Haussperling Weibchen
© Nevit Dilmen. FreeImages.

Biodiversität – Artenschutz rund ums Gebäude

Bei Neubau oder Renovierung – Klimaschutz und Artenschutz am Gebäude? Jetzt wird`s tierisch wild!

Durch eine extensive oder intensive Begrünung können – selbst in der Stadt – wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen. In diesem Artikel wollen wir uns auf die tierischen Bewohner von Gebäuden konzentrieren.

Vielleicht stellen Sie sich jetzt die Frage – Warum Tiere in unserer Umgebung? Eine Antwort finden Sie u.a. hier: "Je größer die Vogelvielfalt in unserer Umgebung, desto zufriedener sind wir"

Selbstgebaut oder Fertigteil – ein friedliches Miteinander ist möglich!

Auf dem Dach, im Dach, Dachstuhl, Regenrinne, unter dem Traufenblech, Gesimse, Spalten in den Wänden oder an der Wand etc., Tiere begleiten uns und wohnen mit uns! Ganz egal ob im ruralen oder urbanen Raum. Die Spatzen (Haussperlinge), Mauersegler, Schwalben, oder sogar Jäger wie der Turmfalke, nutzen die menschgemachten Strukturen als Lebensraum.

Wenn man sie lässt, finden sie ihre Lieblingsplätze! Wobei oberste Priorität der Schutz der natürlichen Habitate haben muss. Ein höhlenreicher Altbaum kann nicht durch einen Brutkasten ersetzt werden und bietet auch anderen Tieren einen Lebensraum. Man kann sie aber unterstützen und mit Nisthilfen für erfolgreicheres Brüten sorgen. Einen Rundum-Blick finden Sie hier bei Birdlife.at.

Rauchschwalben
© Camilla e Giuliano. FreeImages.

Ein Rauchschwalbennest besteht aus tausenden Klumpen aus Erde, Wasser, Speichel und Rohfaser.

Schwalben Nachbarschaft
© Regine Tantau.

Auch für Schwalben kann man etwas tun. Hierbei bietet sich eine Mischung aus Gips und Holzspänen als Baumaterial an. Es gibt verschiedene Anbieter für Kunstnester, wobei meistens ein Holzbeton verwendet wird. Die Sorgen um Schäden an der Fassade können mit einfachen Hilfen (Kotbretter) verhindert werden. Im Bild sind Mehlschwalbennester zu sehen, links im Bild zwei Naturnester.

Problem: Glasflächen

Ein wichtiges und noch viel zu unterschätztes Thema sind Glasflächen. Aus Gründen der Lichtverhältnisse im Haus, als auch ästhetischen Ansprüchen, werden großflächige Verglasungen im Wohnungsbau eingesetzt. Das kann schwerwiegende Folgen für unsere gefiederten Mitbewohner haben. Durch die Spiegelungen der umgebenden Struktur oder der Durchsicht auf eine vermeintlich „sichere“ Passage krachen die Vögel gegen die Scheiben.

Das lässt sich verhindern! Am besten sollte dieser Aspekt schon in der Planung berücksichtigt werden. Wo Glasflächen unvermeidlich sind, sollte man vogelsicheres Glas verwenden, das mattiert, strukturiert oder durch Sandstrahlung gemustert ist. Besonders wirkungsvoll sind breite Streifen in möglichst geringem Abstand. Hier ein Einblick in die Möglichkeiten der sicheren Glasflächen.

Wer klopft denn da? Probleme mit Spechten

Im Frühjahr werden sie am häufigsten wahrgenommen, obwohl das signifikante Trommeln das ganze Jahr über zu hören ist. Manchmal oder immer öfter scheint es, als komme das Klopfen von Hauswänden. Die Meldungen über "verwirrte" Spechte sind keine Seltenheit mehr. Es werden Fassaden, Holzbalken oder Holzverkleidungen genutzt, meistens von Buntspechten. Am Häufigsten kommt das bei Häusern vor, die sich in der Nähe von Wäldern oder größeren Baumbeständen befinden und eine Wärmedämmfassade besitzen.

"Diese klingen für Spechte gleichsam wie leicht zu bearbeitende Baumstämme: der dünne Verputz entspricht der Rinde und das Isoliermaterial aus Polystyrol oder Mineralwolle ähnelt morschem Holz. Bevorzugte Angriffsstellen sind die Hauskanten oder die Umgebung der Fenster. Je weicher und rauer der Verputz ist, umso besser können Spechte sich daran festhalten, je dünner er ist, umso leichter wird er bearbeitet.“ so schreibt es Birdlife Österreich in der Broschüre „Spechtschäden an Gebäuden“.

Was tun?

Von Girlanden aus alten PET-Flaschen, Windräder oder Anpassung des Hausputzes. Möglichkeiten gibt es viele und diese verschaffen je nach Auswahl schnelle oder langfristige Hilfe! Bitte verzichten Sie auf schlaff hängende Netze, das sind regelrechte Vogelfallen und können zum Hunger- oder Erkältungstod führen. Als sehr wirksames Mittel, jedoch mit längerer Wartezeit verbunden, sind Fassadenbegrünungen!
Das mit Abstand beste Mittel gegen den Specht an der Fassade ist, einen Bestand an Altbäumen in der Umgebung zu erhalten.

Flugtiere der Nacht

Fledermäuse begleiten uns Menschen seit langem. Leider halten sich noch viele Mythen um die einzig aktiv fliegenden Säugetiere. Dabei gibt es nur drei Arten in Mittel- und Südamerika die sich vom Blut ernähren, von insgesamt 1428(!) Arten. Heimische Fledermäuse sind reine Insektenjäger und bewohnen unter anderem auch menschengemachte Strukturen.

Fledermäuse besitzen eine komplexe Lebensweise mit zeitlich und räumlich getrennten Lebensräumen. Im Winter brauchen sie gleichmäßig temperierte und störungsfreie Räume. Die sogenannten Winterquartiere befinden sich in unseren Breiten meist in Höhlen, Stollen, Bäumen oder auch in Holzstapel und an Gebäuden. Die Sommerquartiere finden sich in und an Gebäuden (Dachböden, aber auch Spaltenquartiere) und sonstigen Objekten (z.B. Brücken) sowie in und an Bäumen. Die sogenannten Wochenstuben dienen den Weibchen für die Jungenaufzucht.

Zwei Graue Langohren lächeln in die Kamera.

Die Hauptprobleme für Fledermäuse an Gebäuden sind:

  • Verschließen von diversen Zugängen an Gebäuden
  • Lichtquellen an den Ein- und Ausflugsöffnungen
  • Renovierungen ohne Absprache mit Expert*innen (zeitlicher Faktor oft wichtig)

Graues Langohr in der Wochenstube
© KBürger. KFFÖ.

Solche Gitter können am Dachboden zu tödlichen Fallen werden.

Wie Schützen?

Um einen langfristigen Schutz zu gewährleisten, sind Schutzstrategien für die einzelnen Lebensraumelemente erforderlich:

  • Schutz von Quartieren (Sommer-, Winter- und Zwischenquartiere)
  • Schutz von Jagdgebieten und den Verbindungen zwischen Quartier und Jagdgebiet
  • Verzichten Sie auf Gifte (Insektizide, Herbizide, Holzschutzmittel) in Haus, Garten, Land- und Forstwirtschaft
  • Verzichten Sie auf Außenbeleuchtung in der Nacht

Einige Fledermausarten können wie Vögel mit Kästen unterstützt werden. Ob selbst gebaut oder gekauft.

Fledermäuse Ersatzquartiere
© KBürger. KFFÖ.

Dezent und effektiv – Fledermauskästen.

Mehr Infos rund um die Fledermäuse in Österreich finden Sie bei der KFFÖ.