Blick über Judenburg vom Sternenturm aus
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Tipps für nachhaltige Business Reisen

300 Mio. Geschäftsreisen wurden 2022 EU weit laut BT4Europe (der Europäische Plattform für Geschäftsreisen) durchgeführt. Grund genug, um sich über deren Nachhaltigkeit Gedanken zu machen. Denn fast jede Fahrt zu einem Termin kann emissionsärmer stattfinden, bei Nutzung der Bahn statt dem Auto auch die Verkehrssicherheit erhöhen, mit der Wahl von Hotels und Freizeitaktivitäten die regionale Wirtschaft fördern und bei guter Information sozial unpassendes Verhalten verhindern.

Die Global Business Travel Association (GBTA) beschäftigte sich 2023 in einer Umfrage unter Travelmanagern mit nachaltigen Geschäftsreisen und hat folgende Erkenntnisse gewonnen:

  • 76% bis 89% implementieren schon Nachhaltigkeitsmaßen resp. wollen es tun
  • 19% glauben, dass Nachhaltigkeitsbedenken die Geschäftsreisen 2024 beeinflussen werden
  • 39% der Travelmanager (in Europa und Lateinamerika sogar 63%) sehen Nachhaltigkeit als eine Priorität 2024.

Aber: Nur 14% der Travelmanager sagen, dass die Branche bereits wirklich am Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist. Das größte Hindernis laut Umfrage sind höhere Kosten, das zweitgrößte: Transparente und glaubwürdige Informationen für das Reporting. Es fehlen Tools und Partner für die Umsetzung. Am besten gefördert werden könnte mehr Nachhaltigkeit durch einen Kulturwandel in der Branche und leichte Zugänglichkeit zu validen Informationen und Daten.

In Österreich versucht die ABTA (Austrian Business Travel Association) den nachhaltigen Wandel voranzubringen und sieht folgend Trends:

  • Unternehmen fordern von Mitarbeiter:innen weniger zu reisen, mit der Begründung Kimaschutz und Nachhaltigkeit.
  • Bei Bahnreisen und Hotelübernachtungen in zertifizierten Hotels kann es zu Mehrkosten kommen, aber „Nachhaltigkeit vor Wirtschaftlichkeit“ wird bis zu einem gewissen Grad von manchen Unternehmen bereits akzeptiert.
  • Es fehlen Standards für die Messung und Entwicklung klimaschonender Reiseaktivitäten, da es keine oder keine einheitlichen KPIs (key performance indicators) gibt – diese sollten EU weit gültig sein, um Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
  • Travel IT Anbieter sollten Rundum-Apps anbieten, z.B. Ergänzung der Buchungs- und Abrechnungsprozesse um alle möglichen Transportarten, unterstützende Funktionen wie Gepäcktracking, Wegweiser durch Flughäfen und Bahnhöfe, eingebettete Messenger, Emissionsberechnungen und weitere Zahlen für das Nachhaltigkeitsreporting

Der VCÖ veröffentlichte für die verwendeten Verkehrsmittel für Dienstreisen 2022 in Österreich Zahlen, die gegenüber 2019 eine erfreuliche Zunahme der Reisen mit dem Zug um 5% eine Abnahme der Flugreisen um 10 Prozent zeigen. Allerdings ist auch die Nutzung des Autos um 11% gestiegen und macht mit 52% mehr als die Hälfte der Dienstreisen aus.

Welche Tipps gibt es für Unternehmen, um bei Dienstreisen nachhaltige Akzente zu setzen?

Viele Kampagnen, NPOs und Akteure setzen sich bereits dafür ein, nachhaltigere Dienstreisen zu ermöglichen (ein paar Links s.u.). Hier ein paar Ideen daraus als Anstoß:

Meet Online!

Um die Umwelt zu entlasten, sollten so viele Dienstreisen wie möglich durch virtuelle Meetings/Besprechungen ersetzt werden. Vor allem wenn es um 1:1 Besprechungen geht. Oder Meetings die kürzer als 4 Stunden sind, aber eine weitere Reise erfordern würden. Dafür sollte den Mitarbeitenden gute Videokonferenzmöglichkeiten angeboten werden. Das nimmt auch auf die Gesundheit von Mitarbeiter:innen Rücksicht, vor allem, wenn über Zeitzonen geflogen werden müsste.

Zug als Norm

Öffentliche Verkehrsmittel sollten die Norm sein und Auto oder Flug die Ausnahme (die vielleicht sogar genehmigt werden muss). Für manche, mit dem Zug gut erreichbare, Ziele, könnte eine Bahnanreise auch verpflichtend vorgeschrieben werden. Dafür kann Mitarbeitenden mehr Zeit für Dienstreisen zugestanden werden oder erste Klasse Plätze angeboten werden. Reisen mit dem Zug erhöht auch die Verkehrssicherheit.

Wenn es ein Flug sein muss

Zwar werden Flüge immer die höchste Emissionen verursachen, man kann aber trotzdem versuchen diese zu minimieren und Flugreisen effizienter zu gestalten. Wenn ein Flug wirklich notwendig ist, sollte versucht werden, mehrere Termine zusammenzulegen, auch wenn das ggf. eine längere Aufenthaltsdauer bedeutet. Es kann darauf geachtet werden, ob es Fluglinien gibt, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen (z.B. in die Erzeugung echt nachhaltiger Treibstoffe investieren) und oder optimierte Flüge buchen (z.B. mit nachhaltigen Treibstoffen, moderne Maschine). Besonders günstig ist es, auf First- oder Buisness Class zu verzichten: Laut AndersReizen, emittiert ein Business Class Passagier auf einem Langstreckenflug fast dreimal so viel Treibhausgase wie ein Gast in der Economy Class. Frequent Flyer Miles und Loyalty Programme für persönlichen Gebrauch sollten als Incentives für Mitarbeitende abgeschafft werden. Es hilft auch,Direktflüge zu buchen (der Start und Landevorgang verursacht mehr Emissionen) und Anschlussflüge durch öffentlichen Verkehr zu ersetzen. Weiters sollte nicht mit „Creative Ticketing“ gearbeitet werden, um Leerplätze in Flugzeugen nicht zu forcieren.

Mit dem Auto

Wenn Ziele öffentlich nicht erreichbar sind, könnten Elektroautos statt Verbrennern zum Einsatz kommen. Auch Mietwagen für die letzte Meile nach dem Bahnhof, oder bei kürzeren Strecken ein Abholservice durch den Partner sind ein Möglichkeit. Vielleicht ergibt sich unter Kollgeg:innen mit ähnlichen Zielen auch ein Car-Pooling?

Am Reiseziel

Bevorzugen Sie Unterkünfte mit Umweltgütesiegel, wenn vor Ort vorhanden, oder kleinere, lokal geführte Hotels statt Ketten.

Bei Auslandsreisen in andere kulturelle Gesellschaften kann ein Reiseguide hilfreich sein, der Mitarbeitende aufs Reiseland vorbereitet. Dieser gibt ihnen Informationen zu Kultur, Risiken, örtlichen Gepflogenheiten, Trinkgeld, Prostitution, Korruption etc. Auch ein Leitfaden des Arbeitgebers, welches Verhalten vor Ort erwünscht ist und was „No Gos“ sind, kann Mitarbeitend unterstützen, nicht in Fettnäpfen zu treten oder sogar in kritische Situationen zu geraten.

Mit gutem Beispiel voran

Das Travelmanagement sollte ein für Mitarbeitende einsehbares Dashboard über die Reiseemissionen des Unternehmens einführen, Verbesserungen könnten mit Incentives belohnt werden. Engagierte Mitarbeiter:innen können als Peers mit gutem Beispiel vorangehen. Besonders hilfreich ist es, wenn Vorgesetzte aus dem Management als Vorreiter nachhaltige Reisemaßnahmen mittragen und umsetzen.

Weitere Tipps und Infos:

Travel Smart-Kampagne - Travel Smart (travelsmartcampaign.org) (Kampagne für Unternehmen inkl. Beratung und Unternehmensranking)

Home - Campaign for Better Transport

Sustainable Hospitality Alliance

Professional Certificate in Sustainable Business Travel | GSTC (gstcouncil.org)