Bepflanzte Terrakotta-Töpfe
© NiG-Alexander Haiden

Ökologisches Gärtnern beginnt im Kopf!

Es klingt vielleicht plakativ, aber Grenzen für das ökologische Gärtnern sind vor allem im Kopf. Fixe Vorstellungen wie ein Garten auszusehen hat, lassen wenig Handlungsspielräume zu.

Wo die Vorstellung, wie ein Garten auszusehen hat, unverrückbar zementiert ist, da haben wir wenig Handlungsspielräume“, philosophiert Frau DI Katja Batakovic von „Natur im Garten“. Offenheit, Neugier und Akzeptanz sowie Respekt gegenüber Pflanzen, Tieren, Menschen sind daher angesagt – dann wird der naturnahe Garten für alle zum (kleinen) Paradies!

Dass bei der Arbeit im Garten auf die Umwelt geachtet werden muss – ist heute vielen in Österreich klar. Nur: wie schaut umweltverantwortliches gärtnerisches Tun konkret aus? Für diese Frage hat „Natur im Garten“ mit ihrem Kompetenzzentrum in Tulln (https://www.naturimgarten.at/) die richtigen Antworten parat. 1999 gegründet, setzt sich „Natur im Garten“ für private und professionelle Gartenarbeit MIT und nicht gegen die Natur ein. Denn Ziel war und ist es, das Bewusstsein für naturnahes Gärtnern der Bevölkerung zu vermitteln. Über 15.800 Hausgärten in Niederösterreich wurden bereits mit der „Natur im Garten“ Plakette ausgezeichnet. Nicht nur deshalb erhielt „Natur im Garten“ 2016 das Österreichische Umweltzeichen.

Plakette Natur im Garten
© NaturimGarten

Wir haben uns daher mit Frau DI Katja Batakovic über wichtige Garten-Fragen unterhalten. Die absolute Garten-Fachfrau leitet den Bereich „Beratung, Bildung & Wissen“ bei „Natur im Garten“. Von ihren Antworten kann jeder Gärtner, jede Gärtnerin dem naturnahes, ökologisches Arbeiten im Grünen ein Anliegen ist, profitieren. Weiterzulesen zahlt sich aus: für Sie, Ihr kleines (oder auch größeres) grünes Paradies und schlussendlich für die ganze (Um-)Welt!

Umweltbewusstes Gärtnern ist immer mehr Österreichern und Österreicherinnen ein Anliegen. Welche Aktivitäten sind Ihrer Meinung im Garten unabdingbar, damit auch tatsächlich von einem umweltverantwortlichen gärtnerischen Tun gesprochen werden kann?

Wer umweltbewusst gärtnert, verzichtet in jedem Fall auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel und verwendet keinen Torf. Stattdessen bietet sich ein vorbeugender bzw. biologischer Pflanzenschutz an, man setzt organische Dünger – allen voran Kompost – ein. Für Pflanzen, die ein saures Bodenmilieu benötigen, helfen Nadel- oder Laubkompost.

Im Zuge des Klimawandels ist der schonende Umgang mit Wasser natürlich ganz wesentlich. Mulchen spart viel Wasser und schützt zudem das Bodenleben. Die Speicherung und Nutzung von Regenwasser hilft ebenso beim Wassersparen wie richtiges Gießen.

Um auch der Flora und Fauna vielfältige Lebensräume zu bieten, sind naturnahe Gestaltung, die Verwendung standortgerechter und bevorzugt heimischer Pflanzen wichtige Prinzipien zur Sicherung der Artenvielfalt. Wer auf exotische Pflanzen nicht verzichten will, sollte jene mit ungefüllten Blüten wählen, diese bieten der Insektenwelt eine Nahrungsquelle, die in Folge auch Vögeln und dem gesamten Ökosystem zu Gute kommt.

Der niederösterreichischen Aktion „Natur im Garten“ – sie feiert heuer ihr 20jähriges Bestehen – liegt Gartenarbeit mit und nicht gegen die Natur am Herzen. Wie war die Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren?

"Natur im Garten" hat damals mit den Privatgärten, also mit HobbygärtnerInnen begonnen. Das Credo – und vermutlich die Basis des Erfolgs – war die Menschen für das Gärtnern im Einklang mit der Natur zu motivieren, und sie nicht mittels Verboten zu maßregeln. Das Interesse stieg stetig und damit die Anzahl an Beratungen. Über die Jahre entstand ein Bildungsprogramm mit Vorträgen, Seminaren und Workshops für HobbygärtnerInnen und Fachtagen für GartenprofessionistInnen. Später kamen Lehrgänge dazu, und seit zwei Jahren können sich Gartenfans bequem vor dem Bildschirm bei unseren Webinare („Internet-Seminare“) fortbilden. Neben der bekannten ORF-Sendung "Natur im Garten" etablierten wir uns auch in den Social Media. Mittlerweile liegt unser Schwerpunkt auf den Gemeinden und im öffentlichen Grün. Gemeinden, Schaugärten und Partnerbetriebe sind wichtige Player, um so viele Gärten und Grünräume wie möglich nach den "Natur im Garten"- Kriterien zu gestalten und zu pflegen.

Welche Fragen stellen Ihnen Menschen am häufigsten, die naturnah, ökologisch gärtnern wollen?

Der größte Unterschied zum konventionellen Gärtnern ist das vorausschauende Zusammenspiel von Gestaltung, Materialwahl, Anlage und Pflege eines Gartens. Statt Symptome zu bekämpfen, setzen wir auf die Herstellung, Förderung und Erhaltung stabiler Ökosysteme, die natürliche Gleichgewichte bilden. Daher beziehen sich viele Fragen auf das praktische Tun, das „Wie“ des Gärtnerns, und auf Pflanzenkrankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Garten.

Komposterde
© NiG, Alexander Haiden

Gibt es für Sie Grenzen der ökologischen Gartenarbeit? Wenn ja, wo sehen Sie diese?

Es klingt vielleicht plakativ, aber Grenzen sehe ich für das ökologische Gärtnern vor allem im Kopf. Wo die Vorstellung, wie ein Garten auszusehen hat, unverrückbar zementiert ist, da haben wir wenig Handlungsspielräume. Wo es jedoch Offenheit und Neugier gibt, Akzeptanz für die Bedürfnisse von Pflanzen und Tieren, grundlegenden Respekt für Lebewesen, da findet man immer einen Weg, den Garten so zu gestalten, dass sich Menschen darin zu Hause fühlen können, und das im Einklang mit der Natur und ihren Kreisläufen. Letztlich müssen Gärten den Bedürfnissen ihrer BewohnerInnen entsprechen und von diesen als attraktiv empfunden werden.

Vor drei Jahren, 2016, wurde „Natur im Garten“ mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Was bedeutet das ÖZ für „Natur im Garten“, für Sie persönlich?

Nachdem mein Herz für die Bildung schlägt, war es für mich spannend, unsere Seminare und Fachtage aus dem Blickwinkel des Umweltzeichens zu betrachten. Wir geben unseren TeilnehmerInnen ja viele Botschaften und Anregungen mit, wie sie ökologisch und nachhaltig gärtnern können. Aber was setzen die Menschen wirklich um? Wo gelangt das neue Wissen auch ins tägliche Handeln? So habe ich auch meinen eigenen Garten nochmal unter die Lupe genommen und festgestellt, dass es immer noch Möglichkeiten gibt. Ganz konkret möchte ich noch viel mehr Regenwasser auffangen und nutzen als bisher.

Inwieweit hat die Zertifizierung „Natur im Garten“ verändert, neue Impulse gebracht?

Bei uns gehört ökologisches Bewusstsein und schonender Umgang mit Ressourcen ja von Grund auf zur Firmenphilosophie. Die Umweltzeichen-Zertifizierung hat uns jedoch geholfen, unsere gewohnten Abläufe und Prozesse kritisch zu beleuchten. Die ÖBB-Card bekommt bei uns schon lange jede/r Mitarbeiter/in, aber 2017 haben wir unseren Firmen-PKW gegen ein Elektroauto getauscht. Es gibt viel weniger Printprodukte, sondern mehr Online-Publikationen und elektronische Infoblätter als früher. Im Verwaltungsbereich haben wir Prozesse digitalisiert, um auch intern so wenig Papier wie möglich zu verbrauchen. Inhaltlich haben wir schon sehr früh das Thema des Klimagärtnerns aufgegriffen, aber seit ca. 3 Jahren bekommen wir dazu eine enorme Resonanz, es ist mittlerweile wirklich bei fast allen Menschen angekommen.

Welche Aktivitäten plant "Natur im Garten" für die Zukunft?

Wir bleiben dem Thema der Ökologie natürlich auch in Zukunft treu, derzeit engagieren wir uns im Bereich des gemeinnützigen Wohnbaus besonders für das Grün auf Plätzen, an Fassaden und auf Dächern.

Mobiles Grün Berlin
© NiG Hufing

Wir werden nur zukunftsfähig sein, wenn wir die Bodenversiegelung stoppen, einen ganzheitlich durchdachten Umgang mit dem Thema Regenwasser finden und eine harmonische, klimafreundliche Verbindung von Gebäuden und Freiräumen schaffen.

Es gilt, Gartenkonzepte zu entwickeln, die mit den klimatischen Veränderungen Schritt halten können. Wir wollen Grünräume mit hoher Aufenthaltsqualität sichern, damit Menschen auch in Zukunft mit Freude und Zufriedenheit garteln, entspannen und genießen können.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau DI Katja Batakovic für ihre kompetenten und engagierten Antworten! Grüner Daumen – dreimal hoch!!!