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Wie klimaschädlich Chemikalien sind

Die Produktion von Chemikalien verschlingt Energie und Rohstoffe, verursacht gewaltige Mengen an CO2-Emissionen. Und treibt damit den Klimawandel voran! Aber nun der Reihe nach …

Chemische Industrie? Was? Wie? Chemikalien beeinflussen das Klima? Wie jetzt? Es gibt einen Zusammenhang zwischen chemischer Industrie und Klimakatastrophe? Ich dachte, vor allem Autos sind verantwortlich für den Klimawandel. Dem ist aber nicht so. Und gleich vorweg: Ohne Veränderungen bei der Produktion von Chemikalien werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen.

For a toxic-free future? Aber derzeit wächst die chemische Industrie dramatisch und produziert Kunststoffe en masse. Gegenwärtig ist sogar eine Beschleunigung der Kunststoffproduktion feststellbar, die ungebremst „in den nächsten sechs Jahren voraussichtlich um 30 bis 36 % zunehmen wird“, berichtet Pamela Miller, Co-Vorsitzende von International Pollutants Elimination Network (IPEN), das „for a toxic-free future“ kämpft.

Die chemische Industrie beeinflusst durch Energieverbrauch bei der Produktion das Klima. Aber auch durch „versteckten“ Kohlenstoff in vor ihr geschaffenen Kunststoffen – der bei ihrer „Entsorgung“ frei wird. Schauen wir uns diese Punkte im Einzelnen an.

Energieverschleiß. Gewaltiger! Um Chemikalien zur produzieren, muss sehr viel Energie aufgewendet werden, die oft aus fossilen Quellen stammt. Es ist sogar so, dass innerhalb des Produktionssektors die chemische Industrie derzeit weltweit am meisten Energie verbraucht – und damit gewaltige Mengen an CO2-Emissionen verursacht. Und so den Klimawandel vorantreibt.

Jetzt! Und nicht später. Aber: Die petrochemische Industrie wächst und wächst und wird 70 % des prognostizierten Anstiegs der Ölnachfrage bis 2026 verschlingen. Der Verbrauch fossiler Energieträger muss jedoch drastisch gedrosselt werden. Und zwar sofort! Nur so kann der weltweite CO2-Ausstoß gedrosselt werden. Denn das Zeitfenster, um den Klimawandel abzubremsen, ist bereits alarmierend klein geworden! Ein Ausweg? Stichwort: Dekarbonisierung! Also die Umstellung der Energiewirtschaft – eben auch der chemischen Industrie – in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kohlenstoff.

Rohstoffverbrauch. Die chemische Industrie verwendet fossile Rohstoffe zur Herstellung ihrer Produkte, die wir täglich verwenden, z. B. Verpackungen aus Kunststoff. Dadurch beinhalten diese Dinge – so auch die Tastatur eines Laptops oder die Innenausstattung eines Autos – „versteckten“, da eingeschlossenen Kohlenstoff. Da eben diese Produkte aus Erdöl hergestellt wurden. Wir sprechen hier von für den Normalbürger unvorstellbaren Mengen: Die weltweite Nachfrage nach Produkten aus Erdöl lässt derzeit 450 Megatonnen eingebetteten Kohlenstoffs pro Jahr entstehen! Also 450.000.000 Tonnen!

Problem entsorgt? Problem: Entsorgung! Werden diese Kunststoff-Produkte, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, verbrannt, wird der „versteckte“ Kohlenstoff freigesetzt. Das passiert aber auch auf einer Deponie, wenn etwa die Kunststoff-Verpackung auf „natürliche“ Weise „abgebaut“ wird. Die oben genannten, unglaublichen 450 Megatonnen eingebetteten Kohlenstoffs entwickeln so gewaltige CO2 -Emissionen (also zum zweiten Mal, da die ersten bereits bei der Produktion entstanden sind …), beschleunigen damit den Klimawandel. Das muss allen klar sein.

Einhalt! Was kann getan werden? Neben der angesprochenen Dekarbonisierung muss dringend die Art der Materialien verändert werden. Also weg von „versteckten“ Kohlenstoff. Der von der chemischen Industrie gebrauchte Kohlenstoff muss aus recycelten Material kommen. Dabei müssen die Mengen an recycelten Materialien, die in der Produktion verwendet werden, im Vergleich zu heute um mehr als das Zwanzigfache erhöht werden.

Sehr leicht gesagt. Aber nicht einfach getan. Denn: Sammelinfrastrukturen und Recyclingtechnologien fehlen vielfach. Hier muss rasch nachgebessert werden. Dann das Dilemma der gefährlichen Inhaltsstoffe im recycelten Material. Große Herausforderungen - die jedoch angegangen werden müssen. Denn es geht um das Überleben der Menschheit!

Buy Less, Choose Well, Make it Last. Auch die Konsumenten können einen Beitrag leisten, um den klimaschädlichen Einfluss von Chemikalien möglichst gering zu halten. Wie? Die britische Designerin Vivienne Westwood weiß eine Antwort, wenn sie fordert: „Buy Less, Choose Well, Make it Last“. Sehr wichtige Worte, denn gerade Bekleidung besteht heute vielfach aus synthetischen, „chemischen“ Fasern.

Erkenntnis. Es gibt einen sehr starken Zusammenhang zwischen Klimawandel und der Produktion von Chemikalien. Wir müssen Maßnahmen der Politik fordern, um die Folgen dieser Verkettung abzumildern. Eine stärkere Regulierung und strengere Kontrolle der chemischen Industrie ist dabei ein wichtiger Ansatz. Und die Aufklärung der Konsumenten, die ebenfalls in der Verantwortung sind! Und ihr Kaufverhalten jeden Tag neu überdenken können!