Brenda Taggart
© Sybille Pirklbauer

Die Zukunft der Bildung im Kindergarten

Elementarbildung ist für die Chancen im Leben besonders wichtig. Empathie der Pädagoginnen, eine hochwertige Ausbildung und Strukturqualität der Einrichtungen ermöglichen die beste Bildungsqualität. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und Demokratie sind essentiell. Der Betreuungsschlüssel ist differenziert zu betrachten. Lesen Sie hier die Ergebnisse des Symposiums „Kinderbetreuung und Elementarbildung in der Zukunft“.

Elementarbildung - das Fundament der Gesellschaft

In einer mitreißenden Präsentation erläuterte Frau Prof. Brenda Taggart vom Bildungsinstitut des University College London die Bedeutung des Kindergartens für die spätere Bildung und die Chancen von Kindern und Jugendlichen. Dabei wurden die positiven Wirkungen der Elementarbildung hinsichtlich Leseleistung, Sprache, Mathematik und soziales Verhalten ausgewertet. Die Effekte sind umso nachhaltiger, je qualitativ hochwertiger die Elementarbildung ist und wenn diese länger als 2 Jahre dauert (egal ob halbtags oder ganztägig). Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen erreichen überhaupt nur durch Vorschulbildung ein Basisniveau an Lesekompetenz!

An der bisher größten und längsten Langzeitstudie über 17 Jahre (!) nahmen 2800 Kinder aus 141 öffentlichen und privaten Vorschuleinrichtungen in England teil, sowie weitere 380 Kinder ohne oder mit kaum Vorschulbildung. Weitere Details siehe: Downloads EPPSE 3-16+ Project (The Effective Pre-School, Primary and Secondary Education project).

Außerdem wurden Studienergebnisse aus Irland und den USA zitiert, wonach jeder für 3-6-Jährige investierte Euro 7fach als „Return on Investment“ zurückkommt.

Wie Bildungsqualität und –effizienz erreicht wird

Gemäß der EPPSE-Studie profitieren die Kinder von der Bildung am meisten, wenn:

  • Pädagoginnen gerne mit Kindern arbeiten, gut ausgebildet sind und wissen, wie Kinder lernen
  • intellektuelle und soziale Bildung im Kindergarten gleich wichtig sind
  • es eine respektvolle Kinder-Erwachsenenbeziehung gibt und die Bildungsinhalte durch offene Fragen gemeinsam erarbeitet werden
  • freies Spiel und pädagogische Impulse sich die Waage halten
  • Kinder bei der Lösung von Konflikten unterstützt werden
  • Eltern bei der Bildung miteinbezogen werden

Danach präsentierte Prof. Dr. Bernhard Koch von der PH Steiermark die Sicht aus Österreich mit 7 Thesen für eine Qualitätssteigerung von Kindergärten:

Bernhard Koch
© Sybille Pirklbauer

  • Anerkennung der Elementarbildung durch die Gesellschaft (ideell und materiell)
  • geteilte Verantwortung von Eltern und Kindergarten
  • Finanzielle Ressourcen (Personal und Investitionen bzw. Bildungsbauten)
  • Strukturen: Zuständigkeiten im Bund, Bildungsrahmenplan, hochwertige Ausbildung, pädagogische Strukturqualität, Leitung und Qualitätsmanagement
  • mehr Forschung
  • Internationaler Austausch
  • Verbesserungen bei der Aus- und Weiterbildung

Download der Präsentation von Bernhard Koch.

Bildung für nachhaltige Entwicklung und Demokratie ...

... sind laut Prof. Koch essentiell für unsere Zukunft. Das Österreichische Umweltzeichen setzt mit seiner Richtlinie für Kindergärten (UZ 303) genau diese Schwerpunkte. Darüber hinaus sind einige der oben genannten Punkte wie Weiterbildung, Kooperation mit den Eltern, oder Partizipation als gelebte Demokratie Teil der Richtlinie. Die Strukturqualität wird u.a. durch folgende Kriterien gefördert: pädagogisches Konzept, Raumkonzept und Grünflächen, Vorbereitungszeit für PädagogInnen oder Bonuspunkte bei besseren Betreuungsschlüssel). Eine Balance von freiem Spiel und pädagogischen Impulsen ist ein implizites Ziel der Richtlinie UZ 303.

Der Betreuungsschlüssel - heiß diskutiert

Aus den empirischen Daten geht kein direkter, linearer Zusammenhang zwischen Betreuungsschlüssel (= Relation Kinder zu PädagogInnen) und Bildungsqualität hervor. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass ein gutes Betreuungsverhältnis besonders für Kleinkinder unter 3 Jahren bedeutend ist. Bei Kleinkindern mit einem schlechten Betreuungsschlüssel wurde nämlich ein erhöhter Wert an Stresshormonen gemessen. Und ganz wichtig: das Personal wird durch einen besseren Betreuungsschlüssel entlastet und hat so mehr Energie für die Arbeit mit den Kindern.

Bericht von Arno Dermutz