Wissenschafter in Labor
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Farben und Lacke auf dem Prüfstand

Lacke, Lasuren und Wandfarben sind ein fixer Bestandteil bei der Gestaltung von Innenräumen. Doch die Anstriche und Versiegelungen belasten mitunter die Raumluft. 

Das Österreichische Umweltzeichen hilft bei der Suche nach umwelt- und gesundheitsfreundlichen Angeboten. Ob die Kriterien für das Gütesiegel auch eingehalten werden, wird streng kontrolliert.

Bis zu 90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in Innenräumen. Eine möglichst schadstoffarme Raumluft ist daher ein entscheidender Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden. Holzoberflächen und Wände werden zumeist behandelt und eingefärbt. Daraus entweichende Schadstoffe können Ermüdung, Kopfschmerzen oder Reizung der Schleimhäute auslösen.

Alle Mittel zur Oberflächenbehandlung, egal ob Lack, Lasur oder Dispersion, bestehen grundsätzlich aus einem Bindemittel und einem Lösemittel. Das Bindemittel bildet den Film, der die Oberfläche überzieht, das Lösemittel sorgt dafür, dass das Produkt im Gebinde und während der Verarbeitung flüssig bleibt. Danach verflüchtigt es sich in der Luft, der Anstrich trocknet und wird widerstandsfähig. Zu diesen Hauptkomponenten werden je nach Produkt noch Pigmente für die Farbgebung, Füllstoffe für Glanz und Oberflächenstruktur und Hilfsstoffe wie etwa Härtungsbeschleuniger oder Konservierungsmittel zugegeben.

Besonders bei den flüchtigen Bestandteilen ist es wichtig, auf eine möglichst verträgliche Zusammensetzung zu achten. Zwar sind Anstriche und Lacke in den letzten Jahrzehnten weniger bedenklich geworden. Lösemittel werden immer häufiger durch Wasser ersetzt. Doch auch Wasserlacke enthalten bis zu zehn Prozent organische Chemikalien, die als Co-Löser wirken. Selbst Ökolacke können bei falscher Verwendung zu gesundheitlichen Problemen führen.

Das Umweltzeichen widmet sich mit zwei Richtlinien dem Thema.

Das Österreichische Umweltzeichen fordert mit Richtlinien für Lacke, Lasuren, Versiegelungslacke und Wandfarben eine Reduktion der Schadstoffbelastung. Die ausgezeichneten Farben sind besonders arm an Lösemitteln und enthalten keine Weichmacher. Für die Konservierung ist nur eine eng begrenzte Palette an Stoffen zulässig. Darüber hinaus wird auch die Gebrauchsfähigkeit geprüft.

Geprüft wird die Erfüllung der Kriterien durch die OFI Technologie & Innovation GmbH in Wien. Dr. Anton Grünberger ist Leiter der Abteilung Lacke und Beschichtungen. „Wir bewerten die Produktgruppendefinition und die Gesundheits- und Umweltkriterien. Es werden chemisch-analytische Prüfungen etwa zu den organischen Lösemitteln durchgeführt und die Einhaltung der Vorgaben zu den Konservierungsstoffen kontrolliert. Weiters kann es erforderlich sein, die Produktionsstätte von der Anlieferung der Rohstoffe bis zur Abfüllung und Verpackung der Wandfarben unter die Lupe zu nehmen.

Abgerundet werden die Tests durch eine labortechnische Prüfung der Gebrauchstauglichkeit der Wandfarben und einen Check der Deklaration. Nicht korrekte oder unvollständige Angaben am Etikett sind die häufigsten Beanstandungen. Gelegentlich werden auch die sehr strengen Anforderungen an die Konservierung nicht erfüllt. „Bei der Berechnung der Werte berücksichtigen die Hersteller nicht, dass bestimmte Rohstoffe schon mit einer Vorkonservierung angeliefert werden und diese auch einen Beitrag zur Gesamtkonservierung liefern. Dadurch kann es zu einer Überschreitung der Grenzwerte kommen.“

Für Dr. Anton Grünberger hat das Umweltzeichen eine enorme Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. „Wandfarben werden in der Regel großflächig angewendet und haben damit eine große Bedeutung für die Qualität der Innenraumluft. In den letzten Jahren hat die Anzahl der umweltzeichengeprüften Wandfarben deutlich zugenommen. Das zeigt, dass die Beschichtungsstoffhersteller dem Wunsch der Konsumenten nach unter klaren und nachvollziehbaren Regeln bewerteten Wandfarben nachkommen.“