Hände eincremen
© i_stockphoto Inga Ivanova

Alles Natur in der Kosmetik?

Naturkosmetik erobert den Markt. Wurde sie früher nur in kleinen Manufakturen oder selbst zubereitet, sind Bio-Shampoos und Rosen-Cremes heute sogar beim Diskonter zu bekommen. Doch wie kann man Qualität erkennen und ist überall, wo Natur draufsteht, auch nur Natur drinnen? Und was sagen uns die einzelnen Gütesiegel eigentlich genau?

Seit Aluminium in Deos und Hormone in Hautcremes für Schlagzeilen sorgen, sind Konsument*innen achtsamer geworden. Auch Parabene, Nanopartikel und Mikroplastik in Kosmetik werden kritisch aufgespürt. Durch Social Media und Apps, wie ToxFox, ist die Information über Hersteller, Inhaltsstoffe und Produktion schneller geworden als noch vor zehn Jahren. Die Naturkosmetikhersteller kommen den Wünschen der Konsument*innen mit einem großen Angebot entgegen. Sie haben Rezepturen und Produkte hervorgebracht, die am Anfang der Naturkosmetik noch nicht vorstellbar gewesen wären. Geruch und Konsistenz der Produkte haben sich stark verbessert.

Die Bezeichnungen können jedoch für Verwirrung sorgen. Auf europäischer und internationaler Ebene gibt es keine einheitlichen gesetzlichen Standards für Naturkosmetik. Und der Begriff „Natur“ alleine steht noch nicht für biologische Inhaltsstoffe. Aufschluss geben die unterschiedlichen Gütesiegel – wenn man weiß, was dahinter steckt.

Kontrollierte Naturkosmetik

Das ist das Siegel des Bundesverbandes deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH). Synthetische Duftstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte dürfen nicht verwendet werden. Einige pflanzliche Rohstoffe werden nur aus biologischem Anbau akzeptiert. Verpflichtende Prozentsätze zu Bio fehlen.

NaTrue

Dieses Siegel ist quasi eine Weiterentwicklung des BDIH-Siegels und wurde von einigen Naturkosmetikfirmen ins Leben gerufen, um klarer auszuschildern, wie hoch der Anteil an Bio-Zutaten ist. Außerdem ist das Siegel strenger in Hinblick auf Zusammensetzung der Produkte, Herstellungsverfahren sowie ökologische Praktiken. Ein 3-Sterne-System zeigt, ob es sich bei einem Produkt um Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bio-Anteil oder reine Bio-Kosmetik handelt.

ECOCERT

Das Ecocert-Siegel gibt es in zwei Stufen. Sowohl bei Natur- als auch bei Biokosmetik müssen mindestens 95% aller Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs sein. Der Bio-Anteil muss bei Naturkosmetik bei mindestens 50% liegen, bei Biokosmetik bei mindestens 95%.

AUSTRIA BIO GARANTIE

Das österreichische Gütesiegel gilt ausschließlich für Biokosmetik und stellt äußerst hohe Anforderungen: 100% Naturstoffe sind gefordert – mindestens 95% der landwirtschaftlichen Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau. Mit Produkten, die das Prüfsiegel „Zertifizierte Bio-Kosmetik“ von Austria Bio Garantie tragen, liegen Sie auf jeden Fall richtig, da es den höchsten Standard garantiert.

Vegan

In der EU darf keine Kosmetik verkauft werden, deren Inhaltsstoffe an Tieren getestet wurden. Das Verbot gilt jedoch nicht für Bestandteile, die auch in anderen Produkten eingesetzt werden. Die Siegel IHTK, Leaping Bunny und die PETA-Positivliste zeichnen Produkte aus, für die keine Tierversuche vorgenommen wurden. Die Veganblume kennzeichnet Produkte, die frei von tierischen Inhaltsstoffen sind.

Österreichisches Umweltzeichen

Die Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens baut auf den Kriterien des EU Eco Labels auf und gilt für „abspülbare“ Kosmetika wie Seifen, Duschgels, Shampoos, Rasierprodukte, Haarpflegemittel, Zahnpasten, Mundwasser und Hautreinigungsprodukte. Bei den Tensiden wird ein Anteil von 50% aus nachwachsenden Rohstoffen verlangt, unabhängig davon, ob diese aus biologischem oder konventionellem Anbau sind. Dafür gibt es eine lange Liste von bedenklichen Inhaltsstoffen, die grundsätzlich ausgeschlossen sind, etwa Mikroplastik, bestimmte Konservierungsstoffe, stark allergieauslösende Duftstoffe, Nanomaterialien, PVC oder Aluminium. Neben den gesundheitlichen Aspekten zielt die Richtlinie stark auf die Verringerung der Umweltbelastung ab. Daher sind im Kriterienkatalog auch Anforderungen an das Verpackungsmaterial zu finden.