Das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Immobilienfonds – eine Nachlese
Das Webinar startete mit einem Überblick über Nachhaltige Immobilienfonds und widmete sich insbesondere den wesentlichen Merkmalen einer nachhaltigen Immobilie wie schonender Ressourcen- und Flächenverbrauch, Reduktion von Emissionen, bestmögliche Funktionalität und andere Merkmale.
Bericht erstellt von Susanne Hasenhüttl und Katharina Muner-Sammer, ÖGUT
Waren es in der Vergangenheit vor allem einige Vorreiter, die nachhaltige Geldanlagen vorangetrieben haben, so ist das Thema mittlerweile im Mainstream angekommen. Von der Finanzindustrie wird zunehmend gefordert, ihren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise zu leisten, indem das Geld in Richtung Nachhaltigkeit fließt und grüne Projekte finanziert werden.
Da der Bau- und Gebäudesektor für etwa 38% des globalen CO2-Ausstoßes [Vgl. UNEP, 2020 GLOBAL STATUS REPORT FOR BUILDINGS AND CONSTRUCTION] verantwortlich ist, ist klar ersichtlich, welche große Bedeutung dieser Sektor für die Erreichung der Klimaschutzziele hat.
Es stellt sich nun die Frage, wann Immobilien und Immobilienfonds „grün“ sind und als nachhaltige Geldanlage gelten? Um Investor*innen hierzu eine Orientierung zu bieten und Vertrauen in ein Finanzprodukt zu schaffen, wurde bereits 2004 das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) entwickelt.
Seit 2016 können auch Nachhaltige Immobilienfonds mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet werden. Zu diesem Thema veranstaltete die ÖGUT am 14. Juli im Auftrag des Klimaschutzministeriums ein Webinar „Grünes Geld für grüne Investitionen. Das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Immobilienfonds“.
Josef Behofsics begrüßte die Teilnehmenden der Online-Veranstaltung im Namen des Klimaschutzministeriums und übergab an Susanne Hasenhüttl von der ÖGUT, die durch die Veranstaltung führte. Katharina Muner-Sammer, ebenfalls von der ÖGUT, startete mit einem Überblick über Nachhaltige Immobilienfonds und widmete sich insbesondere den wesentlichen Merkmalen einer nachhaltigen Immobilie wie schonender Ressourcen- und Flächenverbrauch, Reduktion von Emissionen, bestmögliche Funktionalität und andere Merkmale. In weiterer Folge ging es um die verschiedenen Nachhaltigkeitszertifikate für Gebäude und deren Anwendung in Europa. Es zeigte sich, dass v.a. klimaaktiv - das Gebäudebewertungssystem des Klimaschutzministeriums die meiste Anwendung am Österreichischen Markt findet.
Welche Anforderungen nun ein Gebäude zu erfüllen hat, um als „klimaaktiv“ zu gelten, zeigte in der Folge Inge Schrattenecker, ÖGUT und Programmleiterin des klimaaktiv-Programms Bauen und Sanieren, auf. Klimaaktiv bietet als Gebäudebewertungssystem des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) einen Kriterienkatalog für energieeffiziente und nachhaltige Gebäude. Erfüllt ein Gebäude die klimaaktiv-MUSS-Kriterien (klimaaktiv-Basiskriterien), kommt es als Investitionsobjekt für einen nachhaltigen Immobilienfonds in Frage. Raphael Fink vom Umweltzeichenteam im VKI führte im Anschluss aus, welche weiteren Kriterien ein Immobilienfonds erfüllen muss, um mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet werden zu können. Als sehr gut etablierter und glaubwürdiger Standard für nachhaltige Finanzprodukte bietet das Umweltzeichen Orientierung für Investor*innen in Österreich. Aktuell sind es fünf Immobilienfonds, die das Österreichische Umweltzeichen tragen. Raphael Fink verwies in seinen Ausführungen auch auf die zukünftigen Herausforderungen inhaltlicher Art (Stichwort EU-Taxonomie). Er sieht auf Ebene der Projektfinanzierungen tendenziell keine diesbezüglichen Schwierigkeiten, da die Taxonomie-Konformität der klimaaktiv-Basiskriterien sichergestellt werden wird.
Welche Herausforderungen mit der Konzeption bzw. Auflage eines Umweltzeichenkonformen Immobilienfonds verbunden sind, zeigten zwei weitere Präsentationen: Peter Karl, Vorstandsvorsitzender der ERSTE Immobilien KAG, präsentierte mit dem ERSTE RESPONSIBLE IMMOBILIENFONDS einen nachhaltigen Publikumsfonds. Peter Karl war der Überzeugung, dass eine Immobilie ohne „Nachhaltigkeit“ in Zukunft nicht mehr verkäuflich sein wird. Vor einigen Jahren bedurfte es dafür allerdings noch große Überzeugungsarbeit in der Immobilienwirtschaft. Hierin stimmte auch Christian Schön, Geschäftsführer der AURIS Immo Solutions GmbH, einem Verwalter von nachhaltigen Immobilien-Spezialfonds, zu. Christian Schön präsentierte zwei Spezialfonds für institutionelle Investoren und betonte die Bedeutung von Sanierungen für den Klimaschutz, aber auch die Hürden, die es zu überwinden gilt, um Bestandsgebäude nachhaltig auszurichten.
Die zahlreichen Fragen der Teilnehmer*innen bekundeten das große Interesse an der Veranstaltung.
Zum Abschluss des Webinars verwies Josef Behofsics auf die Fortsetzung der Webinarreihe zum Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte im Herbst. Nähere Informationen folgen dazu in Kürze.
Die einzelnen Präsentationen stehen bereits auf der Website der ÖGUT zum Download zur Verfügung: https://www.oegut.at/de/events/2021/06/uz-webinar-immo.php