„Plastic Planet“ – in jeder Sphäre finden wir Plastikrückstände! Copyright by dottedhippo. Getty Images.
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Mikroplastik in der Umwelt

Freisetzung von umweltschädlichem Mikroplastik soll drastisch reduziert werden – Öffentliche Konsultation zum "Aktionsplan Mikroplastik" wurde am 4. März 2022 beendet.

Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket soll zum Schutz der Natur in Österreich die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt drastisch reduziert werden.

Mikroplastik sind winzige Plastikteilchen, die in der Umwelt, in unseren Lebensmitteln und sogar schon im menschlichen Körper gefunden wurden. Das kann zu weitreichenden Folgen für unsere Gesundheit und die Umwelt führen – vor allem, da die langfristigen Auswirkungen und Schäden noch kaum erforscht sind“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Trotzdem gelange Mikroplastik heute noch sehr oft unkontrolliert in die Umwelt – durch Kosmetikprodukte, Reifenabrieb oder beim Waschen von Gewand. „Das müssen wir in Zukunft verhindern. Deshalb werden wir mit dem Aktionsplan Mikroplastik jetzt Maßnahmen gegen die Verschmutzung unserer Natur setzen.“

Im Aktionsplan findet sich etwa eine wesentliche Änderung bei der Klärschlammbewirtschaftung. So sollen oftmals stark mit Mikroplastik belastete Klärschlamme in Zukunft nicht mehr in die Natur geraten. Österreich wird außerdem auf europäischer Ebene konsequent daran arbeiten, dass in Wasch- und Reinigungsmitteln, Düngemittel oder auch in Kosmetika kein Mikroplastik mehr enthalten sein darf. Um diese Entwicklung zur unterstützen, plant das BMK außerdem die Erforschung und Überwachung der Mikroplastikbelastung in der Umwelt zu verstärken.

„Mit dem Start der öffentlichen Konsultation holen wir nun noch mehr Expertise an Board. Die Einbindung der Öffentlichkeit – von der Wissenschaft über Unternehmen bis zu den Bürger:innen – ist ein ganz wichtiger Schritt. Und ich freue mich auf viele wertvolle Stellungnahmen“, so Gewessler zum Start der Konsultation.

Hier geht`s zur Konsultation: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/kunststoffe/mikroplastik.html

Als Mikroplastik bezeichnet man winzige Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind und aus unterschiedlichen Kunststoffarten bestehen können. Beispielsweise: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Polyurethan (PU) und viele weitere feste synthetische Polymere. Auch der Abrieb von Reifen (Gummi, Synthesekautschuk) wird als Mikroplastik betrachtet.

Primäres und sekundäres Mikroplastik

Das primäre Mikroplastik erfüllt einen Zweck. Die Plastikteilchen werden absichtlich Produkten wie z.B. Kosmetika, Reinigungsmitteln oder Farben beigefügt. Weniger bekannt ist der Einsatz bei Düngemitteln oder im Aufbau von Kunstrasen. Die weltweite Freisetzung von primärem Mikroplastik in die Ozeane wurde auf 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt. Je nach optimistischem oder pessimistischem Szenario schwankt die Schätzung zwischen 0,8 und 2,5 Mio. Tonnen/Jahr.

Das sekundäre Mikroplastik entsteht durch Abrieb und/oder Zerfall.

Kunststoffreste werden unbeabsichtigt durch Waschen von Textilien, Absplittern von Farbe oder etwa Reifenabrieb in die Umwelt freigesetzt. Sie treten unbeabsichtigt während der Verarbeitung von Materialien (z.B. beim Zuschnitt von Dämmmaterial) bzw. bei der Behandlung von Abfällen in Sortier- und Recyclinganlagen auf. Der Abbau größerer Kunststoffteile in kleinere Kunststofffragmente geschieht durch Photodegradation und andere Verwitterungsprozesse. Jambeck et al. (2015) berichtet, dass weltweit jedes Jahr zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Kunststoff durch falsch entsorgten Abfall (sekundäres Mikroplastik) in die Ozeane gelangen.

Plastikteilchen landen häufig im Meer bzw. am Strand. Copyright by dottedhippo. Getty Images.
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Plastikteilchen landen häufig im Meer bzw. am Strand. Copyright by dottedhippo. Getty Images.

Eine andere sekundäre Quelle sind größere Kunststoffteile, die in die Umwelt gelangen, z. B. durch Littering (d.i. durch achtloses Wegwerfen) von Getränke- und Take-away-Verpackungen, die mit der Zeit spröde werden und in Mikroplastik zerfallen. Derselbe Mechanismus wirkt bei in der Landwirtschaft eingesetzten Folien oder Baumschutzhüllen, die am Ende ihrer Nutzung nicht eingesammelt werden oder nicht mehr einsammelbar sind. Auch können Verluste während des Transportes (z. B. Pelletsverlust beim Umladen) und/oder der Lagerung von Produkten/Abfällen z.B. durch Windverwehungen auftreten.

Verbreitung und Verbleib in der Umwelt

Bewusst zugesetztes Mikroplastik aus Produkten wie Kosmetika, Reinigern und Farben wird nach Gebrauch häufig mit dem Spülwasser in die Kanalisation transportiert, ebenso wie Textilfasern aus dem Waschmaschinenabwasser. Über Straßenabläufe landet auch Reifenabrieb, gemeinsam mit weggeworfenem Plastik, das durch Regen oder Hochwasser weggespült wurde, in der Kanalisation.

Das Abwasser wird in Kläranlagen durchaus effizient von Mikroplastik befreit und mit dem Klärschlamm abgetrennt. Bei der Verwertung des Klärschlamms als Dünger wird das Mikroplastik jedoch zurück in die Umwelt und auf die Böden gebracht. Vermehrt wird gerade Mikroplastik aus sekundären Quellen, allen voran durch den Reifenabrieb im Verkehr, auf Böden beobachtet. Laut Umweltbundesamt 2015, sind das in Österreich rund 6.800 Tonnen jährlich. Der Großteil wird innerhalb von fünf Metern links und rechts neben Straßen deponiert, ein weiterer Teil gelangt in Oberflächengewässer und der Rest wird in den Boden eingetragen. Eine Verlagerung in tiefe Bodenschichten bis hin zum Grundwasser ist zwar denkbar, entsprechende Daten fehlen. Die atmosphärische Verfrachtung über weite Distanzen erscheint möglich, da Mikroplastik selbst in entlegene Gebiete wie z.B. Hochgebirgs- und Polarregionen vorgedrungen ist.

Der Reifenabrieb als größter Verursacher von Mikroplastik. Copyright Pat Herman. freeimages.
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Der Reifenabrieb als größter Verursacher von Mikroplastik. Copyright Pat Herman. freeimages.

Mittlerweile wurde Mikroplastik weltweit in sämtlichen Umweltmedien nachgewiesen: in den Weltmeeren und Oberflächengewässern, in Tiefseesedimenten, in landwirtschaftlich genutzten Böden und in diversen Organismen. Auch Lebensmittel (Muscheln, Salz, etc.) und Getränke können Mikroplastik enthalten. Als Konsequenz wurde es bereits im menschlichen Stuhl gefunden.

Bedeutung für Umwelt und Gesundheit

Mikroplastik birgt verschiedene Gefahren und kann ein Risiko für Umwelt und Gesundheit darstellen. Einerseits sind schädliche Zusatzstoffe im Kunststoff (z.B. Weichmacher, Flammschutzmittel) enthalten, die in die Umwelt freigesetzt werden können. Andererseits spielen bereits in der Umwelt vorhandene Schadstoffe eine Rolle, da sie sich am Mikroplastik anhaften und anreichern können. Bei ökotoxikologischen Untersuchungen unter Laborbedingungen wurden vor allem bei hohen Mikroplastik-Konzentrationen Effekte gefunden. Studien zur Risikobewertung geben aber vorerst Entwarnung, da derart hohe Mikroplastikmengen in der Umwelt noch nicht gemessen worden sind.

Reduktion des Eintrags in die Umwelt

Der Schlüssel liegt in vielen Fällen bei der verantwortungsvollen Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen.

  • Einen wesentlichen Beitrag leistet das Produktdesign, indem z. B. Produkte ohne Mikroplastikzusatz bereitgestellt werden. Waschmaschinen mit geeignetem Mikroplastikfilter reduzieren den Austrag von Mikroplastik in das Abwasser.
  • Die Eindämmung des Litterings und ein bewusstes Konsumverhalten haben eine unmittelbare positive Auswirkung auf die Mikroplastikproblematik. Wer im Autoverkehr auf spritsparende Fahrweise achtet, reduziert damit als Nebeneffekt den Reifenabrieb.

„Littering“ – Vermüllung, in diesem Fall entlang 50m Straßenrand im ruralen Raum.

„Littering“ – Vermüllung, in diesem Fall entlang 50m Straßenrand im ruralen Raum.

  • Auf betrieblicher Ebene lässt sich die Freisetzung von Mikroplastik durch technische Maßnahmen (z.B. Filter) sowie durch spezielles Training der Fachkräfte erzielen. Im Rahmen des „Zero Pellet Loss“ Pakt wurde beispielsweise die Reduktion von Verlusten von Rohmaterial (Umfüllen, Transport, Abwasser) erreicht.
  • Aktionsplan Mikroplastik 2020-2024. Der Aktionsplan ist ein Beitrag Österreichs zur Umsetzung des „Grünen Deals“ der EU, insbesondere des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft, der EU-Plastikstrategie sowie des EU-Aktionsplans zur Schadstofffreiheit von Luft, Wasser und Boden. Maßnahmen im Bereich Mikroplastik stellen auch einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung dar. Die Arbeiten zum Aktionsplan Mikroplastik sind unter der Federführung des BMK bereits intensiv angelaufen. Ein Entwurf wird Ende 2021 vorliegen.

Das Österreichische Umweltzeichen und Mikroplastik

Das Österreichische Umweltzeichen hat in verschiedenen Produktbereichen einen Einfluss auf Mikroplastik. Hier ein kleiner Überblick:

Der fachlichen Input wurde vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellt. Danke! https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/stoffradar/was-ist-mikroplastik

Mikroplastik in der Umwelt, Statusbericht 2019. https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0727.pdf

Mikroplastik. https://www.ages.at/themen/rueckstaende-kontaminanten/mikroplastik

Vermeidung von Mikroplastik. https://www.umweltberatung.at/mikroplastik

Aktionsplan Mikroplastik. https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/kunststoffe/mikroplastik.htm

Jambeck, J.R., Andrady, A., Geyer, R., Narayan, R., Perryman, M., Siegler, T., Wilcox, C., Lavender Law, K. , (2015). Plastic waste inputs from land into the ocean, Science, 347, p. 768-771.