nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln.